Das «Fest unter Freunden» wird aufgeteilt
04.08.2020 Frutigen, KulturDas KanderKultur-Festival soll nun doch nicht am 11./12. September stattfinden. Der Verein will stattdessen während eines Monats neun grössere Konzerte im Freien veranstalten – den Anfang macht am 4. September Philipp Fankhauser.
BENJAMIN HALTMEIER
Noch Anfang Mai ...
Das KanderKultur-Festival soll nun doch nicht am 11./12. September stattfinden. Der Verein will stattdessen während eines Monats neun grössere Konzerte im Freien veranstalten – den Anfang macht am 4. September Philipp Fankhauser.
BENJAMIN HALTMEIER
Noch Anfang Mai hatte Vereinspräsident Reto Grossen in Betracht gezogen, das Festival im Freibadareal Frutigen in verkleinerter Form durchzuführen. Diesen Plan hat KanderKultur inzwischen wieder verwerfen müssen. «Wir haben unter den gegebenen Auflagen des BAG keine Möglichkeit, das Festival zu veranstalten und sind nun mit einem Alternativplan am Start», erklärt Grossen. Denn nur auf den eingeschränkten Barbetrieb und kleine Shows vor der Badi Lounge zu setzen, reicht dem Verein nicht: Mit dem «Summer-Jam» auf der Terrasse allein würde das wirtschaftliche Überleben schwierig.
KanderKultur, das sonst jährlich an die 20 000 Gäste an seine verschiedenen Anlässe holt, verfolgt im Konzertbereich deshalb die Strategie einer Eventreihe mit neun Konzerten zwischen 4. September und 4. Oktober für jeweils 270 Besucher. «Die ‹Herbstbühne› für grössere Acts ist eigentlich das KanderKultur-Festival – über einen Monat verteilt. Da das Hallenbad in dieser Zeit wegen Renovationsarbeiten geschlossen sein wird, haben wir ganz andere Produktionsmöglichkeiten», sagt Grossen.
Blueser und Wortakrobaten vertreten
Für den Auftakt sorgt am 4. September Philipp Fankhauser mit seinem Quintett. Der Thuner Bluesmusiker stellt dabei neben seinen Klassikern auch das aktuelle Album «Let Live Flow» vor, welches die Spitze der Schweizer Albumcharts erreichte.
Fünf Tage später steigt dann eine Lyrikerin auf die Bühne vor der Badi Lounge. Die Zürcherin Janine Cathrein hatte schliesslich erst Gedichte verfasst, bevor sie das Schreiben mit dem Musizieren verband, zur Gitarre griff und die Folkband Black Sea Dahu gründete. Ihre dunkle Stimme wird mittlerweile von einer Formation begleitet, in der auch ihre Geschwister spielen.
Auch Stiller Has, die bereits fürs nun abgesagte KanderKultur-Festival gebucht waren, bleiben dem Kandertal treu. Mit seinem neuen und letzten Album «Pfadfinder» wird der wortgewaltige Frontmann Endo Anakonda hier auf seiner Abschiedstour Halt machen. Der Mundartpoet war bereits 2014 in der Badi Lounge zu Gast und wird nun noch einmal seine Haken zwischen Kabarett und Rock ‘n’ Roll schlagen.
Weitere Zusagen hat KanderKultur von Open Season, dem Einheimischen Stefan Imobersteg alias Steve Hophead, Dan Mudd, der Elektro-Swing-Truppe Klischéee, Crimer, William White sowie vom Ocean Orchestra erhalten.
Die Eventbranche im Spagat
Die Konzertreihe ist also aufgegleist. Aber lässt sie sich in der momentanen Situation auch auf sichere Weise durchführen? In einer Risikoanalyse hatte das Bundesamt für Gesundheit bereits im April festgestellt, in Clubs sei das Ansteckungsrisiko hoch, Schutzmassnahmen seien dort schwierig umzusetzen und Distanzregeln nicht anwendbar. Nach der Wiedereröffnung der Party-Lokale ab dem 6. Juni schien sich diese Einschätzung zu bestätigen: Ende Juni folgten Berichte über Infektionsherde bei Clubs in Zürich oder Spreitenbach. Viele Gäste hatten dort auch falsche Personalangaben gemacht und so das Contact Tracing behindert. Ende Juli wurde der Stadtberner Club «Kapitel» nach mehreren Corona-Fällen auf Anordnung des Kantonsarztamtes für zehn Tage geschlossen, das «Le Ciel» in der Hauptstadt schloss freiwillig seine Tore.
Reto Grossen schliesst zwar nicht aus, dass solche Vorfälle auch im Frutigland möglich wären. Mit der grossen Terrasse sei die Badi Lounge im Unterschied zum Clubbing räumlich aber sehr gut aufgestellt. «Wir machen mit genügend Platz Outdoor-Konzerte – das macht einen ziemlichen Unterschied.» Dass Gäste falsche Personalien angeben, glaubt er ebenfalls nicht: «Ich kenne 85 Prozent der Besucher – die Badi Lounge ist nicht der Zürcher Club Flamingo.» Beim Erfassen der Gästedaten arbeite man ausserdem sowieso wie etwa 60 weitere Lokale mit einer App, die jede Nummer verifiziert. Insofern seien die Schutzmassnahmen in der Veranstaltungsbranche vorbildlich.
Grossen weist in diesem Zusammenhang noch einmal auf das Dilemma der Branche hin, dass rentable Anlässe mit den derzeitigen Schutzkonzepten nur schwer umsetzbar seien. Events seien aber überlebenswichtig für KanderKultur. «Wir haben keine andere Wahl. Wir stehen unter wirtschaftlichem Druck und müssen arbeiten können.
Das Programm
• 4. September: Philipp Fankhauser
• 9. September: Black Sea Dahu
• 12. September: Open Season
• 18. September: Steve Hophead / Dan Mudd
• 19. September: Klischée
• 25. September: Stiller Has
• 26. September: Crimer
• 2. Oktober: William White Trio
• 3. Oktober: Ocean Orchestra
Weitere Infos und den Link zur Ticketreservation finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html