«Äs isch ging fein»
25.03.2025 SerieSERIE, TEIL 4 Seit zwölf Jahren führt Marlies Studer die BLS-Betriebskantine in Frutigen. Zusammen mit ihrem dreiköpfigen Team zaubert sie von Montag bis Freitag ein mehrgängiges Mittagessen auf den Tisch. Es ist ein wenig wie auf einem Frachtschiff: Der Koch bzw. die ...
SERIE, TEIL 4 Seit zwölf Jahren führt Marlies Studer die BLS-Betriebskantine in Frutigen. Zusammen mit ihrem dreiköpfigen Team zaubert sie von Montag bis Freitag ein mehrgängiges Mittagessen auf den Tisch. Es ist ein wenig wie auf einem Frachtschiff: Der Koch bzw. die Köchin ist für eine gute Arbeitsmoral unabdingbar.
GERHARD KAPPHAHN
Vielen ist das Interventionszentrum der BLS an der Frutiger Parallelstrasse 9 ein Begriff. Dort sind die Feuerwehren der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn und der Gemeinde Frutigen beheimatet. Weniger bekannt dürfte sein, dass im zweiten Stock das Reich von Marlies Studer zu finden ist: eine funktionale Küche und ein Kantinenraum mit Blick auf den Lösch- und Rettungszug der BLS.
«Gegen 4200 Mittagessen werden hier pro Jahr zubereitet und genossen», erklärt Studer mit sichtlichem Stolz. «Dafür landen nicht weniger als zweieinhalb Tonnen Kartoffeln im Kochtopf. Mehr als 6000 Kaffeepads runden die Mahlzeiten ab. Und über das Jahr gesehen läuft unsere Spülmaschine an die 8700 Mal – anders wären Geschirr und Töpfe kaum sauber zu bekommen.» Man spürt es sofort: Die sympathische Köchin versteht ihr Metier und wirkt hier mit viel Herzblut. Dass es dabei auch mal zu kleineren Verbrennungen oder Schnittwunden kommt, hemmt das Engagement der Frutigerin in keiner Art und Weise.
Flexible Arbeitsschichten
Das Küchenteam wechselt sich jeweils mit den Einsätzen ab. Nebst Marlies Studer gehören Franziska Wenger aus Steffisburg, Joka Markovic aus Thun und Ivan Perrone aus Frutigen dazu. Um 7.30 Uhr startet die Schicht, ein Morgenkaffee gehört dazu. «Die jeweilige Anzahl der Mittagessen schwankt täglich», erläutert die gute Küchenseele. «Zu unseren Stammgästen zählen Mitarbeitende der BLS-Feuerwehr sowie vom Bahnund Unterhaltsdienst. Aber auch Kolleg-Innen vom Reise- und Besucherzentrum und aus den Projektbereichen essen bei uns.» Finden zudem Fachkurse vor Ort statt, wollen auch deren TeilnehmerInnen verpflegt werden, was in der Küche und beim Service Flexibilität erfordert.
Bei ihrer wöchentlichen Menüplanung lässt Marlies Studer gesundheitliche Aspekte einfliessen. «Handwerklich arbeitende Menschen mögen durchaus eine etwas deftigere Küche. Das schliesst jedoch kulinarische Abwechslung nicht aus», findet sie. Um eine gewisse Vielfalt zu bieten, legt sie monatlich einen Thementag fest und kocht dann entsprechend – beispielsweise mit Speisen aus der indischen Ayurveda-Ernährungslehre, in der bewusstes Essen einen grossen Stellenwert hat. Ein solches Menü kann zum Beispiel so aussehen: zur Vorspeise eine Kokossuppe, als Hauptgang ein Süsskartoffelcurry mit Poulet und zum Dessert eine Zitronen-Ingwer-Creme. Allseits «en Gute»!
Kantine mit Charme
Die BLS-Betriebskantine funktioniert so, wie man sich eine Kantine landläufig vorstellt. Gegessen wird an drei langen Tischen. Darauf sind gefüllte Teegläser und Körbe mit Besteck und Servietten zu !nden. Für die Suppe, den Salat und das Dessert mit Kaffee gilt das Prinzip Selbstbedienung. Der Hauptgang jedoch wird serviert, das ist dem Küchenteam wichtig. Man schätzt den persönlichen Kontakt zu den Gästen.
Das Ambiente in der Kantine hat seinen besonderen Charme: eine Mischung aus Gemütlichkeit und Funktionalität. Man kennt sich, schwarz und orange gekleidete BLSler sitzen bei den KollegInnen aus den Technik- und Planungsbüros. Den Raum erfüllt ein buntes, familiäres Stimmengewirr; alle geniessen das feine und abwechslungsreiche Essen. «Diese Stimmung und die Rückmeldungen zum Essen freuen mich enorm», verrät Marlies Studer mit einem herzlichen Lachen. «Es kommt sogar vor, dass man mich spontan umarmt, um Danke zu sagen.» Die Gäste sind sich einig: «Äs isch ging fein.»
Zum Ausgleich …
Marlies Studer bezeichnet sich als sensible und fürsorgliche Person, eben als Herzensmenschen. Ihr selbst ist der Ausgleich zur Hektik in der Küche wichtig. Diesen findet sie in der Natur, meist in Begleitung ihrer beiden Golden-Retriever-Hunde. Studer hat eine Ausbildung zur Bachblütentherapeutin und Ayurveda-Ernährungsberaterin absolviert. «Diese Leidenschaft möchte ich weiter ausbauen, nicht nur für eine bewusste Ernährung», erzählt sie. Leider kann man Marlies Studer nicht in ihrer Kantine besuchen oder gar dort mitessen – es handelt sich um ein firmeninternes BLS-Angebot.
ZUR PERSON
Marlies Studer ist 39-jährig, verheiratet und wohnt mit ihrem Ehemann Christoph, Tochter Jana und Sohn Lio in Frutigen. Sie verfügt über zwei Berufsabschlüsse als Köchin und Restaurationsfachfrau. Ersteren erlernte sie 2003 in der Altersresidenz Fröschenmoos Reichenbach. Ab 2008 war sie dort in der Küche und im Service tätig. Im Jahr 2011 wechselte sie zur Eisenbahn und kochte in der Betriebskantine Spiez. 2013 ergab sich die Möglichkeit, die BLS-Kantine Frutigen zu übernehmen, wo sie bis heute für das leibliche Wohl der BahnmitarbeiterInnen sorgt.
GK