Sie ist das Bindeglied zwischen Gemeinde und VBS
24.11.2020 Kandergrund, Blausee, Mitholz, PolitikGabriela Schmid besetzt eine Stelle, die es so noch nie gegeben hat – und die es wohl auch kein zweites Mal geben wird: Sie ist seit dem 1. Oktober «Verwaltungsangestellte Projekt Mitholz». Was heisst das genau?
JULIAN ZAHND
Wer auf der Gemeindewebsite ihren ...
Gabriela Schmid besetzt eine Stelle, die es so noch nie gegeben hat – und die es wohl auch kein zweites Mal geben wird: Sie ist seit dem 1. Oktober «Verwaltungsangestellte Projekt Mitholz». Was heisst das genau?
JULIAN ZAHND
Wer auf der Gemeindewebsite ihren Aufgabenbeschrieb studiert und sie darauf anspricht, wird von Gabriela Schmid vermutlich korrigiert. «Koordinatorin der Gemeinde Kandergrund für das Projekt ehemaliges Munitionslager Mitholz» steht da nämlich. Lotet die seit 2003 in Kandergrund wohnhafte Zürcherin derzeit also die verschiedenen Räumungsvarianten aus, welche das VBS bald vorlegen wird? «Gar nicht», sagt Schmid, und fügt bestimmt an: «Ich habe in meiner Funktion keine Entscheidungskompetenz – und das ist auch gut so. Denn ich möchte mich als Koordinatorin nicht auf eine Seite schlagen.»
Gabriela Schmid arbeitet mit einem Pensum von 60 Prozent auf der Gemeinde. Dort empfängt sie beispielsweise Leute, die Fragen zum Munitionslager haben. Zwei, drei Spontanbesuche gebe es wöchentlich, hinzu kämen ein paar Anrufe. Die Fragen, die ihr gestellt werden, seien zwar meistens nicht neu, die offene Tür aber sehr wichtig. «Ich stelle ein gewisses Bedürfnis fest, über das schlummernde Thema Antworten zu erhalten.»
Im Verborgenen spielt sich die Causa Munitionslager auch deshalb ab, weil die Pandemie einen Grossteil des Informationsaustauschs verunmöglicht. Gesprächsstunden zwischen Bevölkerung und VBS finden seit Mai nicht mehr statt, der fehlende direkte Austausch mache sich schon auch bemerkbar: «Die Leute unterhalten sich auf der Strasse oder am Stammtisch, tauschen sich über Ideen aus oder spekulieren», so Schmid. Insbesondere interessiere natürlich die Frage, wer letztlich aus dem Tal wegziehen müsse. Dass sich viele BürgerInnen mit diesem Szenario schwertun, zeigte bereits die Mitwirkung in der ersten Jahreshälfte. Rund die Hälfte der MitholzerInnen würde eine Zuschüttung des Stollens einer Räumung vorziehen, liess das VBS damals verlauten. Dass damit einer Evakuierung vorgebeugt werden könne, sei jedoch ein Trugschluss, mahnt Schmid. «Allein die Schutzmassnahmen dürften die Räumung etlicher Liegenschaften mit sich ziehen.» Man dürfe letztlich nicht vergessen, dass man sich nach wie vor in der Evaluationsphase befinde und niemand in der Gemeinde wisse, wie es konkret weitergehe. «Diese Unsicherheit setzt den EinwohnerInnen unserer Gemeinde sichtlich zu.»
Die Stimme der Gemeinde wird gehört
Trotz offener Zukunft gibt es durchaus auch Konkretes, was die neue Gemeindeangestellte regeln kann. Auf der einen Seite nimmt sie Anliegen der Bevölkerung auf und sorgt dafür, dass diese beim VBS an die richtige Stelle gelangen. Umgekehrt ist sie oft die erste Anlaufstelle fürs Verteidigungsdepartement, wenn es gilt, Informationen an die Gemeindebehörden weiterzuleiten. Nebst diesen klassischen Koordinationsaufgaben ist Gabriela Schmid auch inhaltlich tätig. Sie hilft etwa mit bei der Ausgestaltung von Gemeindeverträgen oder juristischen Formularen. Und wie lässt sich das Verhältnis zwischen der Kleingemeinde Kandergrund und dem mächtigen VBS in Bern am besten beschreiben? Nicht so, wie böse Zungen behaupten würden, versichert Schmid. «Es ist kein Kampf David gegen Goliath. Vielmehr begegnet uns das VBS auf Augenhöhe, was wir sehr schätzen.» Der Einfluss Kandergrunds lasse sich auch an konkreten Entscheiden des Verteidigungsdepartements ablesen, die in letzter Zeit gefallen seien. Obwohl das VBS nicht dazu verpflichtet ist, entrichtet es beispielsweise noch dieses Jahr Entschädigungen für dauerhaft bewohnte Liegenschaften. «Der Vorschlag kam aus der Bevölkerung.»
Ein Job mit Chamäleon-Charakter
Verwaltungsangestellte sind Gewohnheitstiere, heisst es oft. Mangelnde Flexibilität aber könnte sich Gabriela Schmid wohl kaum leisten, denn ihr Aufgabenbereich dürfte sich in nächster Zeit analog zu den Entwicklungen in Mitholz laufend wandeln. Damit hat sie jedoch kein Problem, sie kenne gar nichts anderes. Denn bevor Gabriela Schmid zur Gemeinde wechselte, war sie unter anderem Direktionsassistentin beim Energieunternehmen Meyer Burger – einer Firma, die in den letzten Jahren gezwungen war, tiefgreifende Umstrukturierungen vorzunehmen.