Das Hotel erhält sein Gesicht
23.07.2021 Adelboden, TourismusFür grosse Projekte werden die Kräfte im Dorf gebündelt: Bereits das zweite Hotel erstellen drei Holzbauerfirmen gemeinsam. Und der nächste Auftrag ist auch schon in Arbeit.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Martin Trummers Blick wandert die Gerüste hoch. Unerbittlich tickt ...
Für grosse Projekte werden die Kräfte im Dorf gebündelt: Bereits das zweite Hotel erstellen drei Holzbauerfirmen gemeinsam. Und der nächste Auftrag ist auch schon in Arbeit.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Martin Trummers Blick wandert die Gerüste hoch. Unerbittlich tickt die dort angebrachte Uhr. In 150 Tagen und einigen Stunden findet die Eröffnung statt. Er ist froh, beim Bau des neuen Apart Hotels im Dorfzentrum im Zeitplan zu sein. Als Projektleiter zeichnet er sich verantwortlich für die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Holzbau Burn AG, Pieren + Co. AG sowie Künzi + Knutti AG. Die drei Unternehmen haben sich für das Hotelprojekt zusammengeschlossen, die Leitung hat die Burn AG inne. «Es ist ja nicht das erste Mal. Schon beim Revier Hotel haben wir gemeinsam die Holzbauarbeiten realisiert. Und den Gemeindewerkhof werden auch wir drei aufstellen.» Ein bisschen Stolz schwingt in Trummers Stimme, die lokalen Unternehmer können auf dem Markt mit ihren Angeboten also bestehen. Und Hotels bauen.
Der Anteil der Büroarbeit wird grösser
Mit Ausnahme des Erdgeschosses und der Betonverstärkungen der Böden besteht das Apart Hotel aus Holz. So bleibt die Wertschöpfung der ARGE weitgehend in Adelboden. Nur die Decken wurden komplett vorgearbeitet eingekauft – mit dem Fazit, dass Trummer diese nächstes Mal lieber selbst fertigen würde. Die Teile hatten bei der Anlieferung auf der Baustelle an der Dorfstrasse bereits alle nötigen Aussparungen und Löcher, da ist eine gute Arbeitsvorbereitung nötig. Sonst gibt es ungeplante Nacharbeit vor Ort. «Heutzutage wird deutlich mehr Zeit in die Planung investiert im Vergleich zum eigentlichen Bau», erklärt der Leiter der Zimmerei Burn. Diese Verschiebung sei offensichtlich. «Hingegen ist in der Werkstatt richtig ‹Manpower› gefragt, um die Teile vorzufertigen.» Die Montagezeit soll dann möglichst kurz ausfallen.
Vorgefertige Wände sind im Hausbau heute üblich. Im Idealfall wird auf der Baustelle nur noch zusammengesteckt und befestigt. Trummer streicht mit der Hand im Dachgeschoss über die Aussenwand. Das Holz der Fassade fühlt sich unter den Fingern rau an, es ist ungeschliffen, korrekt bezeichnet «sägeroh». «Das ist Weisstanne aus dem Emmental. Die Bretter wurden druckimprägniert und geölt», so Trummer. Dies sorge für kräftigere Farben und verzögere vor allem das Eindringen von Wasser. «Was nicht verhindert werden kann, ist die allmähliche Grautönung des Holzes ohne weitere Behandlung. Das ist eben Natur», erklärt der Holztechniker. Dabei sei Adelbodens Lage aufgrund der Höhe über Meer und der tieferen Luftfeuchtigkeit gut, dieses «Grauen» dauere hier länger als im Mittelland. Das Holz sei zudem ja nicht beschädigt – etwa durch einen Oberflächenpilz.
Gute Auslastungen für Firmen
Wovon die Adelbodner Holzbauer genauso betroffen sind wie die Mittelländer, sind der Materialmangel respektive die gestiegenen Preise. «Wir haben das gut hingekriegt, grosse Bestellungen konnten noch früh ausgelöst werden. Immerhin verbauen wir beim Apart Hotel knapp 290 Kubikmeter Holz. Aber man merkt es durch Mehraufwand, Verzögerungen oder höhere Preise.» Dies betrifft auch den Werkhofneubau der Gemeinde, der in Verzug kommt. Dieser nächste gemeinsame Auftrag zeigt, wie gut die drei Unternehmen zusammenarbeiten, auch wenn unterschiedliche Bauweisen angewandt werden. Derzeit werde viel gebaut, und die Auslastung in Adelboden selbst sei erfreulich hoch. Während beim Revier Hotel ganze Zimmer in der Werkstatt entstanden sind und dann an Ort und Stelle wie Lego-Bausteine montiert wurden, sind die 24 Zimmer des Apart Hotels zu gross, um an einem Stück vorgefertigt zu werden. Und ein Blick unter die noch offene Zimmerdecke vor Ort zeigt dann, wie viele Hunderte Meter Kabelkanäle, Röhren und Leitungen für Wasser, Lüftung, Kühlung, Heizung, Strom, Multimedia usw. verlegt werden müssen, um allen Ansprüchen zu genügen.
Farbliche Akzente
Noch versteckt sich der Grossteil der Hotelfassade hinter den Gerüsten, und auch die dunkelroten Elemente an den Fensterlaibungen fehlen noch. Diese werden dem Gebäude mit seinen verschiedenen Brauntönen einen farblichen Akzent geben und quasi das Gesicht des Dorfplatzes mitprägen. Die Fassade wird ab August sichtbar, wenn die Gerüste demontiert werden. Denn eines ist für alle Unternehmen klar: Die Uhr tickt …