Und wieder steht die 30 zur Debatte
02.02.2021 Frutigen, PolitikEs kommt Schwung ins Projekt Ortsdurchfahrt – allerdings nicht in baulicher Hinsicht. Während der Kanton sich noch mit der Beschwerde eines Anwohners auseinandersetzt, sammeln zwei Ortsparteien Unterschriften für ein Tempolimit.
BIANCA HÜSING
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Es kommt Schwung ins Projekt Ortsdurchfahrt – allerdings nicht in baulicher Hinsicht. Während der Kanton sich noch mit der Beschwerde eines Anwohners auseinandersetzt, sammeln zwei Ortsparteien Unterschriften für ein Tempolimit.
BIANCA HÜSING
Nach November 2019 war es recht still geworden um die Sanierung der Frutiger Ortsdurchfahrt. Damals befürworteten 70 Prozent aller Urnengänger die Baumassnahmen, mit denen die Gemeinde das Kantonsprojekt begleiten will. Auch wenn die Sanierung selbst damals nicht mehr zur Debatte stand, galt das Bürgervotum als klares Bekenntnis zu deren Notwendigkeit – Tempo 50 hin oder her.
Doch wie sich nun zeigt, war die Ruhe trügerisch: Im Hintergrund diskutierten die FrutigerInnen noch immer darüber, welche Höchstgeschwindigkeit künftig auf der Kantonsstrasse gelten soll. Dabei hatte der Gemeinderat diese Frage bereits ein Jahr zuvor beantwortet. Auf Druck einer Petition hatte er sich für Tempo 50 entschieden – obwohl das Projekt ursprünglich auf 30 km / h ausgelegt war.
Der Unmut über diese Kehrtwende ist offenbar bis heute nicht verflogen: Soeben haben die örtlichen Sektionen von EVP und SP eine Petition lanciert, mit der sie den Gemeinderat erneut zum Einlenken bewegen wollen (siehe den heutigen «Frutiger Anzeiger»).
Nur Einheimische akzeptiert
Konkret bitten die Petitionäre darum, die Planung noch einmal zu überdenken und die Sicherheit besonders schutzbedürftiger Verkehrsteilnehmer in den Blick zu nehmen: Kinder, ältere Menschen und Velofahrer. «Aus Sicht der Unterzeichner würde die Einführung von Tempo 30 auf der Hauptstrasse die Situation für diese Personengruppen wesentlich verbessern», heisst es in der Bittschrift. Überdies könne man aufgrund der vereinfachten Signalisation sogar Geld sparen und ein paar Parkplätze dazugewinnen. Auch mit einem Kompromissvorschlag versuchen die Petitionäre, Skeptiker auf ihre Seite zu ziehen: Theoretisch könne man den 30er-Abschnitt verkürzen.
Hinter der Petition stehen namentlich EVP-Präsident Hans Peter Bach und Beatrix Hurni (SP Frutigen). Die beiden LokalpolitikerInnen führen eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Unterschriftenaktion durch. Statt sich ins Dorf zu stellen und für ihr Anliegen zu weibeln, lassen sie sich die Signaturen pandemiebedingt per Post zuschicken. Für eine weitere Hürde sorgen sie mit ihren Auswahlkriterien gleich selbst: Unterschreiben dürfen explizit nur Frutiger Bürger-Innen. Dass Bach und Hurni damit womöglich weniger Sammelerfolg haben als damals die Tempo-50-Petitionäre, nehmen die Ortspolitiker in Kauf. Sie hoffen, den Druck auf den Gemeinderat durch ein authentisches Stimmungsbild erhöhen zu können.
Warum die Petitionäre nicht schon früher etwas gegen das aus ihrer Sicht falsche Geschwindigkeitsregime unternommen haben und wie weit sie zu gehen bereit sind, erklärt Hans Peter Bach im Interview.