SwissSkills: Berufsleute im Einsatz: 92 neue Schweizermeistertitel!
23.09.2025 Bildung|SchuleVom 17. bis zum 21. September 2025 fanden auf dem BERNEXPO-Gelände die vierten SwissSkills, die zentralen Schweizer Berufsmeisterschaften, statt. Aus dem Frutigland haben sich 15 TeilnehmerInnen angemeldet. Der «Frutigländer» stellte die ersten 13 bereits vor. ...
Vom 17. bis zum 21. September 2025 fanden auf dem BERNEXPO-Gelände die vierten SwissSkills, die zentralen Schweizer Berufsmeisterschaften, statt. Aus dem Frutigland haben sich 15 TeilnehmerInnen angemeldet. Der «Frutigländer» stellte die ersten 13 bereits vor. Nachträglich noch dazugestossenen sind Sebastian Münger aus Wimmis, der seine Lehre im Betriebsunterhalt der Gemeinde Aeschi absolvierte, und Matthias Studer, Fleischfachmann aus Frutigen. Die FrutigländerInnen haben sich mit sehr guten Ergebnissen selbst übertroffen.
JACQUELINE RÜESCH
Während der vier Meisterschaftstage kämpften die verschiedenen TeilnehmerInnen aus dem Frutigland in unterschiedlichen beru!ichen Disziplinen um einen Medaillenplatz am Finale vom Samstagabend. Vom traditionellen Handwerk über moderne IT-Berufe bis zu neu an den SwissSkills zugelassene Berufe wie derjenige der Drogistin waren unzählige Berufe vertreten. Die jungen Berufsleute erhielten entsprechend ihren Tätigkeiten verschiedene zu lösende Aufgaben und wurden je nach Anforderung und Möglichkeit etappenweise oder gemäss Endergebnis bewertet.
Die GewinnerInnen wurden geehrt, fotografiert und erhielten ihre Medaillen direkt von Bundesrat Guy Parmelin, Leiter des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung – der sie sehr lobte: «Leidenschaft, Können, Berufsstolz – das ist das, was uns in den letzten Tagen bewegt hat. Und ich sage es mit Überzeugung: Ihre Fähigkeiten sind ein Versprechen für die Zukunft.»
Bei den diesjährigen SwissSkills durften sechs TeilnehmerInnen aus dem Frutigland auf das Podest stehen und erhielten somit eine Medaille. Unter ihnen Silvan Reichen, mit gleich zwei Medaillen: einmal Bronze und einmal Gold!
Silvan Reichen, Schreiner: Massivholz – 3. Platz, Möbel – 1. Platz
Im Bereich Hartholzschreinerei erreichte Silvan Reichen den dritten Platz.
Der Umgang mit Hartholz sei nicht sein Kerngebiet, wie er sagt, er hat sich auf die Möbelschreinerei spezialisiert, musste aber, wie alle SchreinerInnen, beide Aufgaben für die Meisterschaft absolvieren. Dennoch hat er im Hartholzschreinern die Bronzemedaille geholt. Der Empfang der Medaille freute ihn aber wenig, man sah ihm an, dass er mit dem dritten Platz nicht zufrieden war und viel mehr von sich und der Meisterschaft erwartet hatte. Er habe ein paar Patzer gemacht, so Silvan Reichen, vor allem bei den Verbindungen habe er die eine oder andere nicht ganz so gut hingekriegt, wie er es wollte.
Aber dann die Überraschung: Als letzte Medaille bei den diesjährigen SwissSkills 2025 überhaupt wurde Silvan Reichen doch noch die Goldmedaille verliehen, für seine Arbeit als Möbelschreiner, seinen eigentlichen Beruf. Er hatte dafür ein kleines Tischchen mit Furnierverzierung auf der Tischplatte und einer sich gut einfügenden Schublade darunter herstellen müssen, ohne ein Musterobjekt zur Anschauung zu haben, also rein nach den Plänen der Experten.
Nun, die Goldmedaille um den Hals, strahlte er dann doch und war glücklich, sein Ziel erreicht zu haben. Sein berufliches Vorbild sei der letzte Gewinner der WorldSkills in Lyon, der Möbelschreiner David Clémencin. Silvan Reichen würde gerne nach seiner Lehre im derzeitigen Betrieb bleiben. Irgendwann möchte er aber weitermachen, um vielleicht selbst Berufsbildner oder Experte zu werden.
Manuel Maurer, Dachdecker: 1. Platz
Ebenfalls eine Goldmedaille erhielt der Dachdecker Manuel Maurer. Er war am Freitag und Samstag beim Wettbewerb und war somit einer der wenigen, die sogar noch wenige Stunden vor der Preisverleihung am Wetteifern waren. Am Freitag musste er ein Dachteil mit den verschiedenen Lagen zur Abdichtung, Isolation etc. bedecken und danach mit Biberziegeln abschliessen. Diese Vorausscheidung sei ihm geglückt, erzählte Manuel Maurer, obwohl er das Schlussbrett vergessen hätte und noch ein paar Ziegel zurückbauen musste, bevor er das Dach ganz beenden konnte. Bei der Vergabe des zweiten Themas für die Schlussentscheidung hatte er Glück. Das Thema wude per Los gezogen und er zog nochmals dieselbe Aufgabe, die er am Freitag bereits bestritten hatte. Also konnte er nochmals dasselbe machen und konnte sogar noch aus seinen Fehlern vom Vortag lernen. «Ich konnte verbessern, was ich gestern nicht auf Anhieb geschafft habe», freute er sich. Zudem habe er ein paar neue Freunde aus dem gleichen Berufsfeld gefunden. Der 19-jährige Schreiner macht nun eine Lehre als Spengler und kann so seine «Skills» später im Häuserbau bestens vereinen.
Luca Gambron, Boden- / Parkettleger – textil: 2. Platz
Nach diesen zwei Goldmedaillen gab es weitere drei Silbermedaillen für das Frutigland. Luca Gambron freute sich sehr, ebenfalls eine Medaille mit nach Hause nehmen zu dürfen. Er hatte es nicht erwartet und war während der Meisterschaften etwas gefordert. So musste er doch einmal etwas angestrengt nach Luft schnappen. Es gab viel Druck von aussen, meinte er, vor allem wegen den vielen Leuten. Die ZuschauerInnen waren nicht das Problem, berichtigt er seine Aussage, aber die Masse, die Menschenansammlung und der Lärm, das machte ihm zu schaffen. «Das gibt es nicht auf der Baustelle», so der junge Mann. Er habe auch zwei kleine Fehler gemacht, ärgerte er sich, kleine Risse, mal habe er etwas nicht richtig angeschnitten, aber im Grossen und Ganzen sei ihm die Arbeit gut gelungen. Er habe vier Tage lang durchgearbeitet, ohne jemals eine Rückmeldung erhalten zu haben, das war nicht einfach. Zwar wurde er schon bewertet, die Experten seien immer mal wieder an ihm vorbeigelaufen und hätten betrachtet, was er da macht, doch gesagt hätten sie nichts, das sei etwas merkwürdig gewesen. Eine weitere Schwierigkeit lag ausserdem darin, die Darstellung eines Bergs aus drei verschiedenfarbigen Filzstücken zuzuschneiden, sodass sie sich passgenau zusammenfügten und alles eben verläuft, ohne Zwischenräume oder Unebenheiten.
Nico Kopp, Medientechnologe: 2. Platz
Auch Nico Kopp, der seine Lehre bei der Egger AG in Frutigen absolviert, erhielt für seine Arbeiten in Bern und Aarau die Silbermedaille.
In Bern, auf dem EXPO-Areal, musste er Farben mischen und Offset drucken, das sei das, was er tatsächlich am meisten liebe. Die beiden Farben seien irgend so ein Grün und ein Braun gewesen, das Farbrezept war vorgegeben, und gemäss diesen Angaben musste man die exakten Farben herstellen. Das sei die eigentliche Aufgabe eines Medientechnologen.
In Aarau musste er ausschiessen, anschneiden und digital drucken. Das Schwierigste an diesen Tagen war für ihn, dass er vor dem Wettkampf im Militär war und Tätigkeiten ausgeübt habe, welche nichts mit seinem Beruf, den er an den Swiss Skills präsentierte, zu tun haben. Er musste also mit dem Kopf voller anderer Dinge direkt in den Wettbewerb starten.
Florian Wäfler, Landwirt: 2. Platz
Auch Florian Wä!er, Landwirt aus Frutigen, erhielt eine Silbermedaille. – Mit nur wenigen Punkten weniger als die Gewinnerin der Goldmedaille, die dieses Jahr aus Solothurn kommt, ärgerte sich eine Mitarbeiterin des Berner Bauernverbandes. Am meisten Spass habe ihm an den SwissSkills das Zusammensein mit dem Berner Team gemacht, erzählte Florian Wä!er. Das ist gut nachvollziehbar; während des Gesprächs mit dem «Frutigländer» klebten nämlich an der Glasscheibe, die das Lokal vom Besucherbereich der PostFinance-Arena trennte, etwa zehn lustige Nasen, welche ihn bejubelten und freudig zu sich riefen.
Geprüft wurde die Berechnung des Aussäens mittels Sämaschine, das Düngemitteleinstellen, die Gestaltung eines Marktstandes, die Bewertung eines Rindes, das Erkennen von Unkraut, korrektes Melken und weitere technische Geschicklichkeiten, welche auch Kenntnisse über Landmaschinen erfordern. Am besten gelang ihm das Melken, da habe er am meisten Übung drin. Am schwierigsten war das mit der Maschine.
Martin van Dongen, Automatiker: 3. Platz
Ebenfalls Bronze erhielt Martin van Dongen, der seine Lehrer bei der BLS gemacht hatte und nun im Betrieb seines Vaters arbeitet. Martin van Dongen trat als Automatiker im Team an den SwissSkills an. Das Team wurde vom Organisationskomitee der SwissSkills zusammengestellt, allerdings konnte man zu Beginn der Meisterschaften sagen, ob man den eher technischen oder den eher handwerklichen Teil der Teamarbeit übernehmen wolle.
Martin van Dongen programmierte deshalb an den SwissSkills, sein Teamkollege übernahm den mechanischen Teil. Sie mussten zusammen drei verschiedene Aufgaben mit Unteraufgaben lösen. Aus diesem Grund erhielten sie jeden Tag eine Kiste mit Materialien und einer Anleitung, die sie per E-Mail zugeschickt bekamen. Die Aufgaben bauten aufeinander auf, also mussten sie das kleine Förderband nicht jeden Tag neu erstellen, sondern ergänzten es immer mit neuen Möglichkeiten. Es waren verschiedene Aufgaben an einem Werkband mit verschiedenen Armen, die eingreifen sollten und etwas aussortierten. Es sei etwa so wie im Alltag, wo immer mal wieder neue Ergänzungen dazukämen, weil etwas vergessen wurde, etwas so besser funktioniere oder der Kunde neue Wünsche hätte, erzählten die beiden. Sie waren ein gutes Team, das bestätigten beide. Andere hatten weniger Glück, sie passten von den Persönlichkeiten nicht gut zusammen, weshalb es schon auch emotionale Auseinandersetzungen geben konnte. Das Schwierigste für Martin van Dongen aber waren die komplexen Aufgaben, das heisst das multifunktionelle Förderband herzustellen. Das Beste war, wenn man einen Knopf drücken konnte und dann alles funktionierte. Die beiden Teamkollegen verstanden sich so gut, dass sie planen, später vielleicht mal zusammen auf eine Kartbahn zu gehen.
Ein voller Erfolg
Es war ein emotionaler Anlass, an welchem viel gearbeitet und gefiebert wurde. Die sechs, welche nun die von Bundesrat Guy Parmelin überreichte Medaille mit nach Hause nehmen können, sind glücklich. Die beiden Gewinner der Goldmedaillen werden nun darauf vorbereitet, in einem Jahr an den Weltmeisterschaften in Shanghai, den WorldSkills, teilzunehmen. Doch auch diejenigen, welch ohne Medaille geblieben sind, können mit einer reichen Erfahrung und viel Stolz auf ihre Teilnahme an den SwissSkills 2025 und ihr Können und Wissen zurückblicken.
Die Ränge:
• 1./3. Silvan Reichen, Schreiner, Frutigen; LUAG Luginbühl AG
• 1. Manuel Maurer, Dachdecker, Steffisburg; Fuhrer Gebäudehüllen AG
• 2. Luca Gambron, Bodenleger, Kandersteg; Ruch Bodenbeläge
• 2. Nico A. Kopp, Medientechnologe, Zweisimmen; Egger AG
• 2. Florian Wä!er, Landwirt, Frutigen, Martin Zwygart
• 3. Martin van Dongen, Automatiker, Spiez; BLS AG
• 4. Carlo Portenier, Automobilmechatroniker, Aeschi; Scania Schweiz AG
• 5. Sebastian Münger, Fachmann Betriebsunterhalt, Wimmis; Werkhof Aeschi
• 6. Kimmo Steiner, Bootsbauer, Thun; Bootswerft Berger GmbH
• 6. Fabian Wenger, Fahrzeugschlosser, Spiez; Moser AG
• 9. Leila Burn, Drogistin, Spiez; Dropa Drogerie
• 11. Jenny Brügger, Drogistin, Frutigen; Drogerie von Känel
• 11. Mathias Studer, Fleischfachmann, Frutigen; Metzgerei Martins GmbH
• 13. Kevin Berger, IT Solutions, Reichenbach; mcs Software ag














