JANUAR

Der Weltcup findet dieses Jahr wieder vor Publikum statt, wegen der angespannten epidemiologischen Lage aber mit gestutztem Rahmenprogramm. Zwar bevölkern diesmal deutlich weniger Menschen das Chuenisbärgli als üblich, feiern können sie aber durchaus: Marco Odermatt gewinnt nämlich den Riesenslalom. Auch den langjährigen Rennleiter Hans Pieren (Bild) beschäftigt das Virus mehr, als ihm lieb ist: Während seines letzten Rennens befindet sich der «Pistenflüsterer» in Quarantäne. Die offizielle Verabschiedung wird daher auf 2023 verschoben.
Auch der zweite Grossanlass des Tals, die Bel le-Epoque-Woche in Kandersteg, findet nach zwei Jahren wieder statt. Das Wetter ist den Veranstaltern gewogen: Dank eines Kälteeinbruchs kurz vor dem Eventstart kann die Natureisbahn wie geplant aufbereitet werden und auch die Kulisse am Fusse der Blüemlisalp präsentiert sich gewohnt winterlich.
Der Innovationspreis der Volkswirtschaft Berner Oberland geht dieses Jahr unter anderem nach Frutigen: Niklaus Hari und Samuel Moser (Bild) betreiben dort die Biogasanlage und erhalten einen Check über 3000 Franken. Das Herausragende am Projekt sei jedoch die Frutiger Biogastankstelle, die – völlig unabhängig von Gaspipelines aus dem Ausland – nachhaltigen Treibstoff anbiete, befindet die Jury. Damals kann sie noch nicht ahnen, welchen Stellenwert diese Unabhängigkeit im Laufe des Jahres noch erlangen würde.
In Adelboden konkretisiert sich derweil ein Projekt, das die Geister scheidet: das Erlebnisbad. Zunächst liegt die Überbauungsordnung auf, die später an der Gemeindeversammlung verabschiedet wird. Im Herbst sollte das Projekt der Bevölkerung erneut vorgelegt werden, doch wegen inhaltlicher Unklarheiten wird das Geschäft kurzfristig aufs nächste Jahr verschoben.

FEBRUAR

Was sich abgezeichnet hat, ist nun Realität: Mehrere Gewerbeunternehmen im Gebiet «Meise» bei Frutigen müssen ihre Betriebe zurückbauen, weil sie teilweise ohne Bewilligungen erstellt worden sind. Die nachträglichen Baugesuche weist das Regierungsstatthalteramt ab und auch die Beschwerden der Gerügten werden vom Kanton abgewiesen.
Die in Kandersteg erlassene Planungszone wirft ebenfalls hohe Wellen. In der Nähe des Rutschgebiets Spitzer Stein sollen gewisse bauliche Restriktionen gelten, was vielen BewohnerInnen dieser Zonen missfällt. Nach der Auflagefrist zählt die Gemeinde 35 Einsprachen gegen die Planungszone und verspricht, rasch zu handeln. Bis heute wartet sie jedoch auf eine Antwort des Amts für Gemeinden und Raumplanung. Erfreulicheres gibt es derweil vom Langlauf zu berichten: Der traditionelle Kandersteger Volksskilauf findet bereits zum 50. Mal statt, mehr als 250 AthletInnen nehmen daran teil.
Gekürt werden in diesen Tagen nicht nur Sportcracks, sondern auch besondere Schönheitskönige: An der Rammlerschau in Thun fährt Toni Rieders Kaninchen gleich mehrere Kategoriensiege ein – unter anderem wird der Rammler zum «Mister Schweiz» gekürt (Bild).
Der 24. Februar ist ein schwarzer Tag: Russland marschiert in der benachbarten Ukraine ein. Die Menschen begegnen der Gewalt weltweit mit Solidarität – auch im Frutigland. Gemeinden empfangen Cars voller Geflüchteter, Private bringen sie in ihren Wohnungen unter. Es werden Hilfsgüter gesammelt und in die Ukraine geschickt – oder gleich selbst dorthin transportiert. Ein Ende des Krieges ist bis heute nicht in Sicht – glücklicherweise ist auch die Solidarität bis heute ungebrochen.

MÄRZ

Um sich gegen die Konkurrenz besser behaupten zu können, spannten kleine und mittlere Skigebiete in der Westschweiz 2016 zusammen. Magic Pass heisst das gemeinsame Saisonabo, das den Besuch sämtlicher angeschlossener Skigebiete erlaubt. Ab der Saison 2022 / 2023 sind auch die beiden Skigebiete Aeschiallmend und Faltschen Teil dieses Verbunds.
Jubelstimmung auf dem Adelbodner Eis: Die 1. Mannschaft des EHC qualifiziert sich in den Play-offs für die Finals (Bild). In der Best-of-Five-Serie gegen Franches-Montagnes bleibt die Equipe dann aber glücklos und verliert gleich die ersten drei Spiele jeweils knapp. Auch der benachbarte EHC Kandersteg erlebt eine erfolgreiche Saison. In seiner Liga stösst der Club bis in die Play-off-Viertelfinals vor.
Die gebeutelten Mitholzer erhalten vom VBS zur Abwechslung eine gute Nachricht: Die Projektverantwortlichen der Räumungsarbeiten haben den Gefahrenperimeter neu definiert. Ursprünglich ging man von 138 Personen aus, die das Gebiet während der Räumungsarbeiten verlassen müssen. Nun sind es noch 51, die restlichen 87 können wählen, ob sie vor Ort bleiben und wegziehen wollen.

APRIL

Das «Vogellisi» ist eine hervorragende Botschafterin. Neu soll das Adelbodner Maskottchen im Dorfzentrum zum Maskentragen animieren, der «Frutigländer» publiziert ein Foto einer vermummten Holzstatue (Bild). Bei der Meldung handelt es sich jedoch um einen Aprilscherz, das ««Vogellisi» darf weiterhin ohne Mundschutz auf der Bank sitzen.
Keine Fakenews verbreitet derweil eine Schulklasse in Winklen. Während einer Radiowoche senden die Kinder eigene Beiträge und Reportagen in den Äther und bieten beste Unterhaltung. Ein unerfreulicher Anblick bietet sich einer Schafhalterin in Reichenbach. Sie findet eines ihrer Tiere tot vor, ein anderes ist schwer verletzt. Der Wildhüter ist überzeugt: Hier war ein Wolf am Werk. Der Vorfall befeuert die ohnehin emotionale Debatte um das Raubtier zusätzlich, im Kantons- und Bundesparlament reiht sich Vorstoss an Vorstoss. Ende Jahr wird die Bundesversammlung eine Gesetzesrevision verabschieden, die den Wolfsschutz entscheidend aufweicht.
Die Saison geht für die Skigebiete Adelboden-Lenk erfolgreich zu Ende, die Ersteintritte liegen gar über dem Fünfjahresschnitt. Weniger Glück haben die tiefer gelegenen Gebiete am Talausgang. Nach vielversprechendem und schneereichem Saisonstart setzt der Wärmeeinbruch zum Jahreswechsel dem Skibetrieb ein jähes Ende.

MAI

Die Kander am Fusse des Niesen kann wieder mühelos überquert werden, die über 100-jährige Brücke wurde saniert. An den von der Gemeinde Aeschi in Auftrag gegebenen Arbeiten waren nicht nur lokale Firmen, sondern auch die ETH Lausanne beteiligt. Auch weiter oben im Dorf geht es geschichtsträchtig zu: Dort präsentieren fünf Kenner der Gemeinde das «Aeschibuch», das die Vergangenheit des Ortes beleuchtet.
Eine ebenfalls lange Vergangenheit hat Willy Matti. Als Reichenbachs Gemeindepräsident moderierte er in den letzten zehn Jahren zahlreiche Gemeindeversammlungen. Nun gibt er seinen vorzeitigen Rücktritt per Ende Jahr bekannt.
Kein Abschied, sondern eine Art Neubeginn steht derweil den Musikgesellschaften bevor. Nach dreijähriger Konzertabstinenz treten sie am Kreismusiktag in Spiez (Bild oben) endlich wieder auf. Sowohl die MGs Krattigen und Kandersteg als auch die Brassband Frutigen sind im Einsatz.
Schnee Mitten im Sommer? Mitnichten. Die Badi Frutigen eröffnet die heisse Saison mit viel Schaum (Bild). Das scheint ein gutes Omen zu sein: Der Sommer sollte einer der beständigsten seit Messbeginn werden.

JUNI

Am Niesen wird dieser Tage wieder viel Schweiss vergossen: 353 LäuferInnen nehmen am Niesentreppenlauf (Bild) die 11674 Stufen unter die Füsse. Und viele von ihnen haben Pech, müssen sie doch gegen Jonathan Schmid antreten. der Adelbodner befindet sich seit einiger Zeit in Bestform und stellt auch an der Pyramide einen Tagesrekord auf. Später in diesem Jahr wird er noch den Blüemlisalp- und den Vogellisilauf für sich entscheiden.
Krattigen will sich wie fünf andere Gemeinden des Tals der regionalen Bauverwaltung anschliessen, die im Jahr 2025 den Betrieb aufnehmen soll. Weil die Gemeinde keinen eigenen Bauverwalter finden konnte, musste sie die Aufgaben an eine externe Firma vergeben. Das kostet, wie sich an der Gemeindeversammlung zeigt: Der benötigte Nachkredit gibt zwar zu reden, wird von der Bevölkerung aber gutgeheissen.
Kostspielig und deswegen umstritten sind derweil die Sanierungspläne fürs Gemeindehaus Kandergrund (Bild und Modell). Der Kredit über 2,85 Millionen Franken findet an der Gemeindeversammlung aber eine Mehrheit.

JAHRESRÜCKBLICK 2022 – TEIL 1

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