Wechsel unter speziellen Vorzeichen
22.09.2020 Reichenbach, Kiental, WirtschaftSechs Jahre lang leitete Doris Hari den Gewerbeverein. An der Hauptversammlung von Freitagabend übergab sie ihr Amt an Beni Ryter. Auch weitere Gewerbevertreter wurden neu in den Vorstand gewählt.
MICHAEL MAURER
Ein prächtiger Spätsommerabend auf der herbstlichen ...
Sechs Jahre lang leitete Doris Hari den Gewerbeverein. An der Hauptversammlung von Freitagabend übergab sie ihr Amt an Beni Ryter. Auch weitere Gewerbevertreter wurden neu in den Vorstand gewählt.
MICHAEL MAURER
Ein prächtiger Spätsommerabend auf der herbstlichen Griesalp bildete die Kulisse für die diesjährige Hauptversammlung des Gewerbevereins Reichenbach. Nachdem mehrere Mitglieder von einer Spätnachmittagswanderung zurückgekehrt waren, begrüsste Präsidentin Doris Hari zum offiziellen Teil.
Sie tat dies mit «einem lachenden und einem weinenden Auge», denn: Es war ihre letzte HV als Vorstandsvorsitzende. Aussergewöhnlich an dieser Veranstaltung war aber noch anderes. «Es ist Unfassbares passiert», fuhr Hari in ihren einleitenden Worten in Bezug auf die Corona-Situation fort. Diese wirke sich auch auf das Tätigkeitsprogramm des Vereins aus. Unter dem entsprechenden Traktandum erfuhren die Anwesenden von für 2020 abgesagten Veranstaltungen.
2019 – ein aktives Jahr mit Wachstum
Die in Sachen Anlässen etwas triste Realität steht im Gegensatz zum aktiven, lebendigen Vereinsjahr 2019. In ihrem Jahresbericht liess die abtretende Präsidentin etwa das 100-Jahr-Jubiläum Revue passieren. Dieses wurde sehr authentisch und würdig gefeiert, beispielsweise mit einem Apéro wie anno 1919 oder mit der Präsentation von Berufen im Stil der 1910er-Jahre. Ebenso durften letztes Jahr der traditionsreiche Weihnachtsmarkt und der beliebte Vereinsausflug nicht fehlen. Letzterer ermöglichte den Gewerbetreibenden verschiedener Branchen einen interessanten Einblick in den Käsekeller Kien.
Auch zur Entwicklung der Wirtschaft berichtete Hari. So prägten etwa steigende Umsätze im Bau, bemerkenswerte Verkaufssteigerungen bei Hybridautos oder ein Logiernächteplus im Tourismus das Wirtschaftsgeschehen 2019. Trotz Wachstums bestanden aber weiterhin Herausforderungen. «Ein Offenposten ist immer noch die Rekrutierung der Lehrlinge», erinnerte die Präsidentin das Plenum an die Problematik der Lehrstellenbesetzung. Immerhin dürfe gemäss Patrick Balmer eine steigende Beliebtheit der Berufslehre festgestellt werden. Dennoch richtete er sich mit einem Appell an die Anwesenden: «Wir müssen dranbleiben, uns als Betriebe zu präsentieren.»
«Dies war meine Welt»
Um Personelles ging es dann auch im Traktandum Wahlen. Gleich mehrere Neuwahlen von Vorstandsmitgliedern standen an. Einstimmig wurden der auf Mischa Erni folgende Kassier Patrick Balmer, die Beisitzer Rahel Wittwer und Stefan Kälin sowie der Revisor Stefan von Allmen gewählt. Spürbar gerührt reichte nun auch Doris Hari das Präsidium an den bisherigen Vizepräsidenten Beni Ryter weiter. Dass ihr der Abschied nicht so leicht fällt, verbarg sie im Gespräch mit dem «Frutigländer» nicht. «Dies war meine Welt», verriet sie. Zweifellos waren für die initiative Reichenbacherin die Organisation und Durchführung der Gewerbeausstellung in der Kanderarena und des Vereinsjubiläums die Höhepunkte ihrer Amtszeit. Doch auch nach Aufgabe ihrer Vorstandstätigkeit wird sie den lokalen Unternehmen verbunden bleiben – als Konsumentin und Auftraggeberin.
Offenes Ohr für Mitgliederanliegen
Mit unverkennbarer Wertschätzung fürs Wirken seiner Vorgängerin übernahm der neu amtierende Präsident Beni Ryter seine Funktion. «Es war sehr schön, mit dir zusammen zu arbeiten», würdigte der Geschäftsführer der Malerei Ryter AG. Die gute Fortführung des Vereins wie auch dessen Funktion als Anlaufstelle für die Mitglieder sind ihm besonders wichtig: «Die Vereinsmitglieder sollen ihre Anliegen einbringen können», bekräftigte der Unternehmer. Zudem legt er grossen Wert auf die vereinte Stärkung und Berücksichtigung des lokalen Gewerbes. Selbst wenn beide, Doris Hari und Beni Ryter, gegenüber dem «Frutigländer» von einer trotz Corona erstaunlich guten Verfassung der lokalen Wirtschaft sprachen: Die vom Reichenbacher Gewerbeverein gelebte Haltung ist aktueller denn je.