Klimaneutrale Kuhhaltung: Ein Pionier aus der Ostschweiz erzählt
13.05.2025 LandwirtschaftDer Biohof von Andri Baltermia ist ein Projektbetrieb der «Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden». Seine Kühe sind ohne Kraftfutter gesund und erbringen eine gute Leistung. Um das Klima zusätzlich zu schonen, will er mit Komposttee und Pflanzenkohle Humus ...
Der Biohof von Andri Baltermia ist ein Projektbetrieb der «Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden». Seine Kühe sind ohne Kraftfutter gesund und erbringen eine gute Leistung. Um das Klima zusätzlich zu schonen, will er mit Komposttee und Pflanzenkohle Humus aufbauen.
Andri Baltermia führt mit seiner Familie einen Milchwirtschaftsbetrieb mit 30 Kühen. Gemeinsam mit einem Lernenden bewirtschaften sie 50 Hektaren, wovon 50 Prozent Ökowiesen und Biodiversitäts-Förderflächen sind. Der Hof Cresta in Salouf GR ist einer der 52 Pilotbetriebe des Projektes «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden», welche sich intensiv mit der Reduktion von Treibhausgasen auseinandersetzen.
Andri Baltermia setzt auf seinem Hof verschiedene Massnahmen um, um die Klimabilanz seines Betriebs zu verbessern. So hat er eine PV-Anlage auf dem Stalldach installiert und verzichtet auf Kraftfutter. Er setzt auf maximale Weidedauer und den Einsatz von Pflanzenkohle in der Fütterung. Zudem will er durch den Einsatz von Komposttee im Grünland Humus aufbauen.
Seit der Hofübernahme von seinem Vater hat Andri Baltermia die Milchviehherde von Brown Swiss auf Jersey umgestellt. Angefangen habe alles mit zwei Jersey-Kühen. Diese haben sich bewährt und es sind immer mehr geworden. «Ich habe gemerkt, dass diese Kühe besser zu meinem Betriebssystem passen und sie haben sich gegenüber den Braunen durchgesetzt.»
So viel wie möglich draussen
Baltermias Ziel ist es, die Kühe so viel wie möglich weiden dzu lassen. Vom 1. Mai bis Ende Oktober gehen die Kühe auf die Weide, bei jedem Wetter. Den Sommer verbringen die Kühe auf den Saloufer Alpen. Dort sind die Jersey-Kühe ebenfalls ideal. Durch ihren feinen Körperbau machen sie weniger Trittschäden als grössere Kühe. Der hohe Gehalt der Milch an Eiweiss und Fett ergibt eine gute Käseausbeute.
Im Stall erhalten die Kühe Grassilage und Heu vom eigenen Betrieb. Zugekauft wird nur Mineralsalz und Apfelessig, welcher die Pansenstabilität verbessert. Die Entscheidung, kein Kraftfutter einzusetzen, hat für Andri Baltermia auch wirtschaftliche Gründe: «Ich will das Milchgeld lieber behalten, als es den Futtermühlen zu überweisen.» Die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh auf dem Hof Cresta liegt bei 4500 bis 5000 Litern pro Laktation, also pro Milchleistungsperiode.
Neuer Stall für die Kühe
Damit die Kühe bei bestmöglicher Gesundheit sind und somit auch Leistung erbringen können, muss die Grundfutterqualität besonders gut sein. Diese versucht Baltermia mit Weidemanagement, Übersaat und teilweise Neuansaat von Kunstwiesen laufend zu optimieren.
Der neue Laufstall, welcher 2016 gebaut wurde, ist luftig und hell. Zuvor lebten die Kühe in einem Anbindestall im Dorf. «Mit dem Wachstum des Betriebes wurde der Platz für die Heu- und Düngerlagerung knapp», erklärt Andri Baltermia. Beim Bau des neuen Stalles standen das Tierwohl und das Menschenwohl an erster Stelle.
Humus aufbauen
Als besonderes Projekt in der Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden will Andri Baltermia Humus aufbauen. Dazu bringt er seit drei Jahren jeweils auf den halben Parzellen einiger Wiesen Komposttee aus. Der Landwirt setzt das Kompostextrakt mit Wasser an und lässt es brauen, damit sich die darin enthaltenen Bakterien und Pilze nochmals vermehren können. Für die Ausbringung wird das Braugut nochmals mit Wasser verdünnt. «Ich habe das Gefühl, es hat nun mehr Leben im Boden, aber beweisen können wir es noch nicht», meint Andri Baltermia.
Auch Pflanzenkohle kommt auf dem Cresta-Hof zum Einsatz. Jedoch nicht mehr ihm Futter, wie zuerst vorgesehen, sondern in der Gülle. Pflanzenkohle verbessert die Bodenstruktur, speichert Wasser und Nährstoffe und fördert die Aktivität von Mikroorganismen.
«Andri ist ein klassischer Vertreter der Gruppe von Betrieben, welche nicht bewusst grosse strukturelle Veränderungen angegangen sind auf ihren Betrieben, sondern da und dort Dinge optimiert haben», sagt Chris Gilli vom Maschinenring Graubünden und der Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden. Leider seien diese kleinen Veränderungen, wie zum Beispiel der Komposttee oder die Gülleaufwertung, in der Klimabilanz jedoch nicht ersichtlich.
Es ergeben sich aber weitere Vorteile, wie zum Beispiel bessere Boden- und Pflanzenverträglichkeit, tiefere Geruchsemissionen oder einfach der Umstand, dass sich die Gülle einfacher von den Händen abwaschen lässt.
RED