Die Jodelklänge waren eine Wohltat
03.05.2022 Adelboden, KulturDer Jodlerklub durfte am vergangenen Samstag «volle Halle» verzeichnen. Die Besucher sehnten sich nach der langen Pause augenscheinlich nach Volksmusik und Jodelklängen.
RUTH STETTLER
Die Anmeldenummer war heiss gelaufen, und Präsident Roger Schranz war sichtlich ...
Der Jodlerklub durfte am vergangenen Samstag «volle Halle» verzeichnen. Die Besucher sehnten sich nach der langen Pause augenscheinlich nach Volksmusik und Jodelklängen.
RUTH STETTLER
Die Anmeldenummer war heiss gelaufen, und Präsident Roger Schranz war sichtlich überwältigt vom grossen Aufmarsch am Samstagabend. 320 Besucher durften in der Adelbodner Turnhalle einen harmonischen und abwechslungsreichen Abend geniessen. Für die spritzigen Ansagen und die Scherze zwischendurch sorgte Jodler Niklaus Pieren. Zur Unterhaltung trugen die Geschwister Moser aus Affoltern im Emmental, der Jodlerklub «Gruss vom Wasserngrat», Gstaad, das Handorgelduo Betschart-Müller und natürlich der einheimische Jodlerklub Adelboden bei. Das eigentlich für das Jahr 2020 vorgesehene Programm konnte, in einem ähnlichen Rahmen wie damals geplant, durchgeführt werden.
Solojodelqualitäten unter Beweis gestellt
Weil die heimischen Jodler einen Konsens fanden und dank ihres eisernen Gesangswillens hatten sie die Proben rechtzeitig wieder aufnehmen und den traditionellen Jodlerabend vorbereiten können. Die angenehme, ruhige Art des Dirigenten Adrian Ryter wurde gelobt.
Die Suche nach Neumitgliedern im Klub war erfolgreich. So standen nun vier Jungjodler inmitten der erfahrenen Sänger im Halbkreis, und Jonathan Burn stellte beim Bätzle-Jutz von Ernst Ryter gar seine Solojodelqualitäten unter Beweis. Beim Abgang von der Bühne war ihm das Lob seiner Kollegen gewiss.
Der Klub konnte weitere Zuzüger verzeichnen – und es sollen noch mehr werden. «Das Gesangsvolumen dürfte noch grösser sein», erklärt der Präsident.
Nebst den Stücken aus dem Repertoire wurde nach 14 Jahren der «Luegli-Jutz» von Christian Gempeler wieder «hervorgenommen». Mit diesem werden die Adelbodner im Juni 2022 am Kantonalen Jodlerfest in Ins auftreten.
Gründungsmitglieder dabei
Auch bei den Jodlern aus Bissen, Gstaad, sind die Stimmen pandemiebedingt nicht eingerostet. 1977 wurde der Klub gegründet. Gründungsmitglied Röbi Hefti erinnerte sich an die Anfänge des Klubs: «Wir haben an Punktierungen gesungen, zunächst aus dem Stegreif und ohne Dirigenten. Nach vier bis fünf Jahren waren wir genug Mitglieder und traten dem Verband bei.» Mit Ueli Hefti, seinem Bruder, stand ein weiteres Gründungsmitglied auf der Bühne.
Seit 1989 ist Hedi Bütschi als Solojodlerin im Klub. Sie sei das «beste Pferd im Stall», sagte Hefti über die zuverlässige Gesangskollegin. Mit Anita Hefti, der Frau des Dirigenten Simon Hefti, sind nun zwei Frauen im Klub. Die Saanenländer bedankten sich bei den aufmerksamen Zuhörern in Adelboden.
Freudiges Jodlerherz
«Mit vier Jahren wollte ich jeweils mit meiner Mutter zu den Proben ihres gemischten Chors. Mein grosser Traum war es, auch mal so singen zu können!», erklärte Michaela Moser, die älteste der Moser-Schwestern. Später durfte sie dem Kinderchörli Unteremmental beitreten. Auch die jüngeren Schwestern Claudia und Sandra sangen im Chörli. In diesem Rahmen durften Mosers jeweils als Kleinformation auftreten. Den ersten offiziellen Auftritt als «Geschwister Moser» hatten sie beim Feuerwehr-Chlousehöck. Michaela gibt mit dem Örgeli jeweils den Ton an und begleitet das Trio. Mit «Dir Buebe i d Socke, s’isch Chilbi im Dorf», ihrem ersten Stück, holten sie das Publikum endgültig aus dem Pandemie-Schlaf. Die Zugabe «I ha nes fröidigs Jodlerhärz» war ganz authentisch: Das Publikum hörte, was es auf der Bühne sah.
Ländlermusik von «Thuri» Brügger
Für die musikalische Unterhaltung war das Handorgelduo Betschart-Müller zuständig. Mit zwei Akkordeons, einem Klavier und einem Kontrabass widmen sich die Zentralschweizer vor allem der Ländlermusik der 1960er- bis 1980er-Jahre. Der legendäre Adelbodner Ländlermusikant und Komponist Arthur «Thuri» Brügger ist eines ihrer grossen Idole. «Am Adelbodner Ländlerabe» wurde neben anderen bekannten Stücken gespielt. Das Handorgelduo feierte die Plattentaufe im Geilsbrüggli und spielte auch schon auf dem Sillerenbühl auf.
Zahlreiche Helferinnen und Helfer engagierten sich im Hintergrund, zum Beispiel für die Verköstigung der Besucher. Nach dem offiziellen Teil gesellten sich die Jodler als Glücksbringer unter die Besucher und verkauften Tombola-Lösli. Auf den Tischen häuften sich die Gaben als Erinnerung an den Jodlerabend 2022, der als «Wohltat» bezeichnet wurde und den man nach so langer Zeit ganz besonders zu schätzen wusste.