Masken tragen mit positiver Nebenwirkung?
06.10.2020 Coronavirus, GesundheitMund-Nasen-Bedeckungen sind ein emotionales Thema, vor allem wenn es ums Tragen in Geschäften oder Büros geht. Gemäss einer kürzlich in einer angesehenen medizinischen Fachzeitschrift geäusserten Ansicht könnten Masken die Immunität gegen das Coronavirus fördern. Was ist dran an ...
Mund-Nasen-Bedeckungen sind ein emotionales Thema, vor allem wenn es ums Tragen in Geschäften oder Büros geht. Gemäss einer kürzlich in einer angesehenen medizinischen Fachzeitschrift geäusserten Ansicht könnten Masken die Immunität gegen das Coronavirus fördern. Was ist dran an dieser Hypothese?
Die Diskussion um Sinn und Nutzen von Masken gegen das Coronavirus schlug zeitweise hohe Wellen. Die verwirrliche Kommunikation des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) während der ersten Phase der Pandemie war daran sicher nicht unschuldig. Inzwischen ist die schützende Wirkung bei geringem Abstand anerkannt, und das Tragen einer Maske wird von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert.
In erster Linie sollen Mund-Nasen-Bedeckungen die Tröpfchenübertragung des Coronavirus verhindern. Eine Aufnahme ist trotzdem nicht ganz ausgeschlossen, da die Viren in kleinsten Aerosolen (Schwebeteilchen) durch die porösen Masken dringen oder seitlich hindurchschlüpfen können. Ob dadurch eine Infektion ausgelöst wird und wie schwer diese verläuft, ist unter anderem davon abhängig, wie hoch die aufgenommene Virusmenge (Viruslast) ist. Hier setzt die Hypothese der beiden amerikanischen Ärzte an, die jüngst einen Beitrag im «New England Journal of Medicine» veröffentlichten. Sie vertreten die Meinung, dass das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit die Immunisierung der Bevölkerung unterstützen könnte.
Experimentelle Überprüfung nötig
Erreicht nur eine geringe Menge an Viren eine gesunde Person, führt dies den Autoren zufolge nicht zu einem schweren Verlauf, sondern löst nur eine schwache, womöglich symptomlose Infektion aus. Dabei könnte der Körper jedoch bereits eine gut ausgebildetete Immunität aufbauen und die Bevölkerung so nach und nach immun werden.
Die Ärzte beziehen sich in ihrer Hypothese auf bisherige Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie sowie auf Beispiele vergangener Epidemien, in denen sie Hinweise auf die Wirkung und Plausibilität ihrer Meinung sehen. «Während wir auf die Resultate der Impfstudien warten, kann jede Massnahme, die den Anteil asymptomatischer Sars-CoV-2-Infektionen erhöht, die Infektion sowohl weniger tödlich machen als auch die Immunität in der Bevölkerung ohne schwere Erkrankungen oder Todesfälle erhöhen.» Die Autoren betonen allerdings klar, dass dieser mögliche Effekt noch experimentell überprüft werden muss – insbesondere im Hinblick darauf, wie stark eine Immunität bei leichten Corona-Verläufen ausgebildet wird.
Fachpersonen kommentieren den Beitrag als durchaus plausibel und unterstützen die Meinung der beiden Ärzte, dass erst immunologische Studien eine abschliessende Antwort geben können. Auch sei die Übertragung von Krankheitserregern durch Bioaerosole ein sehr wichtiges Thema und bedürfe dringend intensiverer Forschung. Vieles sei dabei noch nicht gut verstanden beziehungsweise erforscht worden.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
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