Heiss begehrter Pieks

  12.01.2021 Coronavirus, Region, Gesundheit

BIANCA HÜSING
Zumindest in pandemischer Hinsicht beginnt das neue Jahr deutlich besser, als das alte endete. Noch vor Monaten hätten wohl die wenigsten geglaubt, dass in nützlicher Frist ein Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus gefunden würde. Mittlerweile gibt es sogar mehrere zugelassene Vakzine – und damit verbunden die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Ob diese nun berechtigt ist oder nicht: Der Startschuss zur Immunisierung der Bevölkerung ist gefallen. Gestern öffneten fünf der acht Impfzentren des Kantons Bern ihre Pforten – darunter auch jenes der Spitälter fmi AG im Interlakner Jungfraupark. Trotz der eher kurzen Vorbereitungszeit von drei Wochen konnte die Anlage wie geplant um 10 Uhr in Betrieb genommen werden, wie der stellvertretende fmi-Kommunikationsleiter Sandro Hügli bestätigt. Die ersten Impfwilligen erhielten ihre erste von zwei Dosen (siehe Foto). Für die nächsten Wochen ist das Impfzentrum bereits ausgebucht.


Die Nachfrage übersteigt das Angebot
Der frühe Andrang auf die Impftermine dürfte selbst die Gesundheitsdirektion überrascht haben: Innerhalb der ersten Stunden, nachdem das Anmeldeportal am Freitag online gegangen war, registrierten sich bereits über 40 000 Personen. Schon am frühen Vormittag war die Hälfte der aktuell verfügbaren 20 000 Termine vergeben, am Abend alle.

Die Menge des Impfstoffs ist indes begrenzt. In einer ersten Tranche hat der Kanton Bern 25 000 Dosen des Herstellers Pfizer / Biontech erhalten. Anders als bei gewöhnlichen Impfungen kann man deshalb nicht einfach zum Arzt gehen, um sich immunisieren zu lassen. Eine Voranmeldung beim Kanton ist zwingend erforderlich. Auch müssen sich die allermeisten Impfwilligen noch eine ganze Weile gedulden, bis sie an der Reihe sind. Aktuell sind nur Personen ab 75 Jahren zur Impfung zugelassen. Registrieren kann sich aber bereits jetzt jeder, der will – und das ohne grossen Aufwand.


In fünf Minuten zum Impfcode
Die Gesundheitsdirektion betreibt zwar eine Telefonhotline. Dort sollte jedoch nur anrufen, wer sich nicht selbstständig online anmelden kann. Alle anderen werden angehalten, das Web-Portal VacMe zu nutzen. Im ersten Schritt wird man dort um eine kurze Selbsteinschätzung gebeten: Ist man über 16, symptomfrei, nicht allergisch, nicht schwanger und nicht in Quarantäne, darf man mit der Registrierung fortfahren. Nachdem man Name, Mail-Adresse und Natelnummer eingetragen hat, erhält man eine SMS mit dem Registriercode. Im Anschluss gehts weiter mit Details wie Versicherungsnummer, Adresse usw. Um einer Impfgruppe zugeordnet werden zu können, muss man zudem angeben, wie alt man ist, ob man in einem Gesundheitsberuf arbeitet, mit Kunden zu tun hat oder an einer chronischen Krankheit leidet.

Nur wer nach Eingabe dieser Daten der Gruppe A zugeordnet wird (Menschen ab 75), kann nun seine Impftermine vereinbaren (es braucht insgesamt zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen). Alle anderen erhalten zwar ebenfalls einen persönlichen Impfcode, müssen mit der Terminvereinbarung aber warten, bis ihre Gruppe an der Reihe ist. Im schlechtesten Falle kann dies mehrere Monate dauern.

Stich in den Oberarm, 15 Minuten Ruhe
Zunächst wird ausschliesslich in den kantonalen Zentren geimpft. Für Bewohner des Frutiglands ist wohl jenes in Interlaken am naheliegendsten. Zugang erhält man dort nur mit einem Termin und dem persönlichen Impfcode in der Tasche. Auch die Krankenkassenkarte, einen amtlichen Ausweis und allenfalls nötige Zusatzunterlagen sollte man bereithalten.

Nach den Formalitäten am Eingang erfolgt die eigentliche Impfung: eine Spritze in den Oberarm. Wie bei anderen Impfungen auch, kann es danach zu Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen oder zu leichtem Fieber kommen. In geringem Masse sind diese Symptome sogar ein gutes Zeichen: Sie zeigen, dass das Immunsystem arbeitet und auf den Fremdkörper reagiert. Im Anschluss an die Impfung verbleibt man 15 Minuten in der Ruhezone und erhält eine Impfbestätigung.

Wer sich unter keinen Umständen zum Impfzentrum bewegen kann, wird mithilfe eines mobilen Impfteams versorgt. Diese werden zum Beispiel in Alters- und Pflegeheimen eingesetzt. In Arztpraxen und Apotheken sind zurzeit noch keine Impfungen erhältlich. Dies könnte sich ändern, wenn voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 grössere Mengen der zugelassenen Impfstoffe vorhanden sind. Nach den Zielen der Gesundheitsdirektion sollen bis zur zweiten Jahreshälfte 60 Prozent der BernerInnen geimpft sein – so viele, wie zur Herdenimmunität mindestens nötig wären.

In Interlaken plant man zunächst mit  295 Impfungen pro Woche, ab der vierten Woche soll auf 450 erhöht werden. «Für den Betrieb des Zentrums und die beiden mobilen Impf-Equipen (eine fürs östliche Oberland und eine fürs Frutigland) stehen der Spitäler fmi AG rund 30 zusätzliche Personen zur Verfügung, 15 davon sind (zum Teil pensionierte) Ärzte, die andere Hälfte besteht aus dipl. Pflegefachpersonal, anderen Gesundheitsfachkräften und Personal für administrative Arbeiten», führt Sandro Hügli aus.


Das Anmeldeportal und andere Infos finden Sie unter www.frutiglaender.ch/web-links.html


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