«Das Beste, was ich machen konnte»
17.11.2020 Frutigen, WirtschaftKurz vor Weihnachten 2019 hatte die Partnerin von Juval Kürzi eine zündende Idee: «Lass uns doch aus Rüebli Lachs machen.» Dass dies der Startschuss einer ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte sein würde, ahnte damals niemand – «Wood Smoked» boomt.
MICHAEL ...
Kurz vor Weihnachten 2019 hatte die Partnerin von Juval Kürzi eine zündende Idee: «Lass uns doch aus Rüebli Lachs machen.» Dass dies der Startschuss einer ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte sein würde, ahnte damals niemand – «Wood Smoked» boomt.
MICHAEL SCHINNERLING
«In der Familie meiner Frau isst niemand gerne Fisch. So kam die Idee zustande», erklärt Juval Kürzi aus dem Kiental. Sein veganer Lachs aus Bio-Karotten kam denn auch bei allen Kollegen und bei der Familie gut an. Kürzi begann, an seinem Produkt zu tüfteln. Er wollte es noch besser machen. Die Nachfrage im Umfeld war da. Zuerst produzierte er kleine Mengen und mietete dafür stundenweise eine Zivilschutzküche. Freunde und Familie halfen beim Gemüserüsten. Alle hatten eine Vision vor Augen: Eine nachhaltige Alternative zum Fisch. «Es ist viel Handarbeit gefragt beim Verarbeiten der Bio-Karotten aus dem Seeland», erklärt der Produzent. Am liebsten würde er direkt vor der Haustüre Rüebli und noch viel mehr Gemüse anbauen. Auf die Frage, wie man sich den Herstellungsprozess vorstellen muss, lächelt Kürzi. Das sei geheim. «Was ich aber sagen kann, ist, dass die Karotten mit hochalpinem Fichtenholz geräuchert und mit edlem Sonnenblumenöl (aus biologischem Anbau) verfeinert werden.»
Heute ist die Produktionsstätte zwischen dem Kiental und Frutigen aufgeteilt. Unterdessen hat das Produkt einen Namen bekommen: «Rüebli-Lax». Ausserdem hat Kürzi die Firma «Wild Foods» gegründet.
Das «Zürich Vegan Festival» befeuerte den Erfolg
Seit Beginn des Jahres geht es für die Firma steil nach oben. Immer wieder hat Kürzi daran gearbeitet, die Rezeptur zu optimieren. Auch war er mit dem Layout der Verpackung beschäftigt. Alles lag in den Händen des gelernten Grafikers und Naturkochs. «Und dann kam Corona. Ich wollte die Messe in Zürich schon sausen lassen, weil mir die personellen Kapazitäten fehlten. Da wurde uns mitgeteilt, dass es keine Rückerstattung der Standgebühr gäbe. Deshalb nahmen wir dann doch teil.» Sein Freund aus Jugendtagen half beim Aufbau in Zürich mit. «Der war so begeistert, dass aus zehn Minuten Helfen drei Tage wurden – drei Tage, die alle Erwartungen übertrafen.» Am Zürich Vegan Festival fand der vegetarische Lachs reissenden Absatz. Selbst SRF wurde auf den Food-Truck von Kürzi aufmerksam und befragte die Besucher. Danach ging buchstäblich «die Post ab» und viele Bestellungen trudelten ein.
Die Arbeitsaufteilung ist klar: «Mein Kollege macht die Buchhaltung und ich bin der Mann an der Front.»
Die Zukunft gehört dem Ökologischen und Vegetarischen
Es wird wohl nicht beim Rüebli-Lax bleiben. Kürzi wagt einen Blick in die Zukunft: «Wir werden noch weitere Gemüsesorten in unser Sortiment aufnehmen und verarbeiten. In welcher Form und wie, ist noch offen», so der Naturkoch. «Die Resonanz hat gezeigt: Wir haben zur richtigen Zeit eine Marktlücke gefüllt. Unsere Produkte werden in Handarbeit, ökologisch, nachhaltig und vegan hergestellt. Das ist die Zukunft», ist der Kientaler überzeugt. Als verbissenen Veganer sieht sich Kürzi aber nicht. «Wer Fleisch essen will, soll das tun, damit habe ich kein Problem.»
Sein Erfolg gibt dem Team der Manufaktur recht: Es hat Kunden in der ganzen Schweiz. «Wir liefern an zwei Verteiler, bei denen unsere Artikel bestellt werden können. Momentan liegen wir bei 1000 Packungen Vegi-Lachs pro Woche, was einer Rüebli-Menge von 200 Kilogramm entspricht. Und die Anfragen werden immer mehr.» Industriell will Kürzi trotzdem nicht herstellen. «Jede Lieferung Rüebli hat eine andere Qualität, und da müssen wir unser Verfahren entsprechend anpassen. Deswegen geht es nur von Hand.»
Weitere Infos zur Firma Wild Foods finden Sie unter unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
ZUR PERSON
Der 32-Jährige Juval Kürzi lebt in einer Partnerschaft und hat ein Kind. Am liebsten kocht und tüftelt der gelernte Grafiker. Von seinen vielen Reisen hat Kürzi viele kulinarische Ideen und Eindrücke mitnehmen können. Seine Freizeit verbringt der Kientaler gerne mit seiner Familie. Am liebsten würde er sich noch mehr der «Street Photography» widmen. Doch dazu fehlt ihm aktuell die Zeit. Wichtig ist es dem Reisefreudigen, kreativ zu sein.
MS