Das Virus bedrängt nicht alle gleich
15.12.2020 Frutigen, TourismusFür Gäste präsentiert sich die Region Elsigen-Metsch als Einheit. Hinter dem Konstrukt stehen aber zwei unabhängige Betriebe. Beide hatten letzte Woche Generalversammlung – und bei beiden fällt sowohl der Rück- als auch der Ausblick unterschiedlich aus.
JULIAN ...
Für Gäste präsentiert sich die Region Elsigen-Metsch als Einheit. Hinter dem Konstrukt stehen aber zwei unabhängige Betriebe. Beide hatten letzte Woche Generalversammlung – und bei beiden fällt sowohl der Rück- als auch der Ausblick unterschiedlich aus.
JULIAN ZAHND
Walter Grossen ist Verwaltungsratspräsident der Skilift Metschalp AG. Er ist kein Mann der grossen Worte, und wenn er die vergangene Wintersaison beschreiben soll, sagt er zunächst einmal: «Durchzogen». Einerseits lag das am mangelnden Schnee, die Saison habe lange nicht richtig Schwung aufgenommen. Und als die Verhältnisse im März dann stimmten, kam andererseits der verfügte Marschhalt. «Dadurch entgingen uns zwei bis drei einträgliche Wochenenden, was einer Umsatzeinbusse von ungefähr zehn Prozent entspricht», so Grossen. Die insgesamt 18 Mitarbeiter-Innen wurden sofort in Kurzarbeit geschickt, letzlich sei das Unternehmen mit einem «blauen Auge» davongekommen.
Seit letztem Donnerstag laufen die Lifte wieder, zwischen 1000 und 1500 Fahrten wurden am Starttag verzeichnet – unter der Woche ein durchschnittlicher Wert. Optimistisch wird Grossen aber, wenn er den Blick in die Zukunft richtet: Weil die Metschalp mit dem Auto zugänglich ist und hier bloss Bügellifte in Betrieb sind, sei das Gebiet möglicherweise im Vorteil gegenüber anderen Skigebieten. An Elsigen etwa benutzen die Gäste zunächst eine Gondel, die zurzeit einer Kapazitätsbeschränkung unterliegt. «Es ist davon auszugehen, dass mehr Gäste via Metschalp anreisen als in anderen Saisons», so Grossen. Allerdings sei auch bei ihnen die Kapazität begrenzt: 500 bis 600 Parkplätze stehen hier zur Verfügung – an Spitzentagen dürfte es daher eng werden.
Mit weniger Passagieren, dafür «Vollgas»
Ziemlich genau umgekehrt präsentiert sich die Lage beim Nachbarsbetrieb. Die Elsigenalpbahnen AG musste im letzten März zwar Einbussen im tiefen sechsstelligen Bereich hinnehmen, die Endabrechnung trübte dies offenbar aber kaum: «Wir hatten nicht gleich Rekordwerte, aber auf jeden Fall ein überdurchschnittlich gutes Jahr», sagt Christian Zenger, seit Mai 2020 Geschäftsführer des Unternehmens.
In der laufenden Saison könnte das nun etwas anders aussehen. Die aktuellen Corona-Massnahmen schreiben eine Gondelauslastung von maximal zwei Dritteln vor, statt 41 Passagiere kann die Bahn pro Fahrt somit nur 27 auf den Berg befördern. Grob geschätzt ergibt das 220 Personen pro Stunde. Wenn sich Zenger nun zum Ziel setzt, «Vollgas» zu geben und während der Saison keine Gäste abweisen zu müssen, ist das somit ambitioniert: An Spitzentagen transportiert die Gondel normalerweise gegen 2000 Gäste.
Auch Zenger geht davon aus, dass die Metschalp den Engpass zum Teil entschärfen wird. Zwecks zusätzlichem Ausgleich seien Querverbindungen zwischen Elsigbach und Metschalp in Abklärung. Womöglich fährt die Bahn an manchen Tagen zudem eine halbe Stunde früher als üblich, so Zenger, was aber nur Sinn mache, wenn die Bergrestaurants auch offen sein dürften. Schon jetzt stellt die Restauration ein weiteres Nadelöhr dar. Die zurzeit festgelegten 50 Personen pro Betrieb würden an Spitzentagen natürlich nicht ausreichen, sagt Zenger.
Dennoch will der Geschäftsführer nicht jammern. Man habe am vorletzten Wochenende täglich rund 600 Bergfahrten verzeichnet, der Transport habe reibungslos funktioniert. Das Wichtigste sei für Zenger aber: «Die allermeisten Leute fanden sich mit der Situation ab und beklagten sich nicht.»