«In Frutigen zu spielen, ist das Schwierigste»
22.09.2020 Frutigen, KulturAm letzten Freitag trat Stefan Imobersteg alias Steve Hophead in der Badi Lounge auf. Vor dem Konzert liess der «Frutigländer» den Frontmann zu Wort kommen.
MARTIN WENGER
Der Abend beginnt vielversprechend, viele Leute bevölkern bei bestem Wetter und für ...
Am letzten Freitag trat Stefan Imobersteg alias Steve Hophead in der Badi Lounge auf. Vor dem Konzert liess der «Frutigländer» den Frontmann zu Wort kommen.
MARTIN WENGER
Der Abend beginnt vielversprechend, viele Leute bevölkern bei bestem Wetter und für September und Frutigen angenehm warmen Temperaturen die perfekt hergerichtete Terrasse der Badi Lounge. Pünktlich um 20 Uhr ertönen das präzise Gitarrenspiel des italienischen Musikers Dan Mudd und seine herrlich groovige Stimme, und Dominik Liechti alias bearfeat gibt ihm den rhythmischen Boden.
Und dann kommen Stefan Imobersteg alias Steve Hophead und seine Leute und legen mit mitreissender Musik und begeisternder Bühnenpräsenz fulminant los. Mit ihrer Roots-Musik und grossem Talent an den verschiedensten Instrumenten gelingt es ihnen, das Publikum zu begeistern. Viel zu schnell ist es 22 Uhr, und das Konzert geht nach einer Zugabe zu Ende.
«Frutigländer»: Stefan Imobersteg, woher stammt der Name «Hophead»?
Das englische «Hop» bedeutet Hopfen, also wörtlich übersetzt «Hopfenkopf». Ich trinke sonst keinen Alkohol, aber zwischendurch ein Bierchen gehört für mich irgendwie zur Musik. Auf den Namen bin ich in einer Bar in Irland gekommen. Dort gab es ein Bier namens Hophead, und da ich etwas Neues starten wollte, war dieses Bier Anlass zur Namensgebung.
Erzählen Sie doch noch etwas zu Ihrer Band!
Wir sind fünf Mitglieder. Da ist einmal Orlando Demond (Gitarre), dann Benj Meichtry (E-Bass, Kontrabass und Gesang), Florian Hauri (Schlagzeug), Stuwi Aebersold (Lapsteel-Gitarre, E-Gitarre, Gesang) und ich (Gitarre Gesang und Harp). Unsere Band gibt es erst seit letztem Jahr. Der Auslöser war die Teilnahme an der Blues Challenge, wofür ich innert kürzester Zeit eine Band benötigte und dazu dann diese Leute zusammentrommelte. Nach einigem Üben traten wir für 20 Minuten im Volkshaus Basel an und blieben seither zusammen. In unserer Band harmoniert es sehr gut. Jeder von uns ist eine Charakterperson, zusammen aber sind wir ein Team, was zu grosser Kreativität führt.
Wer schreibt die Lieder, und welchen Stil spielt Ihre Band?
Bis jetzt schreibe ich die Lieder. Ich hatte eine beachtliche Sammlung an Liedern, welche ich auspacken konnte und an welchen wir nun arbeiten. Aber auch andere Mitglieder in unserer Band können gute Stücke schreiben. Es wird spannend, wenn wir in Zukunft auch an gemeinsamen Liedern arbeiten können. Unseren Musikstil kann man als Roots-Music (engl. für Wurzeln) bezeichnen. Alles ist handgemacht mit viel Saiten und Holz, und wir bewegen uns in Blues, Rock und auch Folk.
Das Konzert in Frutigen ist für Sie sicher speziell.
Das ist so. In Frutigen zu spielen, ist das Schwierigste. Man kennt sich, man kennt Geschichten voneinander. Es ist auch speziell, da wir nachfolgend eine Platte aufnehmen wollen, was wir bis jetzt coronabedingt absagen mussten. Aufgrund der fehlenden Konzerte fehlten uns dazu auch die Finanzen.
Am 13. März erfolgte der Lockdown. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Man macht sich schon so seine Gedanken. Ich selbst hatte das Glück, dass ich nicht wie andere allein von der Musik lebe, sondern im Homeoffice arbeiten konnte. Leider blieb die Musik etwas liegen, aber zum Glück kann ich auch allein Musik machen und üben. Zudem hatte ich Zeit, Lieder zu schreiben. Das Wichtigste war für mich aber die Gesundheit meiner Familie.
Was hätten Sie im Sommer geplant gehabt?
Wir hatten einige schöne Konzerte vor uns, und dazu wären eigentlich im April Studioaufnahmen geplant gewesen. Auch das Üben war nicht mehr möglich, da wir kein unnötiges Risiko eingehen wollten. Unsere Zusammenarbeit hat während der ganzen Zeit nur noch online stattgefunden.
Lockdown – stand das bei Ihnen eher für Zukunftsangst, die einen lähmt, oder für eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit fürs Komponieren?
Ich erlebte beides. Auf der einen Seite hat mir die Ruhe gut getan, ich konnte auftanken und hatte mehr Zeit für meine Familie. Auf der anderen Seite vermisste ich all die schönen Sachen, vor allem die Arbeit im Studio, auf die ich mich sehr gefreut hatte und auf die wir alle gut vorbereitet waren.
Wie sieht es mit dem Kontakt zu anderen Bands, anderen Musikern aus?
Zu anderen Musikern hatte ich in dieser Zeit keinen Kontakt. Ich beobachtete mit Interesse, was zum Beispiel im Fernsehen geschah. Überall wurde zu Hause aufgenommen und von da aus gesendet. Unter den Mitgliedern der eigenen Band haben wir uns natürlich intensiv ausgetauscht.
Wie sieht die Zukunft aus?
Im Zentrum stehen klar die Aufnahmen im Studio, die für uns von grösster Wichtigkeit sind. Erst wenn du eine Platte hast, kannst du Werbung machen, Konzerte suchen und Promotion starten. Erst damit fängt die Arbeit richtig an, und darum arbeiten wir nun auf diese Aufnahmen ganz gezielt hin. Zusätzlich schauen wir uns auch neue Lieder an. Dieses Konzert hier ist das letzte in diesem Jahr. Erst wieder im Januar spielen wir in Ostermundigen, im Februar im Rox Spiez, im Mai im Mokka Thun und im Juli an den Lenker Jazz Tagen. Es ist im Moment sehr schwierig, Konzerte zu planen. Die Konzerte anderer Bands im Jahre 2021 stehen bereits fest, also müsste man schon fürs Jahr 2022 planen, was aber nicht einfach ist.