Zwei Glanzpunkte im Jubiläumsjahr
27.07.2021 Frutigen, KulturDie Familie Schmid ist regelmässig musikalisch unterwegs, verbrachte während der Pandemie aber eine ungewohnt ruhige Zeit. Nun bringt die Ländlerformation einen Tonträger heraus – und steht kurz vor ihrem grössten Auftritt.
JULIAN ZAHND
Marianne Schmid steht im ...
Die Familie Schmid ist regelmässig musikalisch unterwegs, verbrachte während der Pandemie aber eine ungewohnt ruhige Zeit. Nun bringt die Ländlerformation einen Tonträger heraus – und steht kurz vor ihrem grössten Auftritt.
JULIAN ZAHND
Marianne Schmid steht im Eingang des «Musikstüblis», einem Raum im Untergeschoss ihres Wohnhauses in Winklen. An einer Wand hängen filigran gezeichnete Porträts von regionalen Volksmusiklegenden, in einer Ecke steht ein Kontrabass, der seit Jahren regelmässig zum Einsatz kommt. Wenn nicht gerade eine Pandemie den gesamten Alltag auf den Kopf stellt, kommt das Ländlerquartett Schmid hier wöchentlich zusammen, um zu musizieren. Nach einem ruhigen Jahr stehen der Formation nun gleich zwei Höhepunkte bevor.
Drillinge bedienen das Schwyzerörgerli im Turnus
Die Familie Schmid blickt zurück auf eine lange musikalische Vergangenheit. Seit bald zwanzig Jahren spielen Marianne, Ruedi und ihre Drillingstöchter Melanie, Janine und Monika zusammen Ländler. Als die Töchter älter wurden und sich ihre Agenden langsam füllten, wurde das gemeinsame Proben zunehmend schwierig. Der Zufall wollte es, aus und wir fragten Kari spontan an, ob er die Lücke schliessen wolle. Wir harmonierten auf Anhieb miteinander», sagt Marianne Schmid. Das war vor zehn Jahren. Seither gehört Germann zusammen mit dem Ehepaar Schmid zu den konstanten Mitgliedern des Ländlerquartetts Schmid, während sich die drei Töchter am Schwyzerörgeli abwechseln.
Zum Jubiläum beschenkte sich die Formation mit einer eigenen CD, die soeben erschienen ist. «10 Jahr underwägs» heisst das Werk, das mit 22 Liedern bestückt ist, rund die Hälfte davon sind Eigenkompositionen. Gemächliche Polkas wechseln sich darauf ab mit beschwingten Schottisch- oder Fox-Rhythmen; zwischendurch ertönt auch mal ein tänzelnder Walzer. Was die Stücke verbindet, ist die Authentizität: «Wir verzichteten bei den Aufnahmen im Studio bewusst auf üppige Toneffekte oder sonstigen Firlefanz», sagt Marianne Schmid. Das Werk sei sehr bodenständig, «so wie wir halt auch».
Was die Kompositionen anbelangt, hat Marianne Schmid meist auch gleich die passende Entstehungsgeschichte parat. So handelt es sich bei «Mariann u Kari» um ein Überraschungsstück anlässlich deren Hochzeit. Einen tragischen Hintergrund hat demgegenüber das Lied «Erinnerig a Heinz Haldi». Der Tod des Simmentaler Volksmusikers habe ihren Mann sehr mitgenommen, sagt Marianne Schmid. Um seine Trauer zu verarbeiten und dem Verstorbenen seine Wertschätzung auszudrücken, habe er diese Melodie geschrieben.
Ein Auftritt mit nationaler Ausstrahlung
In normalen Jahren tritt die Formation an Stubeten, Privatfesten und anderen öffentlichen Anlässen auf, bis zu 50 Mal jährlich. Nun erwacht das kulturelle Leben allmählich wieder, wodurch sich auch Möglichkeiten ergeben, das Album zu bewerben. Denn um den Vertrieb kümmert sich kein professionelles Label, die Familie ist für den Verkauf selbst zuständig.
1000 CDs hat das Ländlerquartett pressen lassen, bereits seien rund 50 davon verkauft. «Unsere Hörer sind meist etwas älter und kaufen noch CDs», so Marianne Schmid. Sobald eine gewisse Anzahl Exemplare verkauft worden sei, könne sie sich aber auch vorstellen, die Stücke online zugänglich zu machen.
Dem Album zusätzlichen Schwung verleihen dürfte der wohl grösste Auftritt, der den Schmids nun bevorsteht: Am 31. Juli erscheinen die Familie und das Quartett in der SRF-Volksmusiksendung «Potzmusig Famieliesummer». Das Format wird in den Monaten Juli und August wöchentlich ausgestrahlt, porträtiert werden insgesamt sechs Familien, die gemeinsam der Volksmusik frönen. Kürzlich war ein SRF-Team einen Tag lang zu Gast in Winklen und filmte die Famile an verschiedenen Orten in Frutigen. «Eine der drei Töchter ist Lastwagenfahrerin, und sie fuhr am Drehtag extra durch die Gegend, das war ein Spektakel», sagt Marianne Schmid.
Letztlich seien die zirka 200 Drehminuten auf zirka viermal 3 Minuten zusammengeschnitten worden. Den grössten Teil der 25-minütigen Sendung macht denn auch die Musik aus, wofür die MusikerInnen extra nach Weggis gereist sind. Direkt vor dem Vierwaldstättersee spielten sie verschiedene Stücke ein. Es habe schon einen Moment gebraucht, bis die Truppe eingespielt gewesen sei, so Marianne Schmid. «Eine Tochter sagte mir, sie habe zu Beginn gezittert wie Espenlaub.» Letzlich seien die Aufnahmen aber sehr zufriedenstellend verlaufen. Und was erhofft sich die Frutigerin vom Auftritt? «Wer weiss, vielleicht erhalten wir einmal Auftrittsmöglichkeiten ausserhalb der Region. Bislang sind wir ja vor allem im Berner Oberland unterwegs.»
SRF-Sendung «Potzmusig Familiesummer» mit Familie Schmid: 31. Juli, 18.40 bis 19.15 Uhr.
Die nächsten Auftritte im Tal:
Freitag, 30. Juli, Restaurant Chemihütte, Aeschiried; Freitag, 13. August, Restaurant Alpenblick, Kandersteg; Samstag, 21. August, Restaurant Bemato Frutigresort, Frutigen; Sonntag, 12. September, Restaurant Bodehüttli, Adelboden.
Weitere Infos finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html