Keine Preisanpassung bei der AVAG
30.04.2021 Frutigen, WirtschaftDie AG für Abfallverwertung ändert ihre Tarifpolitik vorerst nicht. Was heute gratis ins Entsorgungszentrum Kanderspitz gebracht werden kann, bleibt (noch) kostenlos.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Je nach Zeitpunkt warten schon mal einige Autos vor dem Entsorgungszentrum der ...
Die AG für Abfallverwertung ändert ihre Tarifpolitik vorerst nicht. Was heute gratis ins Entsorgungszentrum Kanderspitz gebracht werden kann, bleibt (noch) kostenlos.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Je nach Zeitpunkt warten schon mal einige Autos vor dem Entsorgungszentrum der AVAG in Frutigen. Vor der Lichtsignalanlage im Kanderspitz begegnet man gleichmassen Kleinlastern wie Töffli mit Anhängern. Ein grosser Teil des Abfalls – zum Beispiel Papier, Karton, Glas oder Elektrogeräte – kann gratis abgegeben werden, und das wird vorerst auch so bleiben. Die AVAG verschiebt die Einführung eines Mindestpreises in all ihren Entsorgungszentren bis auf Weiteres. Eigentlich hätte jede Anlieferung seit dem 1. Januar 2021 einmalig sieben Franken gekostet (bei den kostenpflichtigen Materialien angerechnet), unabhängig vom entsorgten Material und nicht mehr wie bisher pro kostenpflichtige Abfallart. Tendenziell hätten Gewerbebetriebe dadurch von weniger Wartezeiten und vom Wegfall der Mehrfachverrechnung des Mindestpreises bei verschiedenen Materialien profitiert.
Die AVAG hatte die Änderung ihrer Preispolitik Ende letzten Jahres aber sehr kurzfristig kommuniziert, wie verschiedentlich moniert wurde. Aufseiten der BürgerInnen gab es Widerstand. Also verschob die AVAG den Start zuerst auf Juli, und nun auf unbestimmte Zeit. Dies hat das Unternehmen diese Woche den rund 130 angeschlossenen Aktionärsgemeinden mitgeteilt, darunter auch jenen mit Entsorgungsstellen wie Frutigen, Saanen, Zweisimmen, Wimmis, Interlaken und Brienz. Eine aktive Kommunikation gegenüber der Bevölkerung sei nicht vorgesehen. Also fragte der «Frutigländer» nach.
Zuerst Klarheit schaffen
Die AVAG bestätigt den Sachverhalt. Mit der geplanten Anpassung hätten die Kosten verursachergerechter verteilt werden sollen. Zugleich sollte ein Anreiz geschaffen werden, länger zuzuwarten und dann mit mehr Abfall auf einmal loszufahren, was auch ökologisch sinnvoll sei. Grundsätzlich will man seitens AVAG an dieser verursacherbasierten Massnahme festhalten, die Umsetzung ist aber auf Eis gelegt. Vorher müssten nämlich noch einige Punkte geklärt werden, heisst es. Bei den Abklärungen der letzten Monate seien «zahlreiche Spezialfälle für einzelne Gemeinden in den einzelnen Entsorgungszentren sowie grundsätzliche Lücken im Entsorgungsangebot diverser Gemeinden aufgedeckt worden». Dies gehe bis hin zu Grundsatzfragen über die Erwartungen an das AVAG-Angebot oder die Rolle der Firma und der Gemeinden. Die nötige Zeit für die Klärung dieser Fragen schaffe man sich jetzt.
Eigene Angebote der Gemeinden?
Die Gemeinde Frutigen hat vor Kurzem eine Umfrage bei den Standortgemeinden von Entsorgungszentren durchgeführt, um zu erfahren, wie man sich gegenüber den angekündigten Anpassungen verhalten will und ob diese Gemeinden allenfalls für ihre Bürger eigene Angebote bereitstellen würden. Dabei ging es zum Beispiel um Papier- und Kartonsammelstellen, deren Inhalt dann von der Gemeinde bei der AVAG entsorgt würde. Einige Behörden waren durchaus bereit, gemeinsam bei der AVAG vorzusprechen. Doch fürs Erste ist dieses Thema wieder in der Schublade gelandet, wie man mit einiger Erleichterung im Frutiger Gemeindehaus zur Kenntnis nimmt.
Offen ist derzeit, wann der geplante Neubau des Entsorgungszentrums durch die AVAG startet, der die Abläufe für Angestellte und Kunden vereinfachen und Wartezeiten vermindern soll.