Im Wald gibt es vieles zu entdecken
03.03.2023 FrutigenVor 20 Jahren gründete der Elternverein Frutigen eine Waldspielgruppe. Das Angebot erfreut sich nach wie vor grosser Nachfrage. Nadine Zbären und Maya Jenzer begleiten jeden Mittwochvormittag bis zu 12 Kinder in den Guferwald.
KATHARINA WITTWER
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Vor 20 Jahren gründete der Elternverein Frutigen eine Waldspielgruppe. Das Angebot erfreut sich nach wie vor grosser Nachfrage. Nadine Zbären und Maya Jenzer begleiten jeden Mittwochvormittag bis zu 12 Kinder in den Guferwald.
KATHARINA WITTWER
«Je nachdem, was die Kinder unterwegs alles entdecken, kann es bis zu einer Stunde dauern, bis wir bei unserem Plätzli angelangt sind», erzählt Nadine Zbären. Zusammen mit Maya Jenzer leitet sie jeden Mittwochvormittag die Waldspielgruppe «Waldnäscht» Frutigen.
Das heute benötigte Material – ein Bidon mit Wasser, Früchte, Schneidebrett, Messer, Seile, Kesseli, Recheli und Schüfeli, Verbandsmaterial und Verschiedenes mehr – wird auf den Anhänger geladen, an dem ein langes Seil festgezurrt ist. Mit vereinten Kräften wird die Fuhre vom «Tanzplatz» zum Winterplätzli hinaufgezogen. «Hier dürfen wir Feuer entfachen. In der warmen Jahreszeit ist das nicht notwendig, deswegen bleiben wir im Sommer auf unserem unteren Plätzli», erklärt Jenzer. Wenn es Schnee hat, lieben es Lara und die anderen Kinder, mit einem Schneerutscher oder auf dem Hosenboden hinunterzurutschen.
Es gibt kein Müssen
Sobald alle ihre Rucksäcke deponiert haben, das Willkommensritual mit Liedli und «Charly» stattgefunden hat, werden Scheite auf die Feuerstelle geschichtet. «‹Charly› ist eine gefilzte Armpuppe in Form einer Schnecke. Er spielt jeden Mittwoch Glücksfee und wählt ein ‹Glögglikind› aus. Dieses darf zur Znünipause und zur Geschichtenzeit mit dem Glöcklein läuten», so Zbären. Die Kleinen sammeln Reisig, legen die Ästchen darauf und dürfen unter Aufsicht beim Feuern Hand anlegen. Wer Lust hat, hilft nun beim Auspressen der Orangen oder giesst Wasser in den Kochtopf. Heute wird nämlich ein Punsch gekocht. Zur Philosophie der Waldspielgruppen gehört, dass schon Dreijährige die Natur entdecken. Unter Anleitung wird auch gelernt, mit «gefährlichen Dingen» wie Zündhölzchen und Messer zu arbeiten. Mit einem Taschenmesser «Schnätzen» ist eine wichtige Beschäftigung.
Robin hat ein Seil gespannt, hat jedoch Mühe, es straff zu fixieren. Lio füllt ein Kesseli mit trockenem Laub und will es wie eine Gondel am Seil runtersausen lassen. Leider ist die Fracht zu leicht und es funktioniert nicht wie erhofft. «Es gibt kein Muss bei uns», erklärt Jenzer. «Wer Lust hat, mit einem Stück Holz, mit Tannzapfen oder sonst einem Fundstück zu spielen, darf das.»
Natürlich gibt es zu Beginn des neuen Jahres ab und zu Zwist, weil alle gleichzeitig ein Schüfeli wollen. Damit die Kinder teilen lernen, gehören nur wenige Spielzeuge zur Grundausstattung. «Gibt es Streit, versuchen wir uns im Hintergrund zu halten und unterstützen nur falls nötig. Häufig jedoch finden die Kinder selbst eine Lösung», so die Leiterinnen. Obwohl Maya Jenzer und Nadine Zbären einen fixen Ablauf der drei Stunden dauernden Spielgruppenzeit haben, ändern sie bei Bedarf das Programm und gehen spontan auf die Situation ein.
Zwei Jahrzehnte Waldspielgruppe
Die Waldspielgruppe «Waldnäscht» wurde vor 20 Jahren vom Elternverein Frutigen ins Leben gerufen. Erst wurde sie von Madeleine Engel und Kathrin Zurbrügg geleitet, später von Cornelia Steiner, Silvia Zaugg und inzwischen von Nadine Zbären und Maya Jenzer. Jeweils zu Schuljahresbeginn werden maximal 12 Kinder für ein Jahr neu aufgenommen. Die IG Spielgruppe und der schweizerische Spielgruppenleiterinnenverband empfehlen pro Gruppe maximal zwölf Kinder mit zwei Leiterinnen. Die Zahl der Anmeldungen schwankt jedes Jahr. «Manchmal müssen wir sogar eine Warteliste erstellen. Um eine zweite Gruppe zu bilden, hatten wir aber noch nie genügend InteressentInnen», so die Leiterinnen.
WI
Infos sind auf www.frutiglaender.ch im Bereich Web-Links zu finden.