INTERVIEW Nathanael Gubler schrieb die Auftragskomposition für das Atreus Trio. Er erzählt von seinen Adelbodner Grosseltern und seinem Weg zum Komponisten.
«Frutigländer»: Nathanael Gubler, Adelboden scheint für Sie ein besonderer Ort zu sein. Erzählen Sie ...
INTERVIEW Nathanael Gubler schrieb die Auftragskomposition für das Atreus Trio. Er erzählt von seinen Adelbodner Grosseltern und seinem Weg zum Komponisten.
«Frutigländer»: Nathanael Gubler, Adelboden scheint für Sie ein besonderer Ort zu sein. Erzählen Sie uns etwas darüber!
Mein Grossvater David Zimmermann ist im Bonderlen und meine Grossmutter Elisabeth im Boden aufgewachsen. Laut einem Stammbaum, der im Besitz von David war, geht die Geschichte der Familie bis ins 14.Jahrhundert zurück. Ich habe in meiner Jugend viele Sommerferienwochen im Hirzboden verbracht, wo wir ein kleines Häuschen besassen. Meine Grosseltern waren Heilsarmee-Offiziere. Sie wurden häufig versetzt und lebten deshalb in mehreren Ortschaften der Schweiz.
Wie war es für Sie, das Auftragswerk «Schattentanz des Kalifen Storch» gerade in Adelboden uraufführen zu dürfen?
Das war für mich ein ganz aussergewöhnliches Erlebnis – dies auf zwei Ebenen: Einerseits sind es meine familiären Wurzeln im Lohnerdorf. Andererseits wollte ich kompositorisch weg von Konventionen und hin zur Eigenständigkeit.
Ist das denn nicht eine Selbstverständlichkeit?
Nicht unbedingt. In der Szene der zeitgenössischen Musik gibt es einige sehr charakterstarke Komponisten und Lehrer, die uns junge Studenten stark prägen können. Der Auftrag des Atreus Trios war für mich wie ein Befreiungsschlag.
Er scheint Ihnen gut gelungen zu sein. Ihr originelles Werk kam beim Publikum sehr gut an. Wie sind Sie denn aufs Komponieren gekommen?
Ich habe bereits in der Jugend für Freunde kleinere Stücke komponiert, als ich Bratsche und Violine spielte. Das eigene Schaffen von Musik hat mich fasziniert. Ich studierte vier Jahre Komposition in England und schloss mit dem Bachelor ab. Zurzeit setze ich meine Ausbildung in Israel mit einem zweijährigen Masterlehrgang für zeitgenössische Komposition fort. Zurzeit herrscht dort leider faktisch ein Lockdown. Deshalb bin ich jetzt in der Schweiz und warte ab, wie es weitergeht.
Die Pandemie scheint die MusikerInnen stark zu treffen.
Die junge klassische Musikszene ist international aufgestellt. Deshalb trifft uns alle die Corona-Pandemie mit ihren Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften direkt ins Mark.
Wie viele Auftritte konnten Sie seit März bestreiten?
Die Uraufführung hier in Adelboden war bisher mein einziger. Ich bin dem Verein Swiss Chamber Music Festival zutiefst dankbar, dass er die Konzertreihe trotz allen Einschränkungen durchgeführt hat. Das war für alle jungen Künstler, die hier auftreten durften, ein starkes Signal.
INTERVIEW RETO KOLLER