Die Niesenbahn hat ihren Wert errechnet
04.03.2022 Mülenen, Emdthal, TourismusWas bewirkt die Niesenbahn in der Region? Um das herauszufinden, hat das Unternehmen eine Analyse in Auftrag gegeben. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollen auch weiterhin eine grosse Rolle spielen – und auch die Sonderwünsche von Niesenfans werden nicht vergessen.
HANS ...
Was bewirkt die Niesenbahn in der Region? Um das herauszufinden, hat das Unternehmen eine Analyse in Auftrag gegeben. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sollen auch weiterhin eine grosse Rolle spielen – und auch die Sonderwünsche von Niesenfans werden nicht vergessen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die genauen Geschäftszahlen gibt es wie gewohnt erst im Rahmen der Generalversammlung – dieses Jahr am 11. Mai. Bei der gestrigen Vorstellung des Kultursommers erwähnte Niesenbahn-Geschäftsführer Urs Wohler einzig, dass 2021 rund 73 000 Gäste verzeichnet wurden. Angesichts der Einschränkungen durch die Pandemie ist das beachtlich, denn der Wert liegt damit nur gut 25 Prozent unter den Rekordzahlen und das finanzielle Ergebnis rund 10 Prozent unter dem Zehnjahresschnitt. Das bedeutet zwar zum zweiten Mal in Folge einen Verlust, dennoch ist Wohler erleichtert: «Es hat sich in dieser Situation ausbezahlt, dass wir seit Langem vor allem auf den Schweizer Markt setzen.»
Aus 5,5 werden 47 Millionen Franken
Für ein Unternehmen sind genaue Zahlen existenziell. So liess die Niesenbahn AG eine Mitarbeiterbefragung, eine Gästebefragung und eine klassische Wertschöpfungsanalyse durchführen. «Wir beurteilen die Erkenntnisse beispielhaft für ein kleines und mittleres Unternehmen im Oberland», erklärte Urs Wohler. Und obwohl die Anlayse auf den Zahlen des Corona-Jahres 2021 basiert, sind sie beachtlich. Mit der tieferen Gästezahl wurden 87 000 Logiernächte im Berner Oberland generiert. Der Umsatz von Bahn und Restauration bewegt sich um die 5,5 Millionen Franken, damit wurden aber insgesamt 47 Millionen Franken Umsatz ausgelöst, mehr als die Hälfte davon war in der Region wirksam. So hat das Unternehmen eine Beschäftigungswirkung von 188 Vollzeitstellen – und nicht erstaunlich: 91 Prozent der befragten Gäste beurteilen den Wert der Niesenbahn in wirtschaftlicher Hinsicht als hoch. Dass auch die allermeisten Angestellten sich mit ihrem Arbeitgeber stark identifizieren, spricht für diesen.
Aus Sicht des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung ist damit der Erfolg der eingeschlagenen Strategie belegt und der Schweizer Markt wird weiterhin im Zentrum stehen. Dazu gehört auch die vorsichtige Expansion oder Synergienutzung mit dem Berghaus Elsigenalp (siehe Text unten).
CO2 wird vermieden und kompensiert
Mehr als ein Schlagwort soll Nachhaltigkeit auf der «Pyramide» am Thunersee sein. Seit 2017 können Gäste freiwillig ein Prozent mehr zahlen und so ihren Gipfelbesuch klimaneutral geniessen. Die eingangs erwähnte Analyse hat übrigens ergeben, dass vor allem der Besuch des Berghauses und das kulinarische Angebot die Gäste anlocken. Die Nahrungsmittel respektive deren Herstellung ist denn auch gemäss Urs Wohler einer der stärksten Treiber in der CO2-Bilanz – nicht nur bei der Niesenbahn. Mit der millionenschweren Sanierung / Umbau des Berghauses sowie der Abkehr von fossilen Brennstoffen ist die Bilanz enorm verbessert worden. Nun wird auch der Rest kompensiert: «Ich habe mich lange dagegen gesträubt. Ziel sollte eigentlich Vermeiden und Reduzieren sein. Doch irgendwann geht das nicht mehr.» Seit 2016 konnte die CO2-Bilanz von 398 auf 183 Tonnen (Stand 2021) vermindert werden. Der verbleibende Teil – zu 60 Prozent aus der Verpflegung stammend – wird nun via Stiftung «myclimate» kompensiert, das heisst finanziell abgegolten und für Umweltschutzprojekte eingesetzt. «Wir schulden dies der nächsten Generation, da wir als Schweizer im Durchschnitt pro Jahr 23-mal zu viel CO2 produzieren», rechnete Wohler vor.
Neue Fahrten, neue Gäste?
Interessierte Besucher können sich vor Ort über die getroffenen Massnahmen informieren lassen. Zu den neu ins Programm aufgenommenen Sonderfahrten gehört die Klima- und Nachhaltigkeitsfahrt mit Urs Wohler. Und eher kleineren Gästesegmenten kommt man an bestimmten Wochentagen, in Randzeiten und nur bei schönem Wetter entgegen: Von April bis Mai und August bis November gibt es frühe Bergfahrten, damit man den Sonnenaufgang auf dem Kulm erleben kann. Von Mai bis Mitte August sind Abendfahrten für GleitschirmpilotInnen geplant, und wer seine Muskeln quälen will, darf sich für das Niesen-Treppen-Training anmelden. «Dies bieten wir für jene an, die wegen der beschränkten Kapazität am Rennen nicht teilnehmen können – oder einfach als Vorbereitungstraining.»
Mit dem Wetterkurs für Trailrunner wird explizit diese wachsende Szene angesprochen. Referent Roger Oechslin erklärt, wie Wetterinfos interpretiert werden, da unten in Mülenen und oben auf 2362 Metern doch sehr unterschiedliche Verhältnisse herrschen können.
Alle Infos und Termine gibt es bei den Links unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Ein vielversprechendes Kulturprogramm 2022 – und ein neues Niesenlied
Was 2006 mit dem ersten Programm begann, geht dieses Jahr in den 17. Sommer. An zehn Abenden können Gäste «up to culture», also hinauf zur Kultur – so die Bezeichnung des Niesenbahn-Kultursommers.
Den Anfang macht Nico Brina mit seinem Piano und seinem Schlagzeuger Tobias Schramm am Donnerstag, 5. Mai. Brina ist bekannt als der «King of Boogie» und tritt auf dem Niesen bereits zum vierten Mal auf. Er schaffte es 1996 ins Guinness-Buch der Rekorde, als schnellster Boogie-Woogie-Spieler der Welt. Am Donnerstag, 19. Mai, unterhält Bernhard «Berni» Schär die Gäste. Der ehemalige und langjährige Sportkommentator des SRF gibt Einblicke in seine unzähligen Erlebnisse und erzählt Geschichten aus 33 Jahren Moderatorenleben.
Tradition hat jeweils der Auftritt einer Militärmusik-Formation. Zum vierten Mal ist das Schweizer Armeespiel zu Gast. Nach einer Klassikformation im 2019, einer Brass Band im 2020 und einer Big Band im 2021 tritt am Donnerstag, 23. Juni, eine exklusive Ländlerkapelle auf. Einen kulturellen Höhepunkt setzt ein Newcomer am Donnerstag, 7. Juli: ZIAN. Der junge Basler erlangte durch seinen Debüt-Hit «Show You» Bekanntheit und schaffte es auf Anhieb in die Schweizer Musikcharts. Im Berghaus tritt er als Soloact mit seinem Piano auf.
An den «Seaside Sessions»-Konzerten vom 11. bis zum 13. August erwartet die Niesen-Gäste abwechslungsreiche Musik von der Open-air-Bühne auf der Terrasse des Berghauses Niesen Kulm. Den Auftakt gibt das schweizerischfranzösische Duett Carousel mit Pop-Folk-Rock-Sound. Am Freitag, 12. August, ist Vollmond – und unter diesem spielt die Berner Band Open Season. Zum Abschluss der Vollmond-Konzerte tritt die sechsköpfige Thuner Band The Souls auf. Sie kombiniert Rock, Pop und Alternative Rock und schürt hohe Erwartungen an ihr «Heimspiel auf dem Hausberg».
Irische Klänge gibt es am Donnerstag, 8. September, von Áed. Die vier Innerschweizer MusikerInnen lassen sich von keltischer Musik inspirieren. Und richtig volkstümlich wirds zum Schluss. Mit dem Oberländer Jodlerinnen-Trio ChriMaFrä und dem appenzellischen Ländler-Trio Gantegruess sind am Donnerstag, 20. Oktober, zwei verschiedene Regionen vertreten – es soll ein verbindender Abend werden.
Der Niesen hat sich zudem vom Scharnachtaler Liedermacher Stefan Heimoz ein eigenes Lied komponieren lassen, das möglichst viele Schlagworte der Niesenwerbung umfasst. Das Ziel ist, dass der Song – begleitet von einem Chor von Niesenbahn-Angestellten – als Premiere an der Hauptversammlung vom 11. Mai ertönt. Jetzt ist also Üben angesagt.
HSF