Weltcup: Auf Tuchfühlung mit den Profis
12.01.2021 Porträt, AdelbodenDer 15-jährige Sven Stoller aus Kandergrund konnte letzten Freitag am Riesenslalom am Chuenisbärgli zweimal als Vorfahrer starten. Er erzählt, wie er zu dieser einmaligen Chance kam.
KATHRIN JUNGEN
Sven Stoller aus Kandergrund wurde das Skifahren bereits in die ...
Der 15-jährige Sven Stoller aus Kandergrund konnte letzten Freitag am Riesenslalom am Chuenisbärgli zweimal als Vorfahrer starten. Er erzählt, wie er zu dieser einmaligen Chance kam.
KATHRIN JUNGEN
Sven Stoller aus Kandergrund wurde das Skifahren bereits in die Wiege gelegt. Seine Eltern sind beide passionierte Skifahrer und sehr aktiv im Skiclub Kandergrund tätig. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bub bereits mit eineinhalb Jahren zum ersten Mal am Kinderskilift Hampi in Adelboden auf den Ski stand. Sven gefiel das Skifahren so sehr, dass er immer weiterkommen wollte. So war er mit fünf Jahren bei den Kander Kids, ab der ersten Klasse trat er der JO Kandergrund bei. Weil es damals in Kandergrund aber keine Renngruppe gab, wechselte er zur JO Adelboden. «In der Renngruppe verpflichtet sich der Athlet, Rennen zu fahren und man muss auch Ambitionen haben», sagt der junge Kandergrunder.
Mit 14 Jahren im BOSV-JO-Kader
Mit 12 Jahren kam Sven Stoller also ins RLZ (Regionales Leistungszentrum Frutigen), wo die Besten der Region dabei sind. So konnte er auch den Leki-Cup absolvieren. Zusammen mit den ersten Fahrern durfte er in den BOSV überwechseln, wo die Betreuung noch intensiver wurde.
So schrieb Sven Stoller im Skiclub-Heft, dass es für ihn in der Saison 2019 / 2020 galt, für das letzte Jahr in der Kategorie U16 Erfahrungen auf internationaler und nationaler Ebene zu sammeln. «Dank des hohen Niveaus im BOSV gelang es mir, einen grossen Schritt nach vorne zu machen, sowohl im Bereich Kondition als auch im Bereich Ski», führt Stoller aus. Nach einigen erfolgreichen Rennen musste die Saison aber wegen Corona abgebrochen werden. Die Hoffnung auf eine bessere Saison 2020 / 2021 ist jetzt auch gedämpft, da nur reduzierte nationale Vergleichsrennen durchgeführt werden dürfen.
Aufgrund der hervorragenden Leistungen der letzten Rennen wurde Stoller eingeladen, als Vorfahrer beim Chuenisbärgli-Rennen im Einsatz zu stehen, was eine grosse Freude war. «Es war ein grossartiges Erlebnis, mit der Weltspitze zusammen zu sein, zusammen einzufahren sowie die Streckenbesichtigung zu machen und oben am Start zu stehen», sagt Sven Stoller. Es sei aber schon ein Kampf gewesen, die schwierige Eispiste runter zu fahren. Die Beine hätten im Schlusssteilhang sehr stark gebrannt, was ja sogar der erstplatzierte Alexis Pinturault bestätigte. Ausser beim Snowfarming im Herbst an Tschenten befahren die jungen Athleten der U16 eigentlich nie solche Eispisten.
«Normalerweise begrüsst uns das Publikum im Ziel, das ist in der jetzigen Situation nicht möglich. Die Stimmung und die Ambiance fehlen einfach», sagt der nachdenkliche Skifahrer und hofft, dass sich die Krise bald beruhigt und die Athleten wieder normale Rennen fahren können. Im Moment sei es aber unklar, ob die aktuelle Saison überhaupt beendet werden könne.
Halb Gymnasiast, halb Sportler
Klar ist, dass Sven Stoller seit Oktober 2020 das Gymnasium an der Sportmittelschule Engelberg besucht. Jeweils ein halber Tag wird der Schule und der zweite halbe Tag dem Schneetrainig gewidmet, das sie auf dem Titlis absolvieren. So ist das Sportpensum für ihn auch etwas leichter zu bewältigen. In den Schulferien finden in Zermatt und Saas-Fee die Trainings auf dem Gletscher statt. Letztes Jahr nahm das zirka 30 Tage in Anspruch. Natürlich kommt das ganze Jahr hindurch auch der Kraftaufbau nicht zu kurz.