«Ein wenig Weihnachten»
01.12.2020 Kandergrund, Blausee, Mitholz, GesellschaftZurzeit leben rund 100 abgewiesene Asylsuchende in einem Containerdorf in Biel-Bözingen – unter ihnen auch 20 Kinder. Um diesen ein Geschenk machen zu können, sammelt die Kandergrunder Kirchgemeinderätin Jennyfer Schranz altersgerechte Sachspenden.
BIANCA HÜSING
Zurzeit leben rund 100 abgewiesene Asylsuchende in einem Containerdorf in Biel-Bözingen – unter ihnen auch 20 Kinder. Um diesen ein Geschenk machen zu können, sammelt die Kandergrunder Kirchgemeinderätin Jennyfer Schranz altersgerechte Sachspenden.
BIANCA HÜSING
Wenn es um die Integration Asylsuchender geht, gilt der Kanton Bern als Vorreiter. Die Rückweisungspolitik des Kantons wird indes zunehmend kritisiert. Abgewiesene Asylsuchende werden in sogenannten Rückkehrzentren untergebracht, unter anderem in den 88 ehemaligen Bauarbeiter-Containern in Biel-Bözingen. Obwohl der Kanton diese Unterkünfte von der Öffentlichkeit abschottet und Medien den Zutritt verwehrt, drangen in den letzten Monaten Bilder aus dem Innern der Anlagen an die Öffentlichkeit. «Es ist kein schöner Ort, das Rückkehrzentrum Biel-Bözingen», beschreibt etwa ein SRF-Reporter, dem Fotos zugespielt worden sind: dunkle, schmale Gänge, schäbige Duschen, wenig Platz und kleine Fenster.
Die Unterkunft ist Teil der verfassungsrechtlichen Nothilfe, die abgewiesenen Asylsuchenden zusteht. Hinzu kommen 8 Franken pro Tag, medizinische Grundversorgung und – für schulpflichtige Kinder – Zugang zur Bildung. Offensichtlich will man den Abgewiesenen keine grossen Anreize setzen, zu bleiben. Trotzdem verharren viele von ihnen lange in diesem Zwischenzustand, manche sogar über Jahre. Jennyfer Schranz, Kirchgemeinderätin von Kandergrund / Kandersteg und Sozialpädagogin bei der Heilsarmee Biel und Frutigland, erklärt: «Ausschaffung oder Rückkehr waren schon immer schwierig, weil die Herkunftsländer die Betroffenen oftmals nicht aufnehmen wollen. Oder die politische Situation in diesen Staaten lässt keine Rückkehr zu.» Wegen der Corona-Pandemie sei in letzter Zeit erst recht nicht mehr an eine Ausreise zu denken, so Schranz. Die Menschen würden in der Unterkunft schlicht «parkiert».
Gut vernetzt
Aufgrund ihres Jobs hat die Kandergrunderin gute Kontakte zu den Verantwortlichen in Biel-Bözingen. Sie ist Teil eines von der Reformierten Kirche Biel unterstützten Teams aus Freiwilligen, die den Bewohnern des Containerdorfs Aktivitäten anbieten – zum Beispiel einen kulturübergreifenden Zvieri-Nachmittag oder eine Kleiderabgabe. Laut Jennyfer Schranz leben zurzeit etwas über 100 Menschen in der Unterkunft, davon rund 20 Kinder. Gerade um diese tut es der Kirchengemeinderätin leid, weswegen sie vor Kurzem eine Sammelaktion ins Leben gerufen hat. An zwei verschiedenen Terminen nimmt sie Sachspenden entgegen, vom gebrauchten Spielzeug über Bastel- und Malzubehör bis hin zu Schultaschen oder Turnsäckli.
«Mein Hauptziel ist es, Kindern trotz dieser erschwerten und unwürdigen Situation ein wenig Weihnachten bringen zu können.»
Die Entgegennahmen der Sachspenden finden unter Einhaltung der Corona-Schutzmassnahmen statt. Erster Termin: Sonntag, 6. Dezember, 16 bis 17 Uhr in der Pfrundschür (Kirchgemeindehaus) Kandergrund. Zweiter Termin: Samstag, 12. Dezember, 09.30 bis 11.30 Uhr im Kirchgemeindehaus Frutigen.