Seit Jahren wird in der Dorfkirche jeweils ein SCMF-Konzert von Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet. Toningenieur Gerald Hahnefeld sorgt für den ungeteilten Hörgenuss – und hat einen Wunsch.
RETO KOLLER
Probe in der Kirche: Die vier Musiker-Innen des preisgekrönten ...
Seit Jahren wird in der Dorfkirche jeweils ein SCMF-Konzert von Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet. Toningenieur Gerald Hahnefeld sorgt für den ungeteilten Hörgenuss – und hat einen Wunsch.
RETO KOLLER
Probe in der Kirche: Die vier Musiker-Innen des preisgekrönten Nerida Quartettes haben sich auf der Bühne eingerichtet. Für einmal ist Freizeittenue angesagt, die Cellistin hat sogar auf ihr Schuhwerk verzichtet und probt barfuss. Das kümmert den selbstständigen Toningenieur Gerald Hahnefeld nicht. Er hat bereits vor einer Stunde die Richtmikrofone vorbereitet und sitzt am kleinen, aber hochwertigen Mischpult. Kaum sind die ersten Töne erklungen, steht er auf der Bühne und unterbricht. «Stopp, die Mikrofone müssen um fünf Zentimeter verschoben werden.» Er richtet sie neu aus und verschwindet hinter dem Pult. Die Probe nimmt ihren Fortgang, Hahnefeld scheint zufrieden zu sein. Er mischt mit grösster Sorgfalt die Tonspuren ab. «Die erste Violine darf in den hohen Tönen nicht zu hart klingen, sonst überstrahlt sie die Viola und das Cello», erklärt er. Der erfahrene Ingenieur mit Vergangenheit als Konzertmusiker weiss, worauf es ankommt. Er lobt die Akustik der Kirche: «Sie ist sehr gut geeignet für Kammermusik. Der Raum hat die passende Grösse und hallt genau richtig nach.»
Wie klingt es zu Hause?
Hahnefeld versetzt sich bei der Arbeit in die Position des Radio-Hörers. «Ich muss beim Abmischen den bestmöglichen Kompromiss suchen. Der eine hört das Konzert auf einer Top-Anlage zu Hause, die andere im Auto, wieder andere stülpen sich einen Kopfhörer unterschiedlicher Qualität über. Alle sollten den bestmöglichen Klanggenuss erleben», umschreibt der Toningenieur die Herausforderung. Die Aufnahme setzt jeweils einige Minuten vor Konzertbeginn ein. Das ist von Radio SRF2 Kultur so gewünscht. Die ersten Geräusche dienen als Hintergrund für die Moderatorin bei der Konzertansage.
«Habt den Mut zum Streamen!»
Hahnefeld hat sich während des Lockdowns seine Gedanken gemacht, als der Kulturbetrieb vollständig zum Erliegen kam. Er glaubt fest an die Bedeutung von Konzerten aller Couleurs für die Menschen. Er ruft alle Musizierenden auf, die Möglichkeiten der Technologie zu nutzen und den Mut für Streamings aufzubringen. «Gerade die klassische Musik muss ihre Präsenz in den Medien beibehalten, wenn die Pandemie so weitergeht.»