Eine Politikerin zum Anfassen
08.06.2021 Kandersteg, PolitikKurz und klar verlief die gestrige Wahl Beatrice Simons (Die Mitte) zur Regierungspräsidentin. In ihrer neuen Funktion setzt die volksnahe Finanzdirektorin weiterhin auf Dialog – auch mit Kritikern. Privat hält sie sich oft in Kandersteg auf, wo der «Frutigländer» sie ...
Kurz und klar verlief die gestrige Wahl Beatrice Simons (Die Mitte) zur Regierungspräsidentin. In ihrer neuen Funktion setzt die volksnahe Finanzdirektorin weiterhin auf Dialog – auch mit Kritikern. Privat hält sie sich oft in Kandersteg auf, wo der «Frutigländer» sie besuchte.
MICHAEL SCHINNERLING
Am Montagnachmittag wurde Finanzdirektorin Beatrice Simon vom Grossen Rat zur Regierungspräsidentin gewählt. Für die Seeländerin, deren Herz für Kandersteg schlägt, beginnt zugleich das letzte Amtsjahr als Regierungsrätin. Ihre neue Position bringt primär viele Repräsentationsaufgaben mit sich. Ihr Pflichtenheft umfasst aber auch die Sitzungsleitung der Kantonsregierung und diverse administrative Arbeiten. Simon will ihren Fokus auf das aktuelle Tagesgeschäft legen. «Meine gesamte Aufmerksamkeit gilt zurzeit der schwierigen finanziellen Situation des Kantons Bern, in der grosse Herausforderungen zu bewältigen sind», sagt die Finanzdirektorin. «Ich hoffe und wünsche mir, dass wir nach der Corona-Krise bald wieder zur ‹Normalität› zurückkehren können.» Bei den Sitzungen, die jeden Mittwoch stattfinden, muss Simon als Sitzungsleiterin grosse Dossiersicherheit beweisen, muss von jedem Ratskollegen wissen, was läuft. «Das fällt mir leicht, da ich ja nun schon ein paar Jahre dabei bin.» Abgesehen von den Aufgaben im politischen Alltag gilt es noch, die Regierung an Anlässen und Empfängen zu repräsentieren. In Beatrice Simons erstem Amtsjahr als Regierungspräsidentin (2016 / 2017) waren dies 90 Veranstaltungen. «Zu jedem Anlass wird eine neue Rede geschrieben. Da muss man recherchieren und die passenden Worte finden. Es ist aber eine schöne Aufgabe», findet sie.
Treffen mit den Nachbarkantonen
Simon hat sich als Jahresthema «Grenzen verbinden» gesetzt. In diesem Sinne will sie alle elf Nachbarkantone zu Gesprächen einladen. Im Norden sind dies der Jura, Solothurn und Aargau, im Westen Neuenburg, Waadt und Freiburg, im Osten Luzern, Nidwalden, Obwalden und Uri sowie im Süden das Wallis. «Es sollen keine werbemässigen Auftritte werden», betont die Seeländerin. «Mein primäres Ziel ist es, die Nöte und Sorgen von Grenzgemeinden zu erfahren.» Dabei könne es beispielsweise um die Zusammenarbeit der Feuerwehren oder im Schulbereich gehen. «Es ist mir nicht möglich, alle Probleme zu lösen. Ich möchte diese aber aufnehmen und in Bern vorlegen.» Die Treffen sollen jeden Monat an verschiedenen Orten stattfinden – von Gstaad, Eggiwil und Innertkirchen bis hin zur Engstlenalp.
Überraschung am Telefon
Politik ist oft kontrovers, das ist auch auf kantonaler Ebene nicht anders. Da liest und hört man von Entscheidungen «von denen in Bern». Man ärgert sich über den Steuerbescheid, die Einsprache oder über etwas, das mit der Finanzabteilung von Beatrice Simon zu tun hat. «Wir arbeiten hier eng zusammen und ich schaue, dass ich Reklamationen manchmal persönlich beantworten kann», erklärt die Regierungsrätin. «Lustig ist es, wenn ich anrufe und sage: ‹Hier ist Beatrice Simon. Sie haben ein Problem?›», erzählt sie lächelnd. Oft laute die Antwort: «Wer bitte? Die Beatrice Simon?» «Genau die, und ich möchte das Problem mit Ihnen besprechen.» Es komme auch vor, dass sie beim Einkaufen angesprochen werde. «Ich nehme mir immer Zeit und rede mit den Leuten, um meine Entscheidungen zu erklären. Damit habe ich bisher immer die besten Erfahrungen gemacht», so Simon.
Und wer geht mit dem Hund?
Im Vorfeld ihrer Wahl hat der «Frutigländer» die nahbare Politikerin und ihren Mann in deren Kandersteger Ferienwohnung getroffen – und mit ihnen auch über die Zukunft gesprochen. Noch bis 2022 wird Beatrice Simon als Regierungsrätin amten, ab dann will sie sich aufs Private konzentrieren. Ihre Pläne: «Mehr Zeit für meinen Mann, die erwachsenen Kinder und die Enkelin – und wenn es möglich wird, fürs Reisen. Wir werden uns auch wieder einen Hund zulegen, denn dafür fehlte bisher die Zeit.» Und wer geht mit dem Hund spazieren, wenn das Wetter schlecht ist? Helmut Simon blickt zu seiner Frau und sagt: «Beatrice natürlich, wer sonst? Und wenn sie heimkommt, machen wir dann noch Gesellschaftsspiele wie zum Beispiel Rummikub. Das spielt sie sehr gerne.»