«Wir wollen weiterhin vor Ort präsent sein»
29.01.2021 Interview, WirtschaftBankdirektor Daniel Schneiter erläutert, wie des Corona-Jahr den Geschäftsgang der SLF beeinflusst hat und warum er Bankschalter nach wie vor für wichtig hält.
Die Kunden deponierten 2020 deutlich mehr Geld bei der SLF, gut 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie ...
Bankdirektor Daniel Schneiter erläutert, wie des Corona-Jahr den Geschäftsgang der SLF beeinflusst hat und warum er Bankschalter nach wie vor für wichtig hält.
Die Kunden deponierten 2020 deutlich mehr Geld bei der SLF, gut 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie erklären Sie sich diesen Zuwachs, sehen Sie hier einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie?
Daniel Schneiter: Teilweise ist das sicher darauf zurückzuführen. Die Leute konnten wegen der geschlossenen Läden weniger ausgeben, die Möglichkeiten zu reisen waren stark eingeschränkt. Viele Löhne wurden aber weiter im gewohnten Rahmen ausgezahlt, auch dank der staatlichen Stützungsmassnahmen. Ein Teil des gesparten Geldes floss dann zu uns. Ein anderer Teil geht wohl auf die Covid-Kredite zurück. Viele Firmen gehen sehr vorsichtig mit diesem Instrument um. Sie haben die Kredite beantragt, aber vorerst nicht angetastet, sondern bei uns angelegt. Das zeigt, dass die Krise bisher eher glimpflich verlaufen ist.
Trotzdem haben Sie vorsorglich Wertberichtigungen gebildet, was sich unter anderem auf den Brutto-Erfolg auswirkt.
Die Wertberichtigungen sind eine Vorsichtsmassnahme. Bisher hatte die Pandemie noch keine grossen Auswirkungen auf unsere Geschäftstätigkeit. Aber es ist durchaus möglich, dass das noch passiert, und darauf wollen wir vorbereitet sein. Abgesehen von den Wertberichtigungen ist aber auch unser Geschäftsaufwand gewachsen, beim Personal- und vor allem beim Sachaufwand. Das war so geplant: Wir sind dabei, einige Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Die sind zwar teuer, aber wir wollen in diesen Bereich investieren.
In der Erläuterung zu den Jahreszahlen erwähnen Sie die Turbulenzen, die sich vor allem zu Beginn der Pandemie an den Börsen abspielten. Der dadurch beflügelte Wertpapierhandel hat sich auch auf der Ertragsseite der SLF niedergeschlagen. Können Sie beziffern, wie sich Ihr Dienstleistungsgeschäft im letzten Jahr insgesamt entwickelt hat?
Zeiten der Verunsicherung führen immer zu einer Zunahme beim Wertpapierhandel. Als die Kurse zu Beginn der Pandemie sanken, haben die einen aus Angst verkauft, andere nutzen die Gelegenheit für Zukäufe. Als Bank profitieren wir über die Courtagen von solchen Entwicklungen. Inzwischen haben sich die Börsen wieder erholt – auch weil ein gewisser Anlagenotstand herrscht und sich mehr Leute Wertpapieren zuwenden. Insgesamt ist unser Dienstleistungsgeschäft im letzten Jahr um fünf bis zehn Prozent gewachsen, wobei wir nicht in allen Sparten gleichermassen zulegten. Das Kartengeschäft war während der Pandemie rückläufig, ebenso das Devisengeschäft. Aber unterm Strich hat sich der Dienstleistungsbereich positiv entwickelt.
Die beiden Schweizer Grossbanken schliessen gerade einen Teil ihrer Filialen, die SLF baut aus, aktuell in Reichenbach. Warum investieren Sie weiterhin in eine Infrastruktur, aus der die Grossen sich zurückziehen?
In Reichenbach entstehen neben der SLF-Filiale übrigens auch Wohnungen, es ist kein reines Bankgebäude. Aber es stimmt: Wir verfolgen eine andere Geschäftspolitik als die Grossbanken. Uns ist der Kontakt wichtig, wir sind stolz auf die Nähe zu unseren Kunden. Deswegen werden wir auch künftig keine Filialen schliessen. Wir wollen vor Ort präsent sein.
Trotz Digitalisierung?
Auch wir hatten im letzten Jahr leicht weniger Frequenzen, aber an unseren besetzten Schaltern werden wir festhalten. Allerdings wird sich das Arbeiten dort verändern: Die Mitarbeitenden werden vielfältigere Aufgaben übernehmen, beispielsweise in der Beratung.
MARK POLLMEIER