«Darauf könnt ihr stolz sein»
27.09.2024 Reichenbach, Kiental
Der Pokal, den man der Gemeinde im Mai für die Nominierung der Chiene als «Gewässerperle PLUS» versprochen hatte, entpuppte sich als Stein aus ebendiesem Bach. Er wurde am vergangenen Freitag auf der Griesalp überreicht. Ob auf die Nominierung noch das ...
Der Pokal, den man der Gemeinde im Mai für die Nominierung der Chiene als «Gewässerperle PLUS» versprochen hatte, entpuppte sich als Stein aus ebendiesem Bach. Er wurde am vergangenen Freitag auf der Griesalp überreicht. Ob auf die Nominierung noch das Gütesiegel folgt, liegt in den Händen der Gemeinde.
KATHARINA WITTWER
Letzten Frühling nahmen Bart Peeters, Präsident des Vereins «Schützt das Kiental», und Obmann Hans Ulrich Mürner in Zürich die Nominierungsurkunde «Gewässerperle PLUS» für die Chiene und den Gamchibach entgegen (der «Frutigländer» berichtete). Der Bach wurde vom Verein Gewässerperlen – einem Partner von WWF Schweiz – als eines von acht Fliessgewässern aufgrund seines weitgehend natürlichen Laufes ausgewählt.
«Bitte tragt Sorge dazu»
Der Oberlauf des Gamchibaches – vom Gletscheraustritt bis zum ersten (stillgelegten) Kraftwerk auf der Griesalp – wird als besonders wertvoll und naturnah bewertet. Oberhalb des Bundstägs entwässert er ein glazial geprägtes Einzugsgebiet mit einem Auenobjekt von nationaler Bedeutung. Wegen der regelmässigen Überflutungen der Kies- und Sandbänke ist Lebensraum für spezialisierte seltene Pflanzen- und Tierarten entstanden. Zwischen Rufenen und Ruedis wird die Chiene wegen ihres ausgeprägten Schluchtcharakters als unberührt erachtet, da unter anderem das natürliche Laichen der Bachforellen gut funktioniert. «Diese Perlen gehören zu den nur noch vier Prozent der naturbelassenen Fliessgewässer in unserem Land. Deshalb haben wir sie fürs Gütesiegel ‹Gewässerperle PLUS› nominiert. Darauf könnt ihr stolz sein. Bitte tragt Sorge dazu!», betonte Gabriele Aebli, Projektleiterin beim WWF Schweiz, letzten Freitag im Kiental. An der Begehung und der anschliessenden Pokalübergabe nahmen auch Laura Bruppacher, Co-Geschäftsleiterin und Gewässerverantwortliche des WWF Bern, Obmann Hans Ulrich Mürner, sein Nachfolger Martin Gerber, Gemeinderätin Daniela Luginbühl (Ressort Tourismus) sowie Paul Schmid als Vertreter des Vereins «Schützt das Kiental» teil.
Fürs Label braucht’s noch einen Rückbau
Mehr als 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten sind auf Auen angewiesen. Auen, Ufer oder Seen können in der Schweiz durch Gesetze geschützt werden, Fliessgewässer nicht. Gerade gesunde Fliessgewässer sind ökologisch äusserst wertvoll, aber sehr stark vom Menschen beeinträchtigt. Um den letzten intakten Flüssen und Bächen einen Wert zu geben, wurde das Label «Gewässerperle PLUS» ins Leben gerufen. Gemeinden, Vereine oder Trägerschaften können das Qualitätszertifikat beantragen. «Um dieses für fünf Jahre gültige Gütesiegel zu erlangen, wären für die oben genannten Abschnitte kaum mehr Massnahmen notwendig. Im Zwischenabschnitt mit Gamchischlucht und Tschingelebene müsste unter anderem das nicht mehr benötigte Wasserkraftwerk rückgebaut werden. Die Entscheidung liegt bei euch», so Aebli weiter.
Der Entscheid fällt nächstes Jahr
Im Falle einer Weiterverfolgung beauftragt und finanziert der WWF Schweiz ein Ökobüro, das gemeinsam mit der Trägerschaft ein Fachdossier mit Entwicklungsplan und Zielen erarbeitet. Zum Erreichen des Labels müssen insgesamt 13 Kriterien erfüllt werden. Das sind unter anderem der Erhalt des natürlichen Zustandes, die Sensibilisierung für den Wert des natürlichen Gewässers, der Rückbau von Verbauungen und weitere Aufwertungen. Der WWF verspricht mit diesem Gütesiegel einen Mehrwert punkto Biodiversität, Sensibilisierung für die Artenvielfalt und ihre Lebensräume bis hin zur Tourismuslenkung. Der Gemeinderat wird in Zusammenarbeit mit Vertretern von Kiental-Reichenbach Tourismus, dem Verein «Schützt das Kiental» und möglicherweise weiteren Interessierten im kommenden Jahr entscheiden, ob sie es bei der Nominierung belassen, oder ob das Label «Gewässerperle PLUS» angestrebt wird.
Mehr Informationen über «Gewässerperle PLUS» erhalten Sie unter www.frutiglaender.ch in den Web-Links.