Motto: Flexibel bleiben!
21.12.2021 Kandersteg, KulturWer dieser Tage Blasmusik machen will, muss nicht nur Noten lesen können. Er sollte auch mit Stress und Frust umzugehen wissen – und mit Zugluft.
In einem Musikverein treffen sich viele Menschen regelmässig in geschlossenen Räumen. Dort sitzen sie eng beisammen, atmen ...
Wer dieser Tage Blasmusik machen will, muss nicht nur Noten lesen können. Er sollte auch mit Stress und Frust umzugehen wissen – und mit Zugluft.
In einem Musikverein treffen sich viele Menschen regelmässig in geschlossenen Räumen. Dort sitzen sie eng beisammen, atmen ziemlich viel und tragen aus naheliegenden Gründen keine Maske.
Bis vor rund zwei Jahren war all das kein Problem. Doch mittlerweile ist Blasmusik zu einer «Risikosportart» geworden – jedenfalls im Blickwinkel der Gesundheitsbehörden. Zuletzt haben Orchester also vieles getan, was musikalisch und akustisch keinen Sinn ergibt: Sie haben wochenlang pausiert, in Kleinstgruppen geübt, mit meterweiten Abständen gespielt. Die MG Kandersteg konnte in dieser Phase glücklicherweise den Gemeindesaal nutzen, dessen Fläche sie an den Proben voll beanspruchte.
Wenn Whatsapp heiss läuft
Was zur Pandemiebekämpfung notwendig war, hat vielen Vereinen nicht gutgetan. Die Motivation litt, das Niveau ebenfalls, und mancher nahm die Gelegenheit wahr, den Austritt zu geben.
Umso grösser war die Freude, als nach den Sommerferien wieder ein halbwegs normales Vereinsleben möglich wurde. Mit ihrer neuen Dirigentin Julia Packmor nahm die MG Kandersteg die Proben wieder auf und begann, sich aufs Weihnachtskonzert vorzubereiten.
Doch die wiedergewonnenen Freiheiten mussten bald wieder eingeschränkt werden. Mitte September kam die Zertifikatspflicht, etwas später dann 3G. Jede dieser Massnahmen führte im Verein zu neuen Unsicherheiten und Diskussionsbedarf: Wie sind wir betroffen, was dürfen wir noch, wie gehen wir mit den Vorgaben um? Wohl nicht nur in Kandersteg liefen zwischenzeitlich die Whatsapp-Kanäle heiss.
Proben nur noch mit Schal
Einen Dorfmusikverein zur Konzertreife zu führen, ist schon unter normalen Umständen nicht einfach – gerade in den vollgepackten Wochen vor Weihnachten. Mit den immer neuen Regeln ergaben sich für Dirigentin und Vorstand jedoch ganz neue Herausforderungen. Statt der Musik stand erneut die Gesundheit der Mitglieder im Mittelpunkt. Beim Musizieren wurden die Abstände zwischen den Stühlen nun wieder grösser, das Desinfizieren häufiger. Und die Temperatur sank, denn wann immer möglich riss man sämtliche Fenster zum Lüften auf – zumindest ein Schal wurde für fensternahe Plätze zur Pflicht. Humor und Witzeleien halfen, solche pandemischen Begleiterscheinungen zu ertragen.
«Wir ziehen das jetzt durch!»
Das Weihnachtskonzert der MG Kandersteg war für den 19. Dezember angesetzt, stattfinden sollte es im Gemeindesaal. Wegen des eher späten Termins drohte der Anlass kurz vor dem Ziel noch zu platzen. Die Corona-Situation verschärfte sich, die Massnahmen auch, Krankheitsfälle nahmen zu. So stand irgendwann die Frage im Raum: Können wir unter diesen Umständen überhaupt auftreten? Was, wenn 2G+ noch vor dem Konzert eingeführt wird? Einen Moment lang drohten Frust und Enttäuschung die Oberhand zu gewinnen. Doch am Ende siegte der Trotz: Wir ziehen das jetzt durch!
Auch im Ernstfall spielfähig bleiben
Nach ein paar Absprachen wurde das Konzert kurzerhand auf «open air» umgestellt. Die Dirigentin warf einige Stücke aus dem Programm und nahm neue hinzu – es galt, auch mit Lücken in der Besetzung spielfähig zu bleiben.
Diese Schritte erwiesen sich als richtig. Als die Musikanten am vergangenen Sonntag vor der reformierten Kirche die Instrumente hoben, schien die Sonne vom blauen Himmel. Der Weihnachtsmarkt gegenüber bot eine passende Kulisse, zahlreiche Spaziergänger säumten die Strassen. Umgeben von glitzerndem Schnee spielte die MG Kandersteg ihr Weihnachtskonzert. Und auch, wenn diesmal vieles anders war als sonst, blieb manches doch wie gewohnt, etwa die Moderation von Gaby Rösti oder «Stille Nacht» zum Abschluss.
Wie es nach den Festtagen weitergeht, weiss derzeit noch niemand so genau. Am ehesten wird wohl gelten, was die MGK-Präsidentin Ingrid Niedhart in ihrer Ansprache sagte: «Wir mussten in den vergangenen Monaten viel Flexibilität beweisen – und wir werden auch im neuen Jahr flexibel bleiben müssen.»
PRESSEDIENST MG KANDERSTEG
Am 26. Dezember um 17 Uhr findet in der reformierten Kirche Frutigen das Stefanstag-Konzert der Brass Band Frutigen statt (Eintritt frei, Kollekte). Den behördlichen Vorgaben entsprechend gilt an diesem Anlass neu die 2G-Regel (geimpft, genesen); zudem besteht eine Maskenpflicht.