Jugendliche entdecken hautnah das Unesco-Weltnaturerbe
07.10.2025 Bildung|SchuleVon Juni bis Ende September tauschten fünf Schulklassen das Schulzimmer mit der Bergwelt: Sie führten eine Projektwoche im Hochgebirge durch – erstmals rund um und in der Gaulihütte im Unesco-Weltnaturerbe.
Die Alpen entdecken, komplexe Zusammenhänge verstehen und die Generation von morgen für ein verantwortungsbewusstes Leben und Handeln motivieren ist das Ziel bei der Sensibilisierung für die Besonderheiten des Unesco-Welterbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Aus diesem Grund initiierte die Stiftung zusammen mit dem Schweizerischen Alpen-Club und dem Freilichtmuseum Ballenberg die Alpenwoche sowie die Nachhaltigkeitswoche, die den Jugendlichen die vielseitige Lern- und Erlebniswelt der Hochgebirgslandschaft des Welterbes näherbringen und Interesse am Alpenraum und dessen Bedeutung für Mensch und Umwelt wecken soll. Damit bei der Umweltbildung eine grösstmögliche Wirkung erzielt werden kann, baut das ausserschulische Lernen der SchülerInnen auf einer sorgfältigen Vor- und Nachbereitung im Klassenzimmer auf, wie das Welterbe in einer Mitteilung mitteilt.
Unterwegs im Gauligebiet
Nach einer gemütlichen Anreise per Zug und Alpentaxi in das oberhalb von Innertkirchen gelegene Urbachtal, das niedrigste ganzjährig unbewohnte Tal Europas, startete der abwechslungsreiche und lange Hüttenzustieg. Die Oberstufenklasse von Sarah aus Lauterbrunnen war von den steilen Felswänden zwar beeindruckt, aber mehr erstaunt, wie ruhig und menschenleer es hier im Vergleich mit ihrer Heimat zu- und hergeht. In einer Verschnaufpause nach dem ersten Aufstieg motivierte Janosch Hugi, Projektleiter Bildung der Stiftung, die SchülerInnen, mit einer Zeitreise in die Geschichte und Entwicklung des Urbachtals einzutauchen. Sechs Stunden später erreichten die Letzten – teilweise jubelnd, teilweise müde, aber alle sichtlich zufrieden und stolz – die Gaulihütte.
Bizarre Formen, tiefe Spalten
Das Highlight der Woche stand gleich am nächsten Tag bevor, eine Tour mit Bergführer Germi auf den Gauligletscher. Der Klimawandel hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Nach einem weiteren Aufstieg ging es neben dem Dakota-Propeller vorbei an den Gletscherrand. Kurzum lief die halbe Klasse gesichert am Seil und im Entenmarsch über das faszinierende Eismeer, vorbei an mächtigen Spalten und bizarren Gletscherformen. «Gibt es auf dem Gletscher Lebewesen?», fragte eine Schülerin. «Bei dieser Kälte wahrscheinlich nicht», vermutete jemand. «Der Gletscherfloh ist an diese extremen Bedingungen angepasst», erklärte hingegen der Bergführer und schon bald machten sich die SchülerInnen auf die Suche nach dem winzigen Springschwanz. Auf dem Rückweg konnten Schneehennen aus der Nähe beobachtet werden, bevor die TeilnehmerInnen einen Sprung in den erfrischenden Bergsee wagten und in die Gesteinswelt eintauchten. Müde, hungrig und voller Erlebnisse ging es zurück zur Hütte. Dabei wurde erzählt, gelacht und gesungen.
Diskussionen über die Natur
Am Abend folgte eine Podiumsdiskussion zur Alpennutzung. Nach einer kurzen Einführung wurden verschiedene Rollen zugeteilt. Die SchülerInnen schauten in den Themengruppen einen Kurzfilm, machten Notizen und lasen sich zur Vorbereitung der Diskussionsrunde mit zusätzlichen Kurztexten ein. Bei der anschliessenden Arenadiskussion waren die Lehr- und Begleitpersonen verblüfft, wie engagiert verhandelt und diskutiert wurde. In den weiteren Tagen standen laut Mitteilung folgende halbtägige Themenblöcke auf dem Programm, wobei die Klassen in vier Gruppen unterteilt wurden: Natur (Gesteine, Tiere und Pflanzen), Bergsport (mit dem Bergführer), Hüttenalltag (unter der Leitung der Hüttencrew) sowie Welterbe.
Lobende Worte von allen Beteiligten
«Eine lässige, abwechslungsreiche und lernreiche Woche. Schöne Landschaften, top organisiert», fasste eine Lehrperson die Nachhaltigkeitswoche kompakt zusammen. Einer Kleingruppe wurde zudem erst durch die Projektwoche richtig bewusst, «… dass man nicht nur im Ausland schöne Gebiete entdecken kann, sondern es auch in der Schweiz – quasi vor der Haustüre – einzigartige, spektakuläre und sehenswerte Gebiete gibt». «Wir hatten mit dem schwindenden Gletscher das Problem des Klimawandels vor Augen und möchten solche Naturwunder schützen und erhalten», ergänzte eine weitere Gruppe.
RED
Interessiert an den Projektwochen? Fürs kommende Jahr sind noch Plätze frei. Interessierte Lehrpersonen wenden sich für weitere Informationen an die Stiftung Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, Janosch Hugi, Projektleiter Bildung (j.hugi@jungfraualetsch.ch)
Unterricht im Hochgebirge
Ein erlebnisreiches und einzigartiges Angebot ausserhalb des Schulzimmers bilden die Alpen- und Nachhaltigkeitswochen. Dabei sollen Jugendlichen von der Primarbis Sekundarstufe II die vielseitige Lern- und Erlebniswelt einer eindrücklichen Landschaft zugänglich gemacht, wertvolle Kompetenzen gefördert, das Interesse an sportlichen Aktivitäten im alpinen Gelände geweckt und das Bewusstsein für ein umweltbewusstes und nachhaltiges Leben und Handeln gestärkt werden. Zusätzlich wird der Austausch mit lokalen Wissensfragen und -trägern aus verschiedenen Bereichen (unter anderem Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Energienutzung) ermöglicht.
RED
Weitere Infos: jungfraualetsch.ch/bildung



