Aufhören, wenns am schönsten ist
17.11.2020 Frutigen, KulturEigentlich sollte am Quartetten treffen in Reichenbach der letzte Auftritt des Jodlerquartetts Aberot stattfinden. Doch der Abschied nach 25 Jahren konnte nicht wie geplant auf der Bühne gefeiert werden.
MONYA SCHNEIDER
2020 ist alles etwas anders. Vor einem Jahr ...
Eigentlich sollte am Quartetten treffen in Reichenbach der letzte Auftritt des Jodlerquartetts Aberot stattfinden. Doch der Abschied nach 25 Jahren konnte nicht wie geplant auf der Bühne gefeiert werden.
MONYA SCHNEIDER
2020 ist alles etwas anders. Vor einem Jahr beschlossen Peter Stoller, Hansueli Stoller, Simon Fuhrer und Ueli Grossen, ihr Jodlerquartett Aberot Frutigen aufzulösen. Am Quartettentreffen in Reichenbach sollte der letzte gemeinsame Auftritt in der Öffentlichkeit bestritten werden: Abschied nehmen mit liebgewonnen Jodlerkollegen, Freunden und Familie. Doch Corona machte auch diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Dank Radio BeO konnte man Aberot schliesslich doch noch ein letztes Mal hören. Am vorletzten Sonntag widmete der Sender den vieren eine einstündige Sendung.
Kaum Besetzungsänderungen
Angefangen hatte alles schon etwas früher als vor 25 Jahren. Die Brüder Peter und Hansueli Stoller sangen bereits während der Schulzeit und waren als Duett unterwegs. Nach einer Weile kamen sie zu dem Schluss, dass es viele Duette, jedoch eher selten Quartette gab. Und so gründeten sie 1995 zusammen mit Ueli Künzi und Adrian Rösti ein Jodlerquartett. Begleitet wurden sie auf der Handorgel von Ueli Grossen. Während einer Probe lag ein schönes Abendrot über der Gehrihornkette und man fand, dass dies der geeignete Name für das Quartett wäre. Zuerst übten die Jodler ohne Dirigenten, doch dies war nicht so einfach, da sie nach eigenen Aussagen «Notenanalphabeten» sind. In Ruedi Sarbach fanden sie schliesslich einen Dirigenten, der selbst das Jodeln beherrscht und sich bestens in der Szene auskennt.
Im Jahr 2000 hörte Ueli Künzi auf, und für ihn kam Simon Fuhrer hinzu. 2002 verliess auch Adrian Rösti das Quartett. Ueli Grossen dachte sich, dass er vielleicht gleichzeitig Handorgel spielen und singen könnte. Und da dies auf Anhieb klappte, blieb er bis heute dabei.
Viele Auftritte – sogar im Ausland
Ihre ersten Auftritte bestritten die jungen Jodler an Familienfesten, 1996 folgten dann die ersten Bühnenauftritte beim Jodlerklub Kandergrund und am Ländlermusiktreffen Frutigen. Sie wurden schnell bekannt und durften immer öfter und immer weiter entfernt auftreten. 1996 hörten die bekannten Jodlerfreunde Stauffenalp auf, und das Quartett Aberot konnte 1997 ihren Platz beim Quartettentreffen einnehmen. Seither waren die Jodler stets dabei und durften den Anlass auch selbst ein paar Mal organisieren.
In den vergangenen 25 Jahren führte sie das Jodeln an viele Orte in der ganzen Schweiz und sogar nach Frankreich und Deutschland. Sie haben all ihre Auftritte genossen und sind dabei immer bescheiden geblieben. Wenn sie für einen Auftritt angefragt wurden, gaben sie immer dem ersten Anfrager den Zuschlag – egal, wie gross oder klein die Veranstaltung war.
Zugeflogene Lieder
Insgesamt hat das Quartett Aberot drei Tonträger aufgenommen, und zwar jeweils zum fünf-, zehn- und zwanzigjährigen Jubiläum. Die Jodler sangen Lieder von ihren Vorbildern Stauffenalp, den Sennenjodlern Scharnachtal sowie den Komponisten Adolf Stähli, Jakob Ummel, Ruedi Sarbach etc. – querbeet durch das Angebot an Jodelliedern. Doch auch in ihren Reihen befindet sich mit Hansueli Stoller ein talentierter Komponist. Das Faszinierende daran ist, dass er sich nicht hinsetzt und anfängt zu komponieren. Vielmehr kommen die Lieder «einfach so zu ihm», wie er sagt. So kann es passieren, dass er stundenlang nicht schlafen kann und plötzlich ein fixfertiges Lied mit Text, Melodie und sämtlichen dazugehörigen Stimmen in seinem Kopf hat. Er nimmt es dann jeweils sofort mit seinem Handy auf, damit es ihm nicht wieder entfällt.
Dankbare Erinnerungen
Dass sie ihr Quartett nun auflösen, war eine gemeinsame Entscheidung der Jodler und stimmt für alle. «Wir wollen aufhören, wenn es am schönsten ist», sagt Peter Stoller. «Dass man 25 Jahre zusammen singen darf – und dies fast die gesamte Zeit über in der gleichen Besetzung –, ohne je ein ‹ungerades Wort› zu haben, ist nicht selbstverständlich. Nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen.» Sie durften unzählige schöne Auftritte erleben, die ihnen immer in Erinnerung bleiben werden, dies auch dank der bedingungslosen Unterstützung ihrer Familien. Und so hoffen alle, dass sie sich auch weiterhin noch ab und zu sehen und gemeinsam ein Lied anstimmen werden.
Und sollten die treuen Fans, die das Jodlerquartett Aberot jahrelang begleitet haben, auf einmal «Lengizyt» verspüren, bleiben immerhin die drei Tonträger, die sie immer wieder hervorholen und anhören können.
Die CDs des Jodlerquartetts sind nach wie vor erhältlich bei Hansueli Stoller, Tel. 079 750 68 31.