Verneigung vor der Ländler-Ikone
18.08.2020 Adelboden, KulturZum Ländlermusiktag fanden sich am vergangenen Wochenende neun Formationen ein. Vier unterhielten die Passanten auf der Dorfstrasse, fünf konzertierten nachmittags in der Kirche, bevor sie in verschiedenen Lokalen zum Tanz aufspielten. Der Anlass ist der lokalen Ländlermusik-Grösse ...
Zum Ländlermusiktag fanden sich am vergangenen Wochenende neun Formationen ein. Vier unterhielten die Passanten auf der Dorfstrasse, fünf konzertierten nachmittags in der Kirche, bevor sie in verschiedenen Lokalen zum Tanz aufspielten. Der Anlass ist der lokalen Ländlermusik-Grösse Arthur Brügger gewidmet.
RETO KOLLER
Der Adelbodner Postbeamte Werner Brügger trägt einen prominenten Namen. Sein Onkel war der schweizweit bekannte und prägende Volksmusiker und -komponist Arthur Brügger. Dem 2010 verstorbenen Adelbodner ist der traditionelle Ländlertag gewidmet. Werner Brügger ist selbst ein ausgezeichneter Schwyzerörgeli-Spieler und präsidiert das Organisationskomitee (siehe Kasten). Vier Kapellen musizierten vom frühen Nachmittag an bei strahlendem Sommerwetter entlang der belebten Dorfstrasse. Vor dem Tea Room Schmid spielte das Schwyzerörgeli-Trio Mützlebärg. Am Örgeli sass der gebürtige Adelbodner Chrigel Aellig, begleitet wurde er von seiner Lebenspartnerin Annemarie Fankhauser und von Martin Wüthrich. Die beiden wechselten sich am Bass und am zweiten Tasteninstrument ab.
Aellig hat das Spielen erst mit 23 Jahren erlernt. Arthur Brügger ist den Musikanten ein Begriff. «An jedem unserer Auftritte geben wir mindestens ein Brügger-Stück zum Besten», erzählt Aellig, und Wüthrich ergänzt: «Brügger hat auch den Innerschweizer Stil geprägt. Musikanten kamen aus den Urkantonen ins Oberland, wenn er mit seinem Musikerkollegen Lorenz Giovanelli auftrat.» Um 16.30 Uhr räumten die Kapellen an der Dorfstrasse das Feld, und das Publikum strömte in die Kirche zum Auftritt weiterer Kapellen
Ohne Brügger-Stück kein Kirchenauftritt
«Alle fünf Formationen müssen für ihr Konzert in der Kirche ein Stück von Arthur auf dem Notenblatt haben», machte Organisator Werner Brügger seinen Musikanten im Vorfeld unmissverständlich klar. Die Kapellen aus der Innerschweiz, dem Appenzell, dem Aargau und dem Bernbiet fiel diese Auflage leicht. «Arthur Brügger hat die Schweizer Volksmusik geprägt und mit seinen genialen Kompositionen Geschichte geschrieben», meinte einer der Auftretenden. Die Kapelle Prisi-Mosimann-Heinzer-Mader widmete gleich alle vier Stücke dem Adelbodner Ländler-Übervater. Sie schloss ihren Auftritt und damit auch das Konzert mit dem Klassiker «Im Lohnerhüttli» ab.
Das alle zwei Jahre stattfindende Festival hat die Erwartungen vollends erfüllt. Abends füllten sich die fünf Gaststätten, in denen die Formationen des Kirchenkonzertes auftraten. Wer traditionelle Volksmusik mag, kam während fast zwölf Stunden auf seine Kosten. Wer anderen musikalischen Stilrichtungen den Vorzug gibt, schlenderte einfach endlich wieder einmal ohne Verkehrsbehinderungen durchs Dorf und freute sich des Lebens. Das ist schliesslich auch die Botschaft der traditionellen Ländlermusik.
«Man muss es hören: Das ist Ländlermusik!»
Werner Brügger ist ein Urgestein der traditionellen Ländlermusik. Er verfolgt die Szene seit über 40 Jahren und hält grosse Stücke auf seinen Onkel Arthur Brügger: «Er war eine tragende Säule der Volksmusik, und die von ihm komponierten Tänze sind legendär geworden.» Werner Brüggers Formation «Schwyzerörgeliquartett Werner Brügger» pflegt den traditionellen Stil der Volksmusik. Brügger organisiert den Ländlermusiktag zusammen mit seiner «rechten Hand» Karl Germann und dem Tourist Center Adelboden. Er ist für die Auswahl der Kapellen zuständig und legt Wert darauf, dass ihr hergebrachter Stil bereits nach den ersten Akkorden erkennbar ist. Werner Brügger hat den Anlass 2010 zusammen mit dem Tourist Center wiederbelebt, nachdem dieser einige Jahre in den Dornröschenschlaf versunken war. Arthur Brügger gehörte zu den Initianten des Adelbodner Ländlermusiktreffens. Er hat es in den 80er-Jahren mit organisiert.
RK