Beliebte Heilpflanzen – gespeicherte Sonnenkraft mit Wirkung
01.09.2023 GesundheitSonnenlicht und Wärme verwandeln Knospen in Blüten, Blätter und Früchte. In vielen Stoffen für Farbe, Geruch, Geschmack oder zum Schutz der Gewächse stecken wertvolle Heilkräfte.
Wer in voller Blüte stehende Pflanzen betrachtet, ...
Sonnenlicht und Wärme verwandeln Knospen in Blüten, Blätter und Früchte. In vielen Stoffen für Farbe, Geruch, Geschmack oder zum Schutz der Gewächse stecken wertvolle Heilkräfte.
Wer in voller Blüte stehende Pflanzen betrachtet, mag sich fragen, wozu sich eine Blume so farbenprächtig präsentiert, ein Kraut so aromatisch riecht oder eine Wurzel so bitter schmeckt. Verantwortlich dafür sind die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, die nicht direkt für die Entwicklung und das Wachstum verantwortlich sind, die Pflanzen jedoch vor Pilzbefall und Insekten schützen oder mit giftigen Abwehrstoffen Frassfeinde fernhalten. Je nach Pflanzenart können die Zusammensetzung und ihr Gehalt stark variieren. Besonders schöne Exemplare bekannter Heilpflanzen finden sich in der Familie der Korbblütler mit bekannten Vertretern wie Kamille, Löwenzahn, Mariendistel, Sonnenhut (Echinacea) oder Wermut – und natürlich Arnika und Ringelblumen.
Arnika – die Königin der Heilpflanzen
Den Titel «Arnika – die Königin der Heilpflanzen» trägt das vor einigen Jahren erschienene Buch über diese Pflanze sicher nicht zu unrecht. Sowohl in der Volksmedizin als auch in der Pflanzenheilkunde und in der Homöopathie gehört sie zu den ganz grossen Heilpflanzen. Im 17. Jahrhundert wird sie erstmals in einem Kräuterbuch erwähnt und zur Verwendung bei Verletzungen empfohlen: ‹Sie diene denen, die hoch herunter gefallen seien oder sich sonst etwa mit Arbeit verletzt haben.› Im Verlauf des 18. Jahrhunderts zeugen zahlreiche Forschungsarbeiten vom Eingang der Arnika in die Wissenschaft.
Die heute erhältlichen Arnika-Präparate werden zur unterstützenden Behandlung bei Rheuma, Schmerzen und Entzündungen der Gelenke, Muskelverspannungen und Rückenschmerzen eingesetzt. Dabei muss die Heilpflanze auch den Vergleich mit etablierten Schmerzsalben nicht fürchten, wie diverse Untersuchungen belegen. In der Homöopathie gilt Arnika als das Verletzungsmittel überhaupt. Nach einem Schock, nach Unfällen, Schnitten und Überanstrengungen wirkt es schmerz- und blutungsstillend, abschwellend sowie entzündungshemmend. Empfehlenswert ist auch die vorbeugende Einnahme vor Operationen, Zahnextraktionen oder Geburten. Blutungen, Wundschmerzen und Schwellungen können so vermindert und die Wundheilung kann gefördert werden.
Die Ringelblume heilt alle Wunden
Wegen ihrer kräftig orange-gelb leuchtenden Blüten wird die Ringelblume (Calendula officinalis) auch als ‹Goldrose› bezeichnet. Zudem ist sie «wohl wie keine andere Pflanze von ihrer Natur her so vorzüglich zum Wundheilkraut geeignet. Ihr balsamisches, warmes Wesen ist völlig auf das Verschliessen von Verwundungen ausgerichtet», wie sie vielfach beschrieben wird. Ihre Heilkräfte stecken in den völlig entfalteten, getrockneten und von Blütenständen befreiten Einzelblüten. Verwendung findet sie als Abkochung zur Reinigung verschmutzter Wunden, als Ringelblumenöl zur Behandlung trockener und entzündeter Haut, als Tinktur zur Einarbeitung in Salben oder verdünnt für Mundspülungen oder zur Befeuchtung von Wundkompressen.
Die Ringelblume fördert die Wundheilung bei Hauterkrankungen, nach Schürfungen, leichten Verbrennungen, bei Windelekzemen sowie bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Sie wirkt entzündungshemmend und regt nach Verletzungen wie Riss- oder Quetschwunden, Verbrennungen, nach Zahnextraktionen sowie bei schlecht heilenden Wunden rasch die Neubildung von gesundem Gewebe an. Die Wirkung als Wundheilmittel ist gut belegt und dokumentiert. Zur Anwendung bei Rissoder Schnittwunden soll die betroffene Stelle mit einer mit Ringelblumentinktur benetzten Gaze feucht gehalten werden. 2009 wurde die Ringelblume zur Heilpflanze des Jahres gewählt, weil «ihre medizinischen Wirkungen gut erforscht und wissenschaftlich belegt sind und die Pflanze durch ihre sonnige Ausstrahlung und Lebenskraft besticht» («Pharmazeutische Zeitung» u.a.).
Wallwurz – der pflanzliche Knochendoktor
Volkstümliche Namen vieler Heilpflanzen sagen oft etwas über ihre Wirkung aus – wie etwa beim Wallwurz (Symphytum officinale), der die traditionelle Bezeichnung «Beinwell» trägt. Die ursprüngliche Bedeutung von «Bein» ist «Knochen», die des alten Worts «wallen» «zusammenwachsen». So ist es kaum verwunderlich, wenn Beinwell in alten Medizinbüchern immer dann auftaucht, wenn es um gebrochene Knochen geht. Bei Brüchen regt er die Kallusbildung an, so entsteht neues Knochengewebe zur Überbrückung und Verheilung der Fraktur.
Auch wenn Knochenbrüche in der Anwendung zugelassener Wallwurzpräparate nicht explizit aufgeführt sind, wird es homöopathisch verdünnt zur unterstützenden Behandlung und Beschleunigung der Heilung von Knochenbrüchen empfohlen. Offiziell zugelassen sind Wallwurzpräparate zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Erkrankungen (Gelenk-, Muskelschmerzen, Arthrose) und nach Unfall- und Sportverletzungen (Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen, usw.). Angewendet werden sie meist in Form von Salben oder Gels. Dr. Rudolf Andres, ein Zürcher Apotheker, hat die von seinem Vater entwickelte Hausspezialität weiterentwickelt und setzt dabei voll auf Schweizer Qualität. Die verwendeten Wurzeln stammen von einem Berner Biobauern, der die Wurzeln in aufwendiger Handarbeit erntet.
BEAT INNIGER, OFFIZIN-APOTHEKER FPH, ADELBODEN
Thymian und Quendel – sonnengereift gegen Husten
Zu den grossen Heilpflanzen gegen Husten und Erkältungen gehören sowohl der echte Thymian, der die warmen Südalpen und den Mittelmeerraum bevorzugt, als auch sein kleiner Bruder, der Quendel («Muttechölm»), der sich bis in die Höhen der Alpen heimisch fühlt. Seit Jahrhunderten schätzt man Thymian und Quendel als wertvolle Heilmittel, sie wirken bei Husten reizmildernd unkrampflösend, bilden dünnflüssiges Sekret und erleichtern das Abhusten. Ihre ätherischen Öle sind antibiotisch wirksam gegen Erreger. Die sich ergänzenden Wirkungen machen Thymian zu der nahezu idealen «Hustenpflanze». Mehr Informationen und Quellen finden Sie unter www.frutiglaender.ch im Bereich Web-Links.
Arnica und Co. in der Homöopathie
Arnica: Das Notfall- und Verletzungsmittel par excellence, bei Traumata körperlicher (Sturz, Schlag) oder seelischer Art (Schock, Erschütterung). Leitsymptome: Blutungen, Wundheitsgefühl, Muskeln und Gelenke schmerzhaft wie «zerschlagen», Furcht, Überempfindlichkeit.
Calendula (Ringelblume): bei offenen (Riss- oder Quetsch-) Wunden, nach Zahnextraktionen, Knochenbrüchen. Leitsymptome: ausserordentlich starke Schmerzen, schlechte Wundheilung.
Symphytum (Wallwurz): «Erste Hilfe für Knochen», fördert das Zusammenwachsen von Knochen nach Brüchen oder Operationen. Leitsymptome: starke oder stechende Schmerzen, auch bei alten Verletzungen, langsam heilender Brüche. Thymian und Spitzwegerich haben ihren «Stammplatz» als Husten- und Erkältungsmittel vornehmlich in der Pflanzenheilkunde.
Spitzwegerich
Die anspruchslose, aber elegante Heilpflanze findet sich fast überall: an Wegrändern, auf Wiesen oder in Gärten. Während die Arnika als «Königin der Heilpflanzen» gilt, darf sich der Spitzwegerich «König des Weges» (von althochdeutsch: «wega» = Weg; «Rih» = König) nennen, denn sehr häufig ist er an Wegrändern und angrenzenden Wiesen zu finden. Vor allem bei Patienten mit Reizhusten oder Bronchitis entfaltet er seine Kraft. Ein besonders bei Kindern beliebtes Hustenmittel ist der angenehm süsse Spitzwegerich-Sirup. Bildlich gesprochen ist er ein pflanzlicher «Feuerlöscher». Entzündete Schleimhäute überzieht er mit einer kühlenden, befeuchtenden Schutzschicht und mildert so den Hustenreiz und Entzündungen der Mundschleimhaut. Spitzwegerichblätter, direkt vom Wegrand gepflückt und zerquetscht und bei Insektenstichen auf die juckende Stelle gelegt, wirken als «Wiesenpflaster» Wunder.