Knoblauch und Safran – Küchenkräuter im Dienste der Gesundheit
17.09.2021 Gesundheit, NaturGESUNDHEITSECKE «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein», riet Hippokrates, der berühmte Arzt der griechischen Antike. Diesem Zitat folgend ist es spannend zu wissen, welche Heilkräfte der Knolle mit dem intensiven Geruch und dem goldgelb färbenden Gewürz ...
GESUNDHEITSECKE «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein», riet Hippokrates, der berühmte Arzt der griechischen Antike. Diesem Zitat folgend ist es spannend zu wissen, welche Heilkräfte der Knolle mit dem intensiven Geruch und dem goldgelb färbenden Gewürz innewohnen.
Viele Kräuter und Gewürze, die eigentlich in der Küche heimisch sind und Speisen mit ihrem typischen Geruch oder ihrer Farbe eine spezielle Note verleihen, waren oder sind auch Heilkräuter. Rund um den Globus bereichert etwa die alte Kulturpflanze Knoblauch den Speiseplan. In Südeuropa und in der Türkei gehört Knoblauch zum festen Bestandteil der lokalen Küche. Weiter nördlich wird er wegen seines typischen (je nach Standpunkt: unangenehmen) Geruchs eher gemieden und nur sparsam eingesetzt. Knoblauch macht einsam, wenn er zum Leidwesen für die Umgebung nach dem Konsum seinen Geruch in höchst unangenehmer Weise über die Atemluft und die Ausdünstung via Haut verströmt. Grund dafür ist eine chemische Reaktion, die nach dem Anschneiden oder Zerbeissen aus der geruchsfreien, schwefelhaltigen Aminosäure (Alliin) das charakteristisch riechende Allicin bildet.
Bereits im alten Ägypten, in Indien, bei den Römern und den Griechen stand Knoblauch als Heilmittel zur Gesunderhaltung hoch im Kurs. Eingesetzt wurde er als Stärkungsmittel bei Verdauungsstörungen, bei Schwächezuständen und gegen Infektionen. Im Zweiten Weltkrieg, als die Alliierten bereits Penicillin einsetzten, die Rote Armee der Sowjetunion jedoch noch auf die Wirkung von Knoblauch schwor, erhielt die Knolle den spöttischen Übernamen «russisches Penicillin». Seine antibakterielle Wirkung beruht auf Allicin.
Schwefelgas für entspannte Blutgefässe
Die anerkannten gesundheitsfördernden Wirkungen von Knoblauch betreffen in erster Linie das Herz-Kreislauf-System. Er wird als Zusatztherapie bei erhöhten Blutfettwerten und präventiv gegen altersbedingte Gefässveränderungen (Arteriosklerose) eingesetzt. Aus der Volksmedizin bekannt ist eine Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit, die anregende Wirkung auf Magen und Darm sowie die blutdrucksenkende Wirkung. Im Mittelmeerraum, wo traditionell viel Knoblauch gegessen wird, leiden statistisch gesehen weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als in der Schweiz.
Dass Knoblauch ein potenter Blutdrucksenker ist, weiss man schon lange, und diverse Übersichtsarbeiten bestätigen dies. In den letzten Jahren konnte ein möglicher Wirkmechanismus auf das Herz-Kreislauf-System aufgeklärt werden. Kommen die schwefelhaltigen Verbindungen des Knoblauchs mit roten Blutkörperchen in Kontakt, entsteht in kleinen Mengen Schwefelwasserstoff. Das Gas führt zu einer Entspannung der Gefässwände und so zu einer Senkung des Blutdrucks.
Sogar das kritische Wissenschaftsnetzwerk «Cochrane» äusserte sich vorsichtig positiv: «Es scheint, dass Knoblauch den mittleren systolischen und diastolischen Blutdruck in Rückenlage um etwa 10–12 mm Hg bzw. 6–9 mm Hg senkt, und zwar über die Wirkung von Placebo hinaus.» Und die Weltgesundheitsorganisation WHO verleiht Knoblauch das Prädikat «möglicherweise nützlich in der Behandlung leichten Bluthochdrucks».
Um bei einer regelmässigen Einnahme ohne Geruchsbelästigung von der wertvollen Wirkung zu profitieren, steht eine echte und «umweltverträgliche» Alternative zur Verfügung.
Das Geheimnis der «schwarzen Perle»
Wird Knoblauch über 30 bis 90 Tage kontrolliert mit feuchter Wärme behandelt, kommt ein Fermentierungsprozess in Gang. Zunehmend verfärben sich die Zehen dunkler, bis sie aussehen wie schwarze Bohnen. Durch die Umwandlung von Zucker und Aminosäuren entstehen tiefschwarz gefärbte Stickstoffverbindungen. Die nach wie vor enthaltenen und wirksamen Schwefelverbindungen verlieren dabei ihren störenden Geruch und belasten das Umfeld nicht mehr, wenn sie konsumiert werden.
Durch die Fermentierung bilden sich auch wirksame Antioxidantien (Polyphenole). Diese fangen im Körper hoch reaktive Stoffwechselprodukte (freie Radikale) ab, bevor sie in den Blutgefässen oder im Gewebe Schaden anrichten können. Darauf beruht die präventive Wirkung gegen Gefässveränderungen (Arteriosklerose), den Hauptrisikofaktor für Herzinfarkte oder Schlaganfälle.
Während bis vor einigen Jahren noch einige zugelassene («richtige») Medikamente mit normalem Knoblauch als Stärkungsmittel oder bei Arteriosklerosebeschwerden im Handel waren, sind es heute nur noch vereinzelte. Entsprechende Präparate kommen heute praktisch nur noch als Nahrungsergänzungsmittel, angereichert mit Vitaminen und anderen Pflanzenextrakten, auf den Markt (siehe Kasten). Für diese Produkte dürfen nur allgemeine gesundheitsbezogene Angaben gemacht werden, Heilanpreisungen (sogenannte «Health claims») sind nicht erlaubt.
Aufgrund der enthaltenen Stoffe und diverser Beobachtungsstudien können Nahrungsergänzungsmittel mit schwarzem Knoblauch zum Schutz vor Gefässverkalkung, unterstützend bei zu hohen Blutfettwerten, Diabetes, rheumatischen Erkrankungen sowie bei Erkältungskrankheiten einen positiven Beitrag leisten.
Das «rote Gold» für mehr Lebensfreude
Anders als die bei uns bekannten Frühlingsboten blüht der Safran (Crocus sativus L.) im Herbst, was ihm den Namen «Herbstkrokus» verleiht. Seine ursprüngliche Herkunft ist der Orient, von wo aus er im 8. Jahrhundert von den Arabern nach Spanien gebracht wurde. Hauptanbaugebiete sind der östliche Iran, von wo etwa 90 Prozent der Welternte stammen, Nordindien und der Mittelmeerraum. Das grösste Anbaugebiet in Europa liegt südlich von Madrid, in der Schweiz ist Mund oberhalb von Brig als «Safrandorf» bekannt.
Die Safranernte bedeutet filigrane Handarbeit und ist auf wenige Wochen im Herbst begrenzt. Um ein Gramm Safran zu gewinnen, benötigt man 150 bis 300 Blüten, von denen noch am Tag der Ernte die drei feinen, dunkel orangerot gefärbten Fäden (botanisch: Narbenschenkel) abgezupft werden. Sehr geübte und erfahrene Pflücker schaffen bis zu 80 Gramm pro Tag. Nicht umsonst gilt Safran als das teuerste Gewürz der Welt. Früher wurde es mit Gold aufgewogen; noch heute wird es wegen seiner leuchtenden Farbe als rotes Gold bezeichnet.
In den Safranfäden finden sich über 150 verschiedene Stoffe. Erst ein Drittel davon ist identifiziert, darunter ätherische Öle, Bitter- sowie Farbstoffe (Karotinoide, Crocin). Beim Trocknen bildet sich aus einem der Bitterstoffe der Hauptaromastoff Safranal, welcher auch eine wichtige Komponente für die gesundheitliche Wirkung von Safran ist.
In der persischen Medizin ist Safran seit Jahrtausenden als Stimmungsaufheller bekannt. Griechen und Römer setzten das Gewürz bei Gebärmutterbeschwerden ein, später zudem bei Magen-Darm-Erkrankungen, als Nervenberuhigungsmittel und bei Atemwegsbeschwerden. Ein bekanntes Hausmittel bei Husten ist Safranmilch.
Hebammen verwendeten Safran zur Beschleunigung des Geburtsvorgangs. Die Wirkung auf die Gebärmutter setzt jedoch erst bei grösseren Dosen ein. Trotzdem sollten Schwangere Präparate mit Safran nur zurückhaltend einnehmen; kleine Mengen zum Würzen sind unbedenklich.
Bei geistiger Erschöpfung kann Safran helfen, die durch Stress durcheinandergeratenen Botenstoffe im Gehirn zu regulieren. Iranische Mediziner haben herausgefunden, dass Safranal vergleichbare Wirkungen zeigt wie eine Gruppe häufig verschriebener Antidepressiva (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Serotonin – auch als «Glückshormon» bekannt – spielt eine zentrale Rolle bei mentaler Erschöpfung und Antriebslosigkeit, wenn es in zu geringer Konzentration vorliegt. Safranal hebt den Serotoninspiegel im Gehirn an – ähnlich wie die synthetischen Medikamente, nur ohne deren Nebenwirkungen – und hilft auf natürliche Weise, das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Safran ist im europäischen Raum keine anerkannte Heilpflanze und es sind keine registrierten Medikamente im Handel. Nahrungsergänzungsmittel kombiniert mit Pflanzen (Kurkuma, Rosenwurz, Ashwhaganda), Vitaminen und Mineralien werden mit allgemeinen gesundheitsbezogenen Umschreibungen beworben, etwa «Für positive Stimmung, mehr Energie und höhere Belastbarkeit» oder «Zur Entspannung, Aufrechterhaltung einer positiven Stimmung und des emotionalen Gleichgewichts».
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch
Medikament oder Nahrungsergänzungsmittel?
Immer häufiger werden Präparate nicht mehr als Medikament, sondern als Nahrungsergänzungsmittel angemeldet. Grund dafür sind meist die fehlenden (und teuren) klinischen Studien, die für die Zulassung als Heilmittel gefordert werden, sowie die hohen (wiederkehrenden) Kosten für die Registrierung.
• Heilmittel: Wirkstoffe zur Vorbeugung, Behandlung und Diagnose werden nach den Vorgaben des Heilmittelgesetzes zugelassen. Dies bedingt ein umfangreiches Dossier mit klinischen Belegen zur Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit. Heilmittel enthalten eine Packungsbeilage mit klarer Indikation und Dosierungshinweisen.
• Heilpflanzen: Liegt eine mindestens 30-jährige Verwendung (davon mindestens 15 Jahre in Europa) vor, kann eine vereinfachte Zulassung beantragt werden. Dabei finden Formulierungen wie «wird traditionsgemäss verwendet bei …» oder «wirkt unterstützend bei …» Anwendung.
• Nahrungsergänzungsmittel unterstehen dem Lebensmittelrecht. Erlaubte gesundheitsbezogene Angaben sind streng geregelt und stoffweise vorgegeben. Entsprechend allgemein sind die Informationen zur Anwendung und Dosierung formuliert; sie dürfen keine Hinweise zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beinhalten.
Eine Zulassung als Nahrungsergänzungsmittel bedeutet nicht, dass ein Präparat weniger wirksam ist. Es wurde lediglich unter anderen regulatorischen Vorgaben angemeldet oder es fehlen genügend anerkannte Studien zu seiner Wirkung als Heilmittel.
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