Firmen testen bisher selten
09.04.2021 Coronavirus, WirtschaftUnternehmen können ihre Belegschaft beim Kanton für Covid- 19-Massentests anmelden. Während die meisten Frutigländer Firmen noch nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, ist eine bereits vorgeprescht.
PETER ROTHACHER
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie ...
Unternehmen können ihre Belegschaft beim Kanton für Covid- 19-Massentests anmelden. Während die meisten Frutigländer Firmen noch nicht von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, ist eine bereits vorgeprescht.
PETER ROTHACHER
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie läuft – mehr oder weniger erfolgreich – auf allen Ebenen. Mit einer Testoffensive sollen Infizierte frühzeitig erkannt und isoliert werden. Durch flächendeckende Schnelltests in Firmen will der Bund die dritte Infektionswelle schweizweit brechen. Er ist deshalb bereit, auch auf Stufe Unternehmen für die Kosten solcher Tests aufzukommen. Dass dies funktionieren kann, hat der Kanton Graubünden bereits bewiesen: Seit mehreren Wochen lässt dieser schon in Firmen testen.
Was bei den Bündnern klappt, sollte eigentlich auch im Kanton Bern möglich sein. Tatsächlich haben sich diverse Betriebe beim Kanton – dieser dient als Schaltstelle zum Bund – für Massentests angemeldet. Aber wie sieht es damit im Oberland, konkret im Frutigland, aus? Die grösseren Firmen im Tal sind noch mehrheitlich zurückhaltend, was das Testen angeht. «Wir beobachten die Situation genau, Entscheide sind jedoch noch keine gefallen. Daher können wir hierzu kein offizielles Statement abgeben», lautete eine der Antworten auf eine Anfrage des «Frutigländers». Andere Firmen verwiesen auf ihr aktuelles Schutzkonzept. Ein Unternehmen hat jedoch sozusagen Pionierarbeit geleistet. Es testet bereits seit längerer Zeit und strebt nun sogar Impfungen an.
Kontakt zu einem Impfstoffhersteller
Im Frutiger Autohaus von Känel wird bereits seit Wochen getestet. Der Inhaber und Geschäftsleiter Erich von Känel erklärt: «Als sich die Möglichkeit der Antigen-Nasal-Schnelltests ergab, haben wir solche vor einigen Wochen auf eigene Kosten bestellt und erhalten. Seither testen wir unsere Belegschaft über ärztliches Personal regelmässig.» Von den gut 70 Mitarbeitenden seien bisher nur zwei erkrankt. «Das beweist zugleich, dass unser Schutzkonzept trotz der erfreulich vielen Kundenkontakte funktioniert.» Die beiden Erkrankten – ein Lehrling und ein Verkäufer – hätten sich ausserhalb ihrer Arbeit angesteckt. Einer der Gründe für die Testungen sei auch gewesen, dass eine Automarke die Teilnahme an ihren Kursen von einem negativen Testergebnis abhängig gemacht habe.
Von Känel ist von seinem Engagement überzeugt: «In Zusammenarbeit mit der Arztpraxis können wir sogar Kunden testen lassen. Es ist nur schade, dass derzeit die privaten Initiativen eher noch behindert werden.» Er spricht damit die Problematik an, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson – trotz der Zulassung von Swissmedic – in der Schweiz noch immer nicht verfügbar ist. «Ich stehe mit dieser Firma in Verbindung und habe die Zusicherung, dass wir den Impfstoff dereinst erhalten und über die Arztpraxis verabreichen lassen können. Darauf freue ich mich.»
Die AFA überprüft ihr Konzept periodisch
Die Automobilverkehr Frutigen-Adelboden AG (AFA) ist unter anderem ein Unternehmen im Dienste des öffentlichen Verkehrs. Geschäftsführer Paul Graf hält dazu fest, dass das Bundesamt für Verkehr (BAV) die PostAuto AG als Systemführer für Transportunternehmen im öffentlichen Dienst mit Bussen bestimmt habe, während die SBB für die Bahnen zuständig sei. Der Systemführer bestimme die Vorgaben seit Beginn der Pandemie für alle Transportunternehmen. «Diese Vorgaben werden laufend den neusten Forderungen des Bundesrats und der Entwicklung der Pandemie angepasst. Ziel ist, dass der öffentliche Verkehr innerhalb der Schweiz sicher und einheitlich unterwegs ist», erklärt Paul Graf. Die AFA habe zusätzlich ein Schutzkonzept erstellt und überprüfe dieses periodisch.
Der Geschäftsführer betont: «Alle Mitarbeitenden werden angehalten, sich entsprechend zu verhalten. Angestellte, die aktuell keine Aufgabe wahrnehmen müssen oder können, halten sich nicht auf dem Firmengelände auf. Das Büropersonal arbeitet konsequent im Homeoffice.» Ein flächendeckendes Schnelltestverfahren aufzubauen, ergebe daher erst Sinn, wenn die Büros in Adelboden regelmässig besetzt seien und die Fahrdienste zentral in Adelboden beginnen und enden würden.
MitarbeiterInnen, die irgendwelche Symptome einer Krankheit aufweisen, werden zum Arzt beziehungsweise nach Hause geschickt. Paul Graf erklärt dazu: «Alle Angestellten erhalten ununterbrochen den vollen Lohn ausbezahlt, auch solche, die im Stundenlohn eingesetzt werden.» Der AFA sei es wichtig, dass nur die gesunden Mitarbeitenden an ihrem Arbeitsplatz erscheinen.
LWA testet (noch) nicht
Die Licht- und Wasserwerk Adelboden AG verweist bei der Bekämpfung des Coronavirus auf die Massnahmen des Bundes. Geschäftsführer Pascal von Allmen erklärt: «Wir setzen diese in unserem Betrieb entsprechend um, damit wir unsere Kunden und Mitarbeitenden so gut wie möglich schützen können und gleichzeitig unseren Beitrag zur Bekämpfung des Virus leisten. Aktuell führen wir keine Schnelltests durch. Sollte dies eine weitere Massnahme des Bundes respektive des Kantons Bern sein, werden aber auch wir uns mit der Umsetzung befassen.»
Man habe sich bis anhin glücklich schätzen können, dass die Bau- und Handwerksbetriebe sowie die IT-Dienstleister weiter arbeiten durften und die Fachgeschäfte – wenn auch eingeschränkt – betrieben werden konnten. Pascal von Allmen betont aber: «Als Energie- und Trinkwasserversorger haben wir uns entsprechend vorbereitet, damit wir unsere Kunden auch im Falle eines harten Lockdowns hätten versorgen können.» Soweit sei es aber bisher glücklicherweise nicht gekommen.
Vorderhand nichts geplant
Auf die Frage, ob die Firma Künzi + Knutti AG in Adelboden bezüglich der Corona-Massentets schon etwas unternommen habe oder ob etwas geplant sei, erklärt Geschäftsführer Aaron Zurbrügg: «Beides ist nicht der Fall. Sollten aber von Bund oder Kanton verbindliche Vorgaben kommen, werden wir uns damit beschäftigen müssen.» Bis dahin vertraut das Unternehmen mit seinen gut 110 Mitarbeitenden auf das bisher bewährte Schutzkonzept.
Der Kanton Bern wird am heutigen Freitag über seine Test- und Impfoffensive informieren.
Der Weg zum Massentest
Das Testkonzept des Kantons Bern ist auf dessen Website aufgeschaltet. Empfohlen werden der PCR-Speichel-Test sowie der Antigen-Nasal-Schnelltest. Bei repetitiven Testungen symptomloser Personen in Betrieben sind folgende Grundsätze zu beachten:
• Alle Betriebe im Kanton Bern können regelmässige Testungen durchführen.
• Für die Organisation der Testungen sind die Betriebe selbst zuständig. Im Kanton Bern gibt es Organisationen, die hierbei Hilfestellung leisten (z. B. Südland Health, MISANTO AG, ender diagnostics AG).
• Betriebe, die serielle Testungen durchführen, melden dies dem Kanton unter www.be.ch/betriebstests. Für die Durchführung der Tests wird keine ausdrückliche kantonale Bewilligung benötigt. Es können jedoch nur Betriebe ihre Kosten verrechnen, die die Testungen beim Kanton angemeldet haben.
• Die Teilnahme an seriellen Tests ist sowohl für die Betriebe als auch für die Mitarbeitenden freiwillig.
PRESSEDIENST KANTON BERN / PRR