Zahlenakrobatik des Gemeinderates
27.04.2021 Frutigen, PolitikWegen unaufschiebbarer Grossprojekte werden sich die Schulden in den nächsten Jahren verdoppeln. Am Donnerstag suchte der Gemeinderat in einem Workshop nach Möglichkeiten, den Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Viel sagen könne er noch ...
Wegen unaufschiebbarer Grossprojekte werden sich die Schulden in den nächsten Jahren verdoppeln. Am Donnerstag suchte der Gemeinderat in einem Workshop nach Möglichkeiten, den Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Viel sagen könne er noch nicht, meint Gemeinderatspräsident Hans Schmid am Tag nach dem halbtägigen Finanz-Workshop. Der Vergleich Frutigens durch einen externen Fachmann mit anderen Gemeinden aus der Region, dem Kanton und der Schweiz sei aber aufschlussreich gewesen. Welche eigenen Schlüsse der Gemeinderat aus dieser Aussensicht zieht, wird wohl im Voranschlag 2022 zu sehen sein. Dass die Verschuldung der Gemeinde massiv steigen wird, ist seit Längerem klar – es gilt, eine verkraftbare Lösung zu finden. Von heute 17 Millionen wird die Schuldenlast in wenigen Jahren auf über 30 Millionen Franken ansteigen, und das bei einem Gesamthaushalt 2021 von rund 34 Millionen Franken.
Wo kann gespart werden?
Mit der Etappierung oder zeitlichen Verschiebung von Projekten könne keine Luft geschaffen werden. «Bei den laufenden Investitionen wie dem Ausbau des Widi-Schulhauses, dem Bau des neuen Werkhofs oder der Rinderwaldstrasse ist das nicht möglich.» Diese Projekte würden bereits ausgeführt, zudem hätten die Bürgerinnen und Bürger mit dem Ja an der Urne deren Notwendigkeit bestätigt. «Auch der Hochwasserschutz drängt und kann zum Schutz des Dorfes nicht zurückgeschoben werden. Und auf das Freibad will auch kaum jemand verzichten», schränkt der Obmann die Sparmöglichkeiten ein. Zu analysieren sei, ob allenfalls einzelne Dienstleistungen der Gemeinde effizienter gemacht oder reduziert werden können, doch darüber würde der Gemeinderat im Laufe dieses Jahres beraten.
Steigen die Steuern?
Man spürt aus Hans Schmids Aussagen, dass die Resultate des Workshops und der Gruppenarbeiten der Gemeinderäte nicht eindeutig ausfielen und wohl intensive Diskussionen im Ratszimmer anstehen. Der nicht abwendbare Schuldenanstieg, der anschliessende Abbau, der Selbstfinanzierungsgrad und tragbare Neuinvestitionen werden die zentralen Eckwerte sein. Zusätzliche Einnahmen seien leider nicht in Sicht, so Schmid. Eine Erhöhung des Steueransatzes von heute 1,85 wird sicher ein Thema werden, doch das spricht kein Politiker gern an – vor allem nicht im Wahljahr 2021.