Es gibt kaum etwas, das dem menschlichen Sammlertrieb entgeht. Bei Werner Steiner aus Zürich stapeln sich die gedruckten Zeitungen aus aller Welt. Auch der «Frutigländer» ist nun Teil seiner Kollektion.
TONI KOLLER
«Ihre Zeitung fehlt mir leider noch. Sie ist in ...
Es gibt kaum etwas, das dem menschlichen Sammlertrieb entgeht. Bei Werner Steiner aus Zürich stapeln sich die gedruckten Zeitungen aus aller Welt. Auch der «Frutigländer» ist nun Teil seiner Kollektion.
TONI KOLLER
«Ihre Zeitung fehlt mir leider noch. Sie ist in Zürich nicht erhältlich», schrieb Werner Steiner neulich an die Redaktion. «Dürfte ich Sie bitten, mir zur Vervollständigung der Sammlung freundlicherweise eine Ausgabe zuzusenden?» Diesem Wunsch kam der «Frutigländer» gerne nach und schickte dem Sammler ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk – womit sich die Zeitung nun einreiht in die über 2100 Titel, die Werner Steiner bereits sein Eigen nennt. Zumindest aus der Schweiz und Deutschland fehlt ihm damit praktisch nichts mehr.
Swissair-Altpapier als Inspiration
Woher die Leidenschaft für Zeitungstitel? «Meine Eltern arbeiteten im grafischen Gewerbe», sagt der seit 15 Jahren Pensionierte und findet bis heute: «Druckerschwärze riecht gut!» Zum Zeitungssammler entwickelte er sich aber erst später. Neben einer Tätigkeit in der Filmund Videobranche wirkte der gelernte Koch jeweils im Winter als Marronibrätler. Für den Sommer erhielt er eines Tages einen Job am Flughafen: Zeitungen in die abflugbereiten Flugzeuge bringen, in angekommenen Maschinen die herumliegende Papierware entsorgen – jede Menge Zeitungen aus der halben Welt gingen so durch seine Hände. «Da hat es mich gepackt», erinnert er sich, «ich habe von da an ein Exemplar jeder mir noch unbekannten Zeitung mit nach Hause genommen. Und wenn man mal anfängt, kann man nicht mehr aufhören.» Wenigstens solange es Zeitungen auf Papier überhaupt noch gebe …
Google hilft
Werner Steiners Sammellust ging dabei bald einmal über die Flughafen-Beute hinaus. Auf Ferienreisen – unter anderem nach Finnland, wo seine Frau herstammt – nahm und nimmt er alles mit, was an Presseerzeugnissen aufzutreiben ist. Er bittet Freunde und Bekannte, ihm aus dem Ausland Zeitungen mitzubringen. Am ergiebigsten ist aber heutzutage das Internet: Zeitungstitel quer durch die Welt suchen, um Zusendung eines gedruckten Exemplars bitten – siehe «Frutigländer». Falls eine Zeitung nicht reagiert, druckt sich Steiner halt eine Frontseite davon aus. Auf echtes Zeitungspapier, wohlverstanden.
Ob er das alles trotz Sprachbarrieren auch liest? Steiner winkt ab: «Der Inhalt interessiert mich weniger. Was mich fasziniert, ist die Aufmachung der Blätter – die unterschiedlichen Layouts.» Den «Frutigländer» findet er übrigens sehr hübsch gestaltet.