Lumpy-Skin-Krankheit – Kandergrunder Landwirt Ernst Wandfluh ist besorgt
05.08.2025 LandwirtschaftIn Frankreich erkrankten Kühe an der Lumpy-Skin-Disease (LSD). Da es auch zu Fällen entlang der Schweizer Grenze kam, erliess der Bund eine Impfpflicht für den Kanton Genf sowie Teile der Waadt und des Wallis. Landwirte sind beunruhigt – so auch Ernst ...
In Frankreich erkrankten Kühe an der Lumpy-Skin-Disease (LSD). Da es auch zu Fällen entlang der Schweizer Grenze kam, erliess der Bund eine Impfpflicht für den Kanton Genf sowie Teile der Waadt und des Wallis. Landwirte sind beunruhigt – so auch Ernst Wandfluh.
Ernst Wandfluh ist Nationalrat (SVP) und Bergbauer aus Kandergrund. Wandfluh bewirtschaftet mit seiner Familie einen Landwirtschaftsbetrieb und verbringt die Sommermonate auf der Alp Ueschenen oberhalb von Kandersteg, wo er aktuell 25 Kühe, 6 Rinder und 12 Kälber hat. Dort produziert er Berner Alpkäse AOP und betreut auch rund 450 Schafe, die zur Erhaltung der Biodiversität beitragen. Die Lumpy-Skin-Krankheit (Dermatitis nodularis) beunruhigt den Kandergrunder.
Genf, Waadt, Wallis werden überwacht
«Uns beschäftigt die Lumpy-Skin-Krankheit sehr, dagegen ist die Blauzungenkrankheit ein Nasenwasser», berichtet Wandfluh. «Stechfliegen, Bremsen, Zecken und Milben übertragen die Krankheit.»
Aktuell sei die hochansteckende Tierseuche in Italien und Frankreich festgestellt worden. «Deswegen wurde vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) verordnet, alle gefährdeten Tiere wie Rinder, Büffel und Bisons zu impfen, das sind rund 2000 Tiere in der Überwachungszone im Wallis, in Genf und in der Waadt», so der Landwirt. Weiter erklärt er: «Wegen der geografischen Nähe der Ausbrüche in Frankreich – weniger als 50 Kilometer entfernt – wurde in den Kantonen Genf und Waadt eine Überwachungszone eingerichtet, zu der nun auch noch Teile des Wallis dazugekommen sind.»
Erfolgreich den politischen Weg suchen
Da in der Schweiz bislang kein Impfstoff gegen die ansteckende Lumpy-Skin-Disease zugelassen wurde, hat das BLV am 11. Juli in Absprache mit Swissmedic beschlossen, Impfstoffe, die sich in Europa bei Ausbrüchen der Krankheit als wirksam erwiesen haben, zuzulassen.
«Die Krankheit ist nicht auf den Menschen übertragbar und der Konsum von Milch und Fleisch von infizierten Tieren ist nicht schädlich», so Wandfluh. Zuletzt engagierte sich der Kandergrunder an vorderster Front bei der Blauzungenkrankheit, um schnell und unbürokratisch Impfungen zu ermöglichen. «Wir mussten schnell handeln und hatten nicht noch Zeit, lange zu debattieren. Eine Lösung musste her, die haben wir nun. Und ob die Krankheit im Oberland jemals ankommt, ist nicht sicher», sagt Wandfluh. «Wir müssen allerdings für den Fall bereit sein», ist er überzeugt.
Rinder so gut wie möglich vor Mücken schützen
«Die Krankheit zeigt sich äusserlich durch kleine, weisse, knotige Hautveränderungen mit einer Grösse von 0,5 bis 5 Zentimetern. Dazu kommen Fieber, Appetitlosigkeit, Nasen- und Augenausfluss sowie ein Rückgang der Milchleistung», erklärt Wandfluh. «Wir könnten vorbeugend Insektizide einsetzen. Es ist jedoch viel besser, die Quellen, wo sich Fliegen bilden, zu eliminieren, also zum Beispiel Tümpel auszutrocknen und dergleichen», führt der Älpler aus. Tierhalterinnen und Tierhalter sind verpflichtet, Verdachtsfälle umgehend der Tierärztin oder dem Tierarzt zu melden. «Ganz wichtig ist, dass eine Impfung ausserhalb der momentan ausgewiesenen Zonen verboten ist», sagt Wandfluh und fügt an: «Und wenn es zu einer Impfung käme, kann sich keiner verweigern, denn hier steht das Allgemeinwohl über dem Interesse des Einzelnen.»
MICHAEL SCHINNERLING
Frutiger Tierarzt Arnold Odermatt:
LSD ist eine hochansteckende Viruserkrankung des Rindviehs. Sie äussert sich mit hohem Fieber, knotigen Hautveränderungen, Ödemen und einem stark verminderten Allgemeinzustand. Wirtschaftlich ist die Erkrankung hoch relevant, da sie zu Milchleistungsrückgang, Gewichtsverlust, Handelsbeschränkungen und teilweise zu Tierverlusten führt. Die Virusübertragung erfolgt mechanisch durch blutsaugende Stechmücken, Stallfliegen oder Zecken. Eine Behandlung der Krankheit ist nicht möglich, deshalb ist die Impfung die einzige Möglichkeit, die Tiere vor der Erkrankung zu schützen. Um die betroffenen Gebiete in Italien und Frankreich werden Sperrzonen und anschliessend Überwachungszonen eingerichtet. In diesen organisiert das Bundesamt zusammen mit dem Kantonstierarzt die obligatorische Impfung. Zusammen mit eingeschränktem Tierverkehr soll so die Verbreitung des Virus verhindert werden. Da die Erkrankung noch recht weit weg vom Kanton Bern ist, kann das Amt für Veterinärwesen die Pläne für die Bekämpfung noch in der Schublade lassen. Der Veterinärdienst Bern ist sehr aufmerksam und bereit für alle möglichen Szenarien. Sehr wichtig ist aber, dass die Tierhaltenden wachsam sind, verdächtige Tiere ihrer Tierärztin melden und diese die nötigen Untersuchungen veranlasst. Dies geschieht im Rahmen der sogenannten Ausschlussuntersuchungen. Das heisst, die Tierseuche kann untersucht werden, ohne dass der Betrieb mit dem verdächtigen Tier gesperrt wird.
MICHAEL SCHINNERLING