Begeistert vom Blick auf «das schönste Tal-Ende der Welt»
18.12.2020 Porträt, AdelbodenSeit Anfang 2020 hat die Bergbahnen Adelboden AG eine neue Marketing-Chefin, die in Norddeutschland aufwuchs und sich vor vier Jahren im Frutigland niederliess. Inga Devermann (36) beschreibt sich selbst als «motiviert, die Extrameile zu gehen», als «mutig, neue Erfahrungen zu machen» ...
Seit Anfang 2020 hat die Bergbahnen Adelboden AG eine neue Marketing-Chefin, die in Norddeutschland aufwuchs und sich vor vier Jahren im Frutigland niederliess. Inga Devermann (36) beschreibt sich selbst als «motiviert, die Extrameile zu gehen», als «mutig, neue Erfahrungen zu machen» und als «weltoffen».
PETER SCHIBLI
Was in aller Welt verschlägt eine junge norddeutsche Marketingspezialistin, die auf der idyllischen Nordseeinsel Norderney erfolgreich in der Tourismus-Branche arbeitete und danach um den Globus jettete, nach Adelboden? Inga Devermanns Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. «Mein Partner und ich lieben die Natur und die Berge. Wir schätzen die Lebensqualität und den Lifestyle hier sehr.» So beschlossen die beiden vor vier Jahren, sich in der Schweiz nach einer Stelle umzusehen.
Eine sympathische Anzeige der TALK-Vorgängerin «TourDI AG» stach Devermann ins Auge. Spontan bewarb sie sich und bekam den Job. Nach einem Jahr fusionierte die Firma in die TALK AG, wo die Deutsche dann zwei Jahre als Projektleiterin Marketingkampagnen umsetzte und externe Kunden betreute.
Zu Beginn dieses Jahres wechselte sie als Leiterin Marketing zu den Bergbahnen Adelboden (BAAG). In ihrer Führungsfunktion hat sie nun mehr Verantwortung, betreut fünf Direktunterstellte und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Die Stelle gefällt ihr sehr gut: «Ich kann ein Produkt mitgestalten, hinter dem ich voll und ganz stehe, und ich führe ein aufgeschlossenes Team mit vielseitigen, sehr unterschiedlichen Talenten.» Die Corona-Pandemie bezeichnet Devermann als «riesige Herausforderung für die Tourismus-Branche».
Wertvolle Erfahrungen im Ausland
Aufgewachsen ist die 36-Jährige zusammen mit zwei Geschwistern im Osnabrücker Land (Niedersachsen) auf einem Pferdehof. Nach der Schulzeit studierte sie in Trier Freizeit- und Tourismus-Geografie. Ein Auslandsemester in Australien und ein Praktikum auf den Fidschi-Inseln waren prägende Erfahrungen für Devermann. Ihr Traum, für die Deutsche Zentrale für Tourismus in Frankfurt am Main zu arbeiten, ging in Erfüllung. Auch in der neuen Funktion hatte sie die Möglichkeit, im Ausland – in Sydney und Madrid – tätig zu sein.
Mit der Zeit reifte in ihr der Wunsch, wieder näher am touristischen Kerngeschäft zu wirken – direkt für die Gäste. 2010 wechselte sie also von der Grossstadt Frankfurt auf die Nordseeinsel Norderney, wo sie für das «Staatsbad», die Tourismusorganisation des Kurorts, kreative Marketinglösungen erarbeitete. Die Umstellung nach dem Stadtleben war gross: «Natur und Menschen im Norden sind rau», erinnert sie sich. Aber sie kam an, fand ihre Herzensheimat und blieb sechs Jahre Insulanerin, bis der Wunsch nach Veränderung die Globetrotterin wieder in die weite Welt hinaus verschlug.
Weit weg von Familie und Freunden
Auf einer sechsmonatigen Weltreise lernte Inga Devermann ihren heutigen Partner kennen. Zurück in Deutschland entschieden sich die beiden für einen Umzug in die Berge und kamen Ende 2016 nach Adelboden, wo sie sich heute sehr wohl fühlen. Seine Freizeit verbringt das Paar meistens draussen in der Natur, beim Wandern, Biken oder Laufen. Der einzige Nachteil des neuen Wirkungsorts sei die grosse Distanz zu Familie und Freunden in Norddeutschland und Australien. Die Ferien verbringen Inga Devermann und ihr Partner deshalb meistens in der Heimat. Im Gegenzug erhalten sie im Bergdorf ab und zu Besuch von ihren Familien.
Die Einheimischen beschreibt die Norddeutsche als «herzlich», «hilfsbereit» und «traditionsbewusst». Mit dem Adelbodner Dialekt kommt sie dank guten Trainings im täglichen Arbeitsalltag und mithilfe des Klassikers «Adelbodetütsch» von Jakob Aellig und Christian Bärtschi inzwischen klar. Das Buch hatte ihr ein Kollege geschenkt.
Dass die beiden Zuzüger noch keinem Verein angehören, liegt nicht am mangelnden Interesse, sondern an der fehlenden Zeit. Gefragt nach ihrem bisher angenehmsten Erlebnis im Berner Oberland, gibt Inga Devermann unumwunden zu: «Der Blick auf das schönste Tal-Ende der Welt ist täglich ein Highlight.»