Abstimmung – Keine Lust auf Experimente
15.02.2022 LandwirtschaftDie Initiative für ein Tier- und Menschenversuchsverbot erleidet an der Urne Schiffbruch. Der Vorstoss kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt vors Volk. Zudem gäbe es erfolgversprechendere Ansätze, um den gewünschten Wandel einzuläuten.
JULIAN ZAHND
So ...
Die Initiative für ein Tier- und Menschenversuchsverbot erleidet an der Urne Schiffbruch. Der Vorstoss kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt vors Volk. Zudem gäbe es erfolgversprechendere Ansätze, um den gewünschten Wandel einzuläuten.
JULIAN ZAHND
So richtig spannend wurde es im Abstimmungskampf nie. Das Initiativkomitee, bestehend aus einzelnen St. Galler BürgerInnen, stand einer übermächtigen Gegnerschaft aus Politik und Wirtschaft gegenüber. Selbst in manchen Tierschützerkreisen glaubte man kaum an einen Erfolg der Vorlage, sondern hoffte wohl eher auf eine Signalwirkung, die den langfristigen Wandel hätte beschleunigen können.
Nach dem Abstimmungssonntag muss allerdings selbst diese Signalwirkung in Zweifel gezogen werden. Mit 79,1 Prozent fiel das Nein ausgesprochen wuchtig aus. Noch härter ging das Frutigland mit der Initiative ins Gericht: In Adelboden stimmten beispielsweise nur gerade 12,5 Prozent für das Begehren.
Tierversuche auch für Impfstoffe
Der klare Entscheid ist kein Ja zu Tierversuchen. Auch den Initiativgegnern ist klar, dass Experimente für die Tiere je nach Schweregrad enormen Stress bedeuten und deshalb auf ein Minimum zu reduzieren sind. Offenbar werden Tierversuche aber als notwendiges Übel betrachtet, damit der Mensch die bestmögliche Gesundheitsversorgung erhält. Diese hätte die Schweiz mit einem Verbot von Tier- und Menschenversuchen und einem Zulassungsstopp ausländischer Medikamente, die mithilfe solcher Versuche entwickelt wurden, womöglich aufs Spiel gesetzt.
Die Initiative forderte das Ende des «Versuchszeitalters». Sie selbst wäre jedoch ein Experiment mit unsicherem Ausgang gewesen. Dass die Bevölkerung nicht gewillt sein würde, in diesem sensiblen Bereich ein Wagnis einzugehen, war absehbar. Die aktuelle Pandemie dürfte dem Begehren zusätzlich entgegengewirkt haben: Auch für die Entwicklung der Corona-Impfstoffe waren Tierversuche nötig.
Besser investieren statt verbieten
Die Initianten wollen auch nach dieser klaren Niederlage nicht aufgeben und Tierversuche weiterhin bekämpfen. Die Gründe dafür sind legitim: Jährlich werden an über einer halben Million Tiere Experimente durchgeführt, diese Zahl ist seit einiger Zeit stabil. Es braucht daher weitere Anstrengungen, um sie zu senken. Verbote allerdings scheinen der falsche Weg zu sein, um dieses Ziel zu erreichen. Erfolgversprechender scheinen Investionen in eine tierversuchsfreie Forschung. Zwar hat der Bund jüngst ein entsprechendes Programm ins Leben gerufen und unternimmt auch sonst gewisse Anstrengungen, die Situation zu verbessern. Doch die gesprochenen Gelder sind im Vergleich zur bislang üblichen Forschung noch bescheiden.