LAWINENWINTER 25 Jahre ist es her, dass Behörden, Einsatzkräfte und die Bevölkerung im Frutigland von grossen Schneemassen bedroht und gefordert wurden.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Am 25. Februar 1999 meldete die Kantonspolizei, dass im Amt Frutigen 701 ...
LAWINENWINTER 25 Jahre ist es her, dass Behörden, Einsatzkräfte und die Bevölkerung im Frutigland von grossen Schneemassen bedroht und gefordert wurden.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Am 25. Februar 1999 meldete die Kantonspolizei, dass im Amt Frutigen 701 Personen evakuiert worden seien. Sie verbrachten ihre Nächte bei Verwandten, in Ferienwohnungen oder in Zivilschutzanlagen. Wegen drohender Lawinen konnten sie nicht in ihren Wohnungen bleiben. Die Strassen nach Adelboden und Kandersteg waren vom 9. Februar an mehrmals gesperrt. Die Schneemassen hatten im Rohrbach, im Bettbachgraben und an Ausserachseten die Strasse verschüttet, ebenso die Bireloui in Mitholz. Verschiedene Niedergänge sorgten bis zum 12. Februar für Stromausfälle, zerstörte Gebäude und andauernde Gefahr. Die Beruhigung dauerte nicht lange: Vom 18. Februar an wiederholte sich das Ganze, die Behörden ordneten Evakuierungen im Innerbräschgen, in den roten Zonen von Kandersteg, in Kandergrund und in Reichenbach an. Strassen wurden gesperrt, die BLS führte einen provisorischen Autoverlad ab Frutigen nach Kandersteg und Brig ein.
Mit Helikoptern und – je nach Gefahrenlage – mit begleiteten Lastwagenkonvois wurden Lebensmittel und andere Versorgungsgüter in die abgeschnittenen Dörfer gebracht. Der ehemalige Flugplatz Frutigen entwickelte sich zu einer Helibasis für Zivilfirmen und die Armee. Fast pausenlos waren die Maschinen im Einsatz, evakuierten Ferienlager im Elsigbach oder flogen Tausende zahlungswillige Feriengäste aus Adelboden aus.
An sechs Tagen galt die Stufe 5
Mehrere kräftige Niederschlagsereignisse hatten zu den enormen Schneemengen geführt. Im Januar und Februar 1999 stellten sich immer wieder Nordwest-Staulagen ein, die über mehrere Tage anhielten. So fiel in den Alpen teilweise bis zu fünf Meter Schnee. Zum ersten Mal seit der Einführung der europäischen Lawinengefahrenskala 1993 wurden über längere Zeit die höchsten Stufen ausgerufen. An sechs Tagen galt die Stufe 5 (sehr grosse Gefahr).
Doch fast so rasch wie die Extremsituation eingetreten war, besserten sich die Verhältnisse wieder. Vom 1. März an herrschte fast wieder Normalzustand im Frutigland, die Evakuierten waren heimgekehrt, die Strassen offen.
18 000 Personen eingeschlossen
Das Berner Oberland kam insgesamt glimpflich davon, doch in der übrigen Schweiz gab es nach Lawinenniedergängen mehrere Tote – zwei davon in Wengen. Das schlimmste Unglück passierte in Evolène VS mit zwölf Opfern. Eine Katastrophe ereignete sich in Galtür (Österreich) mit 38 Todesopfern. Die Schweizerische Depeschenagentur meldete in ihrer Winterbilanz, dass im Berner Oberland am 24. Februar rund 18 000 Personen eingeschlossen waren, die Hälfte davon waren Touristen, die sich nicht von ihren Ferien abhalten liessen. Das Wetter und die Pistenverhältnisse waren grossenteils bestens. Die Einheimischen arrangierten sich zunehmend mit der Situation und die Ausnahme war tagelang der Normalzustand.
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Die Abteilung für Naturgefahren des Kantons Bern hat den Ablauf und die Erkenntnisse des Lawinenwinters 1999 in einem Bericht zusammengefasst. Diesen finden Sie in den Weblinks unter www.frutiglaender.ch