Sven Büschlen hat seine Lehre zum Entwässerungspraktiker abgeschlossen. Ihm gefällt dieser recht neue und wenig bekannte Beruf. Vor allem das Draussensein behagt dem Frutiger.

KATHARINA WITTWER
Weil Sven Büschlen nach der Schule nicht recht wusste, welchen Beruf er ergreifen wollte, beschloss er, vorerst ein Überbrückungsjahr in der Firma seiner Eltern «Büschlen Kanalreinigung» in Frutigen zu machen. Statt eines Zwischenjahres absolvierte er dann gleich die zweijährige Lehre zum Entwässerungspraktiker EBA, die er soeben abgeschlossen hat.

Dass sein Vater Ueli Büschlen zugleich sein Lehrmeister war, Mutter Manuela die Büroarbeiten erledigt und auch draussen mit anpackt und dass seine Schwester Sabrina bei Bedarf aushilft, störte Sven Büschlen keineswegs. Ausbildungsstellen gibt es für seinen Beruf ohnehin wenige. Mit sechs weiteren Lernenden aus der ganzen Deutschschweiz besuchte er die Berufsschule in Zug. Die überbetrieblichen Kurse (ÜK) fanden in Zürich und im Versuchsstollen Hagerbach in Flums (SG) statt.

Vom dünnen Rohr bis zum Abwasserkanal
Es gibt kaum eine Art Abfluss, die der junge Berufsmann noch nicht gesäubert hat. «Wir erhalten Aufträge vom Kanton, von Gemeinden, Unternehmern oder Privatleuten. Einmal ist ein Bächlein verstopft, das unter einer Strasse durchfliesst, ein anderes Mal eine Toilette. Und beim nächsten Einsatz müssen wir Wurzeln, die durch Drainageröhren gewachsen sind, ausfräsen.» Je nach Einsatzort und -art kommt das grosse oder kleine Kanalreinigungsfahrzeug und als Endstück eine Düse, eine Kettenschleuder oder ein Saugrohr zum Einsatz. Steine, Sand oder Kies werden mit Hochdruck (bis 200 bar) zurückgespült, Fett und Kalk werden abgeschlagen, leichteres Material kann eingesaugt werden. Geht es darum, eine Bruchstelle zu orten, wird im Anschluss an die Reinigung eine Kamera nachgeführt. Bei Neu- und grossen Umbauten werden vor dem Einzug der Bewohner sämtliche Ablaufrohre gespült. Sobald Sven Büschlen 18-jährig wird und das «Autobillet» hat, wird er die Lastwagenprüfung ablegen.

Aus den Augen – aus dem Sinn
«Man kann sich nicht vorstellen, was die Leute so alles den Abfluss runterspülen!», erzählt Mutter Manuela. «Aus den Augen – aus dem Sinn, so einfach machen es sich einige!» Unappetitliches aus der Kanalisation oder aus Hausklärgruben zu entnehmen, gehört zu den weniger schönen Arbeiten eines Entwässerungstechnikers. Auch kein Zuckerschlecken ist es, bis zu 30 Meter in einen Schacht hinunterzusteigen. In einer Kaverne kann es glitschig sein, als Lichtquelle dient einzig die Helmlampe, die Luft ist stickig, es stinkt – und unter Umständen werden Ratten aufgescheucht. Weit unter der Oberfläche, aber auch im Umgang mit den Fahrzeugen, lauern verschiedene Gefahren. «In der Schule wurde grosses Gewicht auf die Arbeitssicherheit gelegt», erzählt der junge Berufsmann.

«Mir gefällt die Vielseitigkeit, das praktische Arbeiten und dass man meistens draussen ist», so der Frutiger, der vorerst im Familienunternehmen bleiben will.

Ein Job mit Zukunft

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