Hofsterben: Fehlanreize beheben und Wechsel fördern
16.05.2025 RegionDie landwirtschaftliche Strukturerhebung macht es jedes Jahr von Neuem deutlich: Die Anzahl der Bauernbetriebe sinkt kontinuierlich.
Schweizer Betriebsleiter werden im Durchschnitt immer älter. Diese demografische Entwicklung stellt eine Herausforderung für ...
Die landwirtschaftliche Strukturerhebung macht es jedes Jahr von Neuem deutlich: Die Anzahl der Bauernbetriebe sinkt kontinuierlich.
Schweizer Betriebsleiter werden im Durchschnitt immer älter. Diese demografische Entwicklung stellt eine Herausforderung für die Branche dar, die andere Faktoren wie die geringe Rentabilität und die Auswirkungen des Klimawandels ergänzt oder sogar verschärft.
Eine aktuelle Studie entwirrt das Altern, indem sie die Entwicklung von Schlüsselkomponenten betrachtet. Dabei handelt es sich um das Alter einer Person, die den Hof übergibt, das Alter der neuen und ausscheidenden Landwirte sowie die Ein- und Austrittsquoten.
Die Analyse der demografischen Entwicklung in der Schweizer Landwirtschaft im Zeitraum 2004–2020 basiert auf Daten der öffentlichen Verwaltung der Direktzahlungen.
Der Anstieg des Durchschnittsalters der Betriebsleiter in der Schweiz erklärt sich dadurch, dass immer ältere Betriebsleiter den Betrieb abgeben oder aufgeben. Das Alter der Betriebsnachfolger und Neueinsteiger nimmt leicht zu.
Im vergangenen Jahr haben 644 Bauernhöfe den Betrieb eingestellt – das sind fast zwei Höfe pro Tag. Während kleine und mittelgrosse Höfe verschwinden, wachsen die verbleibenden Betriebe weiter an.
Für eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft, die eine sichere Versorgung gewährleistet, sind kleine und mittelgrosse Betriebe jedoch essenziell. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert deshalb eine Abkehr von der «wachse oder weiche»-Strategie des Bundes.
Seit dem Jahr 2000 haben 23 462 Bauernhöfe bzw. 33 Prozent der Bauernhöfe ihren Betrieb eingestellt. Der Sektor beschäftigt heute 55917 Personen weniger als im Jahr 2000, das entspricht einem Minus von 27 Prozent. Die durchschnittliche Nutzfläche pro Betrieb ist dagegen um 6,9 ha bzw. um 45 Prozent angewachsen.
Dieser Strukturwandel dürfte sich aufgrund der demografischen Entwicklung im Landwirtschaftssektor in den nächsten Jahren noch akzentuieren und ist mit vielen Problemen verbunden:
Eine industrielle Landwirtschaft mit immer weniger, einseitig spezialisierten Betrieben schafft Abhängigkeiten, einen Verlust der Vielfalt und gefährdet die Versorgungssicherheit.
Fehlanreize beheben: Einführung einer Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb
Die aktuelle Agrarpolitik bevorzugt systematisch grosse Betriebe und ist so die eigentliche Ursache der steten Intensivierung und der Treiber des fortschreitenden Hofsterbens.
Statt sie zu übergeben, werden Betriebe aufgegeben, die Höfe abparzelliert und das Land verpachtet oder verkauft. Die umliegenden Betriebe werden in der Folge immer grösser und kapitalintensiver. (Ausserfamiliäre) Hofübernahmen werden so noch schwieriger.
«Für eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft, die eine sichere Versorgung gewährleistet, sollten die Direktzahlungen auf viele kleine und mittelgrosse Betriebe verteilt werden statt auf wenige Grossbetriebe», erklärt Kilian Baumann, Nationalrat und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung
Generationenwechsel fördern: Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe
Aktuell werden 57 Prozent der Betriebe von über 50-Jährigen bewirtschaftet. Gemäss einer Agroscope-Studie (2025) erreichen in der Schweiz in den nächsten fünf Jahren rund 7000 Betriebsleitende die Altersgrenze von 65 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt entfallen die Direktzahlungen. Fehlt es an einer familieninternen Nachfolge, wird der Betrieb dann oft aufgegeben. Demgegenüber suchen zahlreiche ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte ohne Familienbetrieb nach einem geeigneten Hof.
Mit der Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe bringt die Kleinbauern-Vereinigung Hofabgebende und Hofsuchende zusammen. Pro Woche melden sich durchschnittlich ein bis zwei Hofabgebende und zwei bis drei Hofsuchende bei der Anlaufstelle. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es an motiviertem Nachwuchs in der Landwirtschaft nicht fehlt.
Einstieg erleichtern: Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen
Eine Hofübernahme – und im Besonderen eine ausserfamiliäre – stellt eine grosse finanzielle Herausforderung dar. Der Bund gewährt Starthilfen für BewirtschafterInnen, allerdings nur bis zum 35. Altersjahr.
In der EU werden Starthilfen bis zum 40. Altersjahr gewährt. Gemäss der Agroscope-Studie (2025) waren die Personen, die zwischen 2004 und 2020 einen Hof übernommen haben, im Durchschnitt 36,7 Jahre alt.
RED