equalitea – «weil wir alle gleich sind»
31.12.2020 Aeschi, Aeschiried, Krattigen, Bildung|SchuleAm Gymnasium Interlaken lernen die SchülerInnen das Wirtschaftsleben praxisnah kennen. Ein Team vermarktet Eistee und spendet einen Teil des Gewinns für ein soziales Projekt. Dabei sind auch drei junge Leute aus Aeschi und Krattigen.
KATHARINA WITTWER
Andri ...
Am Gymnasium Interlaken lernen die SchülerInnen das Wirtschaftsleben praxisnah kennen. Ein Team vermarktet Eistee und spendet einen Teil des Gewinns für ein soziales Projekt. Dabei sind auch drei junge Leute aus Aeschi und Krattigen.
KATHARINA WITTWER
Andri Klopfenstein, Svenja Riesen und Nicolas Senn besuchen in Interlaken das Gymnasium mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht. Im dritten Jahr dürfen sie das Wissen aus den bisher theorielastigen Fächern in die Praxis umsetzen. Innerhalb der Klasse wurden drei verschiedene «Firmen» gegründet. Jede vermarktet nun ein Jahr lang ein Produkt ihrer Wahl. «Im Frühsommer, während des Fernunterrichts, betrieben wir Marktforschung, um herauszufinden, was wir auf welche Weise vertreiben könnten», sprudelt es aus den dreien heraus. Wie in einer richtigen Firma wurden zuerst die Ressorts verteilt. Die Krattigerin Svenja Riesen ist CEO (Direktorin), Andri Klopfenstein aus Aeschi ist einer von zwei Produktverantwortlichen und Nicolas Senn – ebenfalls aus Krattigen – ist gemeinsam mit einer Kollegin fürs Marketing zuständig. Zusätzlich gibt es die Ressorts Finanzen und Administration.
Eistee für ein soziales Projekt
«In der Schweiz sind wir in der glücklichen Lage, über genügend sauberes Wasser zu verfügen. Auch gibt respektive gab es im Berner Oberland Mineralquellen. Was lag also näher, als ein Getränk zu vermarkten?», erzählt der Produktverantwortliche. Bald schon fiel die Wahl auf Eistee. Die jungen «Geschäftsleute» waren sich schnell einig, einen Teil eines allfälligen Gewinns für einen guten Zweck zu spenden. Das Geld ist nun für Wasser an Schulen in Brasilien bestimmt. Ohne Wasser – das dort oft fehlt – können sich die Kinder nicht einmal die Hände waschen. Die Corona-Krise hat das Hygieneproblem zusätzlich verschärft. «Weil wir nachweisen konnten, dass wir sozial und nicht gewinnorientiert denken und handeln, haben wir uns mit dem Kinderhilfswerk UNICEF abgesprochen und unterstützen nun ihre Arbeit dort», erklärt Svenja Riesen.
Der Name als Knacknuss
In der Projektwoche im Herbst wurden der Businessplan erstellt, eine Website gestaltet, Facebook- und Instagram-Konten eingerichtet und etliche Sitzungen abgehalten. Zur Sicherung des Startkapitals, welches 2500 Franken nicht überschreiten durfte, gaben sie Partizipationsscheine heraus. «Obschon wir den Partizipanten kein Mitspracherecht gewähren, war die Nachfrage grösser als das Angebot. Wer fünf zeichnen wollte, kriegte halt nur drei oder vier», erzählt Nicolas Senn.
Produziert und abgefüllt wird der Eistee in der Firma Swiss Alpine Herbs (SAH) in Därstetten – der einstigen Abfüllerei des Weissenburger Mineralwassers. Aus verschiedenen von SAH kreierten Geschmacksrichtungen entschieden sich die Jugendlichen für Alpenrose-Aronia-Minze. Alle Kräuter werden im Schweizer Alpenraum angebaut. «Das schwierigste war die Namensfindung. Mehrere Male hatten wir einen Namen gewählt, ihn aber kurzerhand wieder verworfen», sagen die drei lachend. «Mit ‹equalitea› haben wir das Nonplusultra gefunden.» Es ist eine Wortspielerei aus Gleichheit (equality) und Tee (tea). Kurz: «Weil wir alle gleich sind.» Dieses Motto ist auch auf den Etiketten und der Website zu lesen.
Vertrieb via Onlineshop gut angelaufen
Ursprünglich war angedacht, die Halbliterflaschen vor allem via Restaurants zu vertreiben, doch Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen gehen jetzt die meisten Bestellungen – für 3.50 Franken pro Flasche – via Webshop ein. Von diesem Betrag gehen 50 Rappen an UNICEF. Sofern geografisch möglich, liefern die «FirmeninhaberInnen» die Bestellungen selber aus. Der Eistee scheint ein beliebter Durstlöscher zu sein. Mitte Dezember wurden die ersten tausend Flaschen angeliefert und eine Woche später war bereits eine stolze Anzahl davon weg. Die Finanzverantwortliche hatte gut kalkuliert, denn bereits kurz vor Weihnachten wurden schwarze Zahlen geschrieben. «Wir lassen uns überraschen, wie viele Flaschen wir verkaufen und natürlich, wie hoch am Ende der Gewinn ausfällt. Dass wir damit benachteiligten jungen Menschen etwas Gutes tun können, ist umso schöner», so der einhellige Tenor.
Das Schnuppern in der Geschäftswelt finden alle sehr lehrreich und es bereitet ihnen Spass. Doch nur Nicolas Senns Berufswünsche tendieren Richtung Marketing und Design. Andri Klopfenstein findet Wirtschaft zwar interessant, sieht sich aber eher im Gebiet der Medienproduktion und Svenja Riesen weiss schon lange, dass sie Anwältin werden will.
Alles über equalitea finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html