Die Entwicklung des Labors Spiez
09.02.2024 RegionSICHERHEIT Das eidgenössische Institut für ABC-Schutz war am 1. Februar Thema beim Verein Schweizer Armeemuseum. Referent Dr. Kurt Münger zeigte die vielfältigen Arbeiten im In- und Ausland des Labors Spiez, für die oftmals rigorose Sicherheitsmassnahmen ...
SICHERHEIT Das eidgenössische Institut für ABC-Schutz war am 1. Februar Thema beim Verein Schweizer Armeemuseum. Referent Dr. Kurt Münger zeigte die vielfältigen Arbeiten im In- und Ausland des Labors Spiez, für die oftmals rigorose Sicherheitsmassnahmen nötig sind.
Die Bilder aus dem Hochsicherheitslabor der höchsten Stufe 4 sind eindrücklich und beklemmend. Die Arbeitsplätze können wegen der dort lagernden Gefahrenstoffe ausschliesslich durch Schleusen betreten werden, die Arbeit nur in hermetisch dichten Schutzanzügen möglich. Um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, darf man in Spiez für die Entwicklung von Schutz- und Abwehrmassnahmen auch mit ansonsten verbotenen oder geächteten biologischen und chemischen Kampfstoffen forschen. Wie Dr. Kurt Münger (Chef Leitungsaufgaben Labor Spiez) ausführte, ist dieses Labor deshalb auch eines der am besten gegen Erdbeben geschützten Gebäude der Schweiz. Die noch aus den Anfangszeiten stammenden Liegenschaften sollen in den nächsten Jahren saniert oder durch Neubauten ersetzt werden, damit auch künftig alle Schutzauflagen erfüllt werden.
Münger zeigte die Entwicklung des Betriebes aus dem «Labi Wimmis» der ehemaligen Pulverfabrik und die vielfältigen Aufgaben auf. Schwerpunkt der rund 120 Angestellten in Spiez sind die Forschung und allfällige Einsätze für zivile Organisationen wie Feuerwehren oder Polizeieinheiten zugunsten der Schweizer Bevölkerung. Grössere Schlagzeilen machen jeweils internationale Aufträge – zum Beispiel für die Vereinten Nationen (UNO), die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), die Weltgesundheits- (WHO) oder die Atomenergieorganisation (IAEA). Das formulierte Ziel des mehrfach international ausgezeichneten Labors ist klar: Eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen.
Für all diese Aufgaben werden in Spiez die technischen und wissenschaftlichen Instrumente bereitgestellt und das entsprechende Wissen stetig weiterentwickelt. Dieses umfasst neben Messungen von allfälligen Gefahrenstoffen auch die Entwicklung von Gegengiften oder die Prüfung von Schutzmaterialien. Zudem werden Spezialisten für die ABC-Abwehrtruppen der Schweizer Armee ausgebildet, die das Labor bei Bedrohungslagen als Miliztruppe unterstützen könnten.
Aktuelles Gefahrenpotenzial
In seinen Ausführungen kam Kurt Münger auch auf aktuelle Bedrohungen zu sprechen. Er zeigte als Fallbeispiel allfällige Auswirkungen einer «dreckigen Bombe» aus nuklearen Abfällen und erwähnte die latenten Drohungen aus dem Kreml, im Krieg gegen die Ukraine atomare Sprengsätze einzusetzen. Die Geschichte des Labors respektive dessen Aufbau von Kompetenzen ist immer wieder eine Folge von teils katastrophalen Ereignissen – seien dies die Chemiewaffeneinsätze in Irak und Syrien, die Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl oder die Vergiftung von unliebsamen Personen durch die toxische Substanz Novitschock. Das Fazit: Der Bedarf an Fachwissen und gezielter Vorbereitung auf einen möglichen Ernstfall wird weiter zu- statt abnehmen.
PRESSEDIENST VEREIN SCHWEIZER ARMEEMUSEUM
Der Verein Schweizer Armeemuseum (VSAM) ist ein Förderverein, der als Fernziel die Schaffung eines öffentlich zugänglichen Armeemuseums hat. Mit seinen rund 1700 Mitgliedern stellt er Fachwissen und Arbeitskraft zur Verfügung, damit die Stiftung Historisches Armeematerial (HAM) ihre Arbeit bewältigen kann.