«Beim Lackieren kann ich mich verwirklichen»
03.08.2021 Bildung|SchuleBERUFSBILDUNG Hierzulande gilt es beinahe als unanständig, sich mit einem verbeulten Auto auf die Strasse zu wagen. Fürs Beseitigen von Blechschäden ist unter anderem Marco Trachsel verantwortlich. Der Carrosserielackierer hat vor Kurzem seine Lehre ...
BERUFSBILDUNG Hierzulande gilt es beinahe als unanständig, sich mit einem verbeulten Auto auf die Strasse zu wagen. Fürs Beseitigen von Blechschäden ist unter anderem Marco Trachsel verantwortlich. Der Carrosserielackierer hat vor Kurzem seine Lehre abgeschlossen.
KATHARINA WITTWER
«In der Klasse waren wir Männer in der Minderheit. Wahrscheinlich, weil der Beruf Carrosserielackierer handwerkliches Feingefühl voraussetzt und ein Stück weit auch kreativ ist», sinniert Marco Trachsel. Der Frutiger hat soeben seine vierjährige Ausbildung in der Carrosserie Kandertal AG beendet. Für ihn war schon früh klar, dass er in die beruflichen Fussstapfen seines Vaters treten würde. Seine Lehrstelle hatte er denn auch schnell auf sicher.
Hochbetrieb nach Hagelwetter und Glatteis
Man merke schon, dass nach Hagelwetter oder Glatteis mehr Autos zu flicken seien. «Doch Autos werden täglich verbeult, und uns wird nie langweilig», erklärt Trachsel. Die Arbeit des Lackierers beginnt erst, nachdem der Spengler die Dellen ausgebeult hat. Zuerst müssen die zu lackierenden Teile angeschliffen und, wenn nötig, gesäubert werden. Dann wird rund um die beschädigte Stelle abgeklebt, denn nur die neuen oder reparierten Teile werden mit neuer Farbe versehen. Diese Arbeiten werden in der Werkstatt verrichtet.
Das Ausrechnen des Farbmischverhältnisses erledigt der Computer. «Man braucht bloss die Farbnummer, die in jedem Fahrzeug angegeben ist, einzugeben.» Exaktes Abwägen ist anschliessend unerlässlich, sonst resultieren am Schluss Farbabweichungen, woran niemand Freude hat. «Am Anfang war es schwierig abzuschätzen, wie viel Farbe ich für eine Tür oder eine Heckklappe benötige. Doch mit der Zeit weiss man es einfach», meint der frischgebackene Berufsmann.
Arbeiten in Schutzkleidung
In der Spritzkabine kommen giftige Dämpfe und aggressive Farben zum Einsatz. Deshalb zieht Marco Trachsel Schutzkombi, Brille, Handschuhe und einen Frischlufthelm mit angeschlossener Sauerstoffflasche an. Die Luft in der Kabine wird gefiltert und Farbe, die auf den Boden tropft, wird separat aufgefangen.
Zuerst wird die Grundierung aufgetragen, die das Blech vor Korrosion schützt. Anschliessend folgt die Basisfarbe, und am Schluss wird ein glänzender Klarlack darüber gespritzt. «Jufle» bringt nichts, denn die Gefahr ist gross, dass zu viel Farbe aufgetragen wird. Die möglicherweise entstehenden Tropfen müssten wieder weggeschliffen und der Arbeitsvorgang wiederholt werden. «Das Lackieren gefällt mir am besten. Da kann ich mich verwirklichen», sagt Trachsel. «Ist am Schluss nicht mehr zu sehen, welche Fläche neu lackiert wurde, bestätigt uns das in unserem Berufsstolz!»
Über seine nächste Zukunft hat sich der Frutiger noch keine konkreten Gedanken gemacht, da er weiterhin in seinem Ausbildungsbetrieb bleiben kann.