Corona befeuert den Langlauftrend
12.01.2021 Region, SportSeit einigen Jahren zeigt die Beliebtheitskurve für den Langlaufsport steil nach oben. Wegen der Corona-Krise bricht die Trendsportart nun sämtliche Rekorde – auch im Frutigland.
KATHARINA WITTWER
«Die Nachfrage für Langlaufunterricht war noch nie so gross wie ...
Seit einigen Jahren zeigt die Beliebtheitskurve für den Langlaufsport steil nach oben. Wegen der Corona-Krise bricht die Trendsportart nun sämtliche Rekorde – auch im Frutigland.
KATHARINA WITTWER
«Die Nachfrage für Langlaufunterricht war noch nie so gross wie diesen Winter», weiss Fabienne Wagner von der Skischule Adelboden. Vorausschauend habe man das Team verjüngt und vor allem vergrössert. Auch das Ehepaar Niedhart, Inhaber der Langlaufschule Edelweiss in Kandersteg, wird von Anfragen und Buchungen überschwemmt. Konnten bisher acht bis zehn Personen in der gleichen Gruppe unterrichtet werden, sind es wegen Corona nur noch maximal vier. «Wir klären bereits am Telefon ab, welches Niveau der Gast hat und teilen die Gruppen im Voraus ein, was einen Mehraufwand an Büroarbeit bedeutet», sagt Urs Niedhart. Auffallend seien die zahlreichen Anfänger.
Zusätzliche Instruktoren anzustellen sei nicht einfach, denn die Gäste erwarten einen fachlich fundierten Unterricht. Ist ein Kunde in seiner Gruppe über- oder unterfordert, darf er wegen der Covid-Vorschriften nicht wechseln.
Kaum Probleme mit dem Sicherheitsabstand
Gründe für den Boom des Sports auf schmalen Latten gibt es mehrere: Vielerorts muss keine Bergbahn benützt werden, das Einhalten des Mindestabstandes bereitet im Normalfall keine Probleme. Wer vor Ort wohnt, kann bequem auf die Loipe und die Unfallgefahr ist gering. Daher betreiben immer mehr Wintergäste nebst Ski- oder Snowboardfahren Langlauf als Zweitsportart.
Weil die Engstligenalp bis auf Weiteres den ganzen Betrieb eingestellt hat, sind in Adelboden nur die Loipen im Boden benutzbar. «Wir müssen die Anlage gut in Schuss halten und sie gut pflegen», so Wagner.
Die Spur in Aeschiried ist aktuell wegen Schneemangels nur bis zur Seewenegg benutzbar. «Zum Glück ist es kalt. Dank der neuen Beschneiungsanlage können wir nun künstliches Weiss produzieren und, wo nötig, die Loipen ausbessern», sagt Betriebsleiter André Gyger. Daher würde er sich über Neuschnee freuen.
Auch die knapp vier Kilometer lange Spur im Kiental wird rege benutzt. Unterhalten wird sie von Freiwilligen des Vereins Kiental-Reichenbach Tourismus. Gäste werfen den Betrag für den Tagespass in ein Kässeli. «Das klappt recht gut, obwohl der Beitrag freiwillig ist», meint der zuständige Adrian Ryter. «Wir möchten dem Langlaufpass-Pool beitreten, was als Mitglied der TALK AG (Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg) hoffentlich bald möglich ist.»
Auf Sunnbüel ist der Grossandrang bisher ausgeblieben. Solange in Kandersteg genügend Schnee liegt, bleiben die meisten Langläufer im Tal, weiss man bei der Luftseilbahn.
«Wir mussten schon Kunden abweisen»
Grossen Sport in Kandersteg vermietet Langlaufausrüstungen. «Anfang Jahr waren wir an einigen Tagen ‹komplett ausgeschossen› und mussten gar Kunden abweisen. Das gab es bisher noch nie!», sagt Fredi Grossen. Der Verein Loipe Aeschi-Suld stockte letzten Winter den Vorrat an Ski, Schuhen und Stöcken auf. Zum Glück, wie sich nun zeigt, denn es gab auch schon Tage, an denen der Miet-Container leer war. Vermietstellen von Skiausrüstungen fallen unter das Ladenschlussgesetz und müssen weiterhin sonntags geschlossen bleiben.