Ein Dutzend Traktanden
17.11.2023 AdelbodenKurz vor Jahresende möchte der Gemeinderat mehrere Grossprojekte vorantreiben – einige beschäftigen den Ort schon seit Jahren, andere sind recht kurzfristig hinzugekommen. Die Gemeindeversammlung am 24. November könnte eine längere Angelegenheit werden und ...
Kurz vor Jahresende möchte der Gemeinderat mehrere Grossprojekte vorantreiben – einige beschäftigen den Ort schon seit Jahren, andere sind recht kurzfristig hinzugekommen. Die Gemeindeversammlung am 24. November könnte eine längere Angelegenheit werden und nachhaltige Veränderungen herbeiführen.
BIANCA HÜSING
Zu den hinlänglich bekannten Geschäften gehört die «Direttissima». Bereits im Sommer 2017 verkündete die Bergbahnen Adelboden AG (BAAG) – damals noch überraschend –, sie wolle die Sillerenbahn in den nächsten Jahren durch eine neue Anlage ersetzen, die ohne Zwischenstopp auskommt, schneller fährt und mehr Kapazitäten bietet. Etliche Jahre mit diversen Infoveranstaltungen sind seither ins Land gegangen, aus dem angepeilten Baustart im Jahr 2022 ist offensichtlich nichts geworden. Zum einen stand das Projekt von Beginn an unter Beschuss, zum anderen musste die BAAG es aus finanziellen Gründen zeitweise zurückstellen. Am Vorhaben selbst hielt das Unternehmen jedoch stets fest: Die «Direttissima» sei die bestmögliche Variante für den Ersatz der betagten Bahn.
Grünes Licht für die Direktverbindung?
Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, ist die BAAG indes auf die Gemeinde angewiesen. Mit einer Anpassung der Überbauungsordnung (UeO) 29a soll sie die planungsrechtliche Grundlage für den Bahnenbau liefern. Darin wird nicht nur der neue Seilbahnkorridor definiert, sondern auch die Zukunft der Zwischenstationen festgelegt. Weil es die Station Eselmoos bald nicht mehr braucht, soll das Gebäude zum Materiallager umfunktioniert werden. Die Station Bergläger bleibt dagegen in Betrieb, um die Anbindung an die Anlagen Chuenisbärgli und Höchst sowie Geils / Hahnenmoos zu gewährleisten. An beiden Zwischenstationen werden bauliche Anpassungen vorgenommen.
Stimmt die Gemeindeversammlung der UeO 29a zu, hat Adelboden vorerst nichts mehr mit dem weiteren Projektverlauf zu tun. Die UeO geht zur Genehmigung an den Kanton, anschliessend wird auf Bundesebene ein Plangenehmigungsverfahren eröffnet. Sobald die Plangenehmigung vorliegt, sind keine weiteren Bewilligungen mehr erforderlich und die Bauarbeiten können beginnen. Nach den Plänen der BAAG sollte dies ab 2025 geschehen – auch, weil die bestehende Sillerenbahn dann das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.
Ebenfalls Teil des «Direttissima»-Projekts ist die Talstation Oey, die erneuert und um ein Hotel erweitert werden soll. Da das Gebäude in einer anderen Zone liegt und wegen des Hotels seinen eigentlichen Zweck übersteigt, muss das Projekt in einer separaten UeO geregelt werden. Diese steht an der Gemeindeversammlung ebenfalls zur Abstimmung und durchläuft anschliessend das gleiche Verfahren wie die UeO 29a. Nachdem die insgesamt acht Einsprachen gegen beide UeOs grösstenteils bereinigt worden sind, dürfte das Geschäft an der Gemeindeversammlung keinen allzu schweren Stand mehr haben. Die eine oder andere Wortmeldung ist gleichwohl zu erwarten.
«Adelboden ist auf die regionale Bauverwaltung angewiesen»
Ein weiteres folgenschweres Traktandum betrifft die Bauverwaltung. Weil fast jede Gemeinde regelmässig mit Personalwechseln und langen Vakanzen zu kämpfen hat, wird schon seit mindestens zehn Jahren über eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit diskutiert. Lange sträubten sich Gemeindevertreter dagegen, weil sie einen Kontrollverlust im so heiklen Bauwesen fürchteten. Nachdem sich der Fachkräftemangel aber noch weiter zuspitzte, machten fünf der sieben Frutigländer Gemeinden Nägel mit Köpfen und gleisten 2020 die «Regionale Bauverwaltung Frutigen» auf. Auf die finanziellen und strukturellen Grundlagen dieser neuen Behörde haben sie sich inzwischen geeinigt – nun sind die BürgerInnen am Zug. Adelbodens Gemeindeversammlung muss den zweitgrössten Kredit sprechen. 25 bis 40 Prozent der Kosten für die Regionale Bauverwaltung werden über einen Sockelbeitrag gedeckt. Als Gemeinde mit den drittmeisten Einwohnern und dem zweitgrössten Gebäudepark soll sich Adelboden mit 25 Prozent an diesem Sockel beteiligen und jährlich rund 190 000 Franken beisteuern. Die übrigen Kosten werden später verursachergerecht aufgeteilt, sprich: Je mehr Bauverfahren eine Gemeinde auslöst, desto höher wird ihr Beitrag. Inwieweit sie die Bauherrschaft an diesen Kosten beteiligt, bleibt jeder Gemeinde selbst überlassen.
Auch planungs- und baurechtliche Grundlagen sowie die Entscheidungskompetenzen obliegen weiterhin den Gemeinden. Die Regionale Bauverwaltung soll sie vor allem in administrativer Hinsicht entlasten – und die Personalsuche erleichtern. Besonders für Adelboden scheint dies ein schlagendes Argument zu sein. Über ein Jahr hat die Gemeinde gebraucht, einen Verfahrensleiter für Baubewilligungsverfahren zu finden. Und seit Februar ist die Stelle des Bauverwalters vakant. Entsprechend deutlich wird der Gemeinderat in seiner Versammlungsbotschaft: «Die Gemeinde Adelboden ist auf den Aufbau der regionalen Bauverwaltung angewiesen.» Vor Ort sei kein Stellenabbau geplant und durch die Auslagerung gewisser Aufgaben spare man letzten Endes sogar Geld, da man nicht mehr auf «externe Personen» zurückgreifen müsse.
Brandschutz, Budget, Sonnenenergie: die übrigen Geschäfte
Mit zwölf Traktanden steht den Bürger-Innen am 24. November ein ausgedehnter Abend bevor. Nebst den lange vorbereiteten Geschäften sind auch relativ kurzfristige hinzugekommen. Dass etwa fürs Schulhaus Ausserschwand Brandschutzmassnahmen fällig sind, wurde letztes Jahr während einer Feuerwehrübung festgestellt. Auch die alpine Photovoltaikanlage Schwandfäl (siehe Bericht auf Seite 1) ist ein vergleichsweise neues Projekt. Weitere Geschäfte sind:
• die Wahl von sechs Mitgliedern der neuen Schul-, Sport-, Jugend- und Kulturkommission sowie eines Mitglieds der Finanzkommission;
• die Wahl der Revisionsstelle 2024– 2027;
• die Anpassung des Feuerwehrreglements (vorwiegend zur Schaffung rechtlicher Klarheit);
• das Budget 2024 mit einem Minus von rund 180 000 Franken im Gesamthaushalt;
• die Jungbürgerfeier des Jahrgangs 2005.
Die Gemeindeversammlung findet am 24. November um 20 Uhr in der Turnhalle statt.
Die Botschaft mit allen Details finden Sie unter www.frutiglaender.ch im Bereich Web-Links.