Mit kaputtem Knie in der Hausarztpraxis
12.04.2023 Gesundheit, AdelbodenIm Gespräch mit dem «Frutigländer» erzählt der Adelbodner Hausarzt und Sportmediziner Dr. med. Reto König, welche Erfahrungen er in seiner Praxis macht und gibt Tipps für starke Knie.
Mit welchen Knieverletzungen kommen die Patienten am ...
Im Gespräch mit dem «Frutigländer» erzählt der Adelbodner Hausarzt und Sportmediziner Dr. med. Reto König, welche Erfahrungen er in seiner Praxis macht und gibt Tipps für starke Knie.
Mit welchen Knieverletzungen kommen die Patienten am häufigsten in Ihre Praxis, Herr König?
Meniskusverletzungen und der Riss des vorderen Kreuzbandes (VKB) kommen am häufigsten vor, daneben Seitenbandverletzungen. Weniger häufig, aber doch regelmässig, sehen wir Knorpelschäden und Brüche.
Welche diagnostischen Abklärungen können direkt in der Praxis vorgenommen werden?
Wir führen eine manuelle Untersuchung, durch, röntgen dann je nach Bedarf und melden, wenn nötig, ein MRI an, um die Weichteile (Menisken und Bänder) und Knochenprellungen im Knie beurteilen zu können.
Was ist der Vorteil einer MRI-Untersuchung?
Auch wenn wir ohne MRI den starken Verdacht auf Band- und Meniskusverletzungen äussern können, wird bei diesen Verletzungen oft ein MRI angeordnet. Auf den Heilungsverlauf und die Therapie hat es zwar oft keinen Einfluss, doch wir wissen durch das MRI besser, ob der Patient trotz Schmerzen belasten bzw. arbeiten darf. Grundsätzlich darf aber gesagt werden, dass zu viele unnötige MRIs gemacht werden, die keine Konsequenzen haben.
Werden diese Verletzungen konservativ oder operativ behandelt?
Risse des vorderen Kreuzbands (VKB) werden heute nur noch selten operiert. Bei den meisten Meniskusverletzungen lohnt es sich, mit einer Operation drei Monate zu warten. Ohne Operation kommt es im Alter seltener zu einer Kniearthrose. Seitenbänder werden eigentlich gar nicht mehr operiert. Bei Knorpelschäden und Brüchen kommt es auf das Ausmass und den Ort der Verletzung an.
Wann kann man das Knie nach einer Operation wieder normal belasten?
Die Dauer ist sehr unterschiedlich. Ich mache die Erfahrung, dass das Knie nach einer Meniskusoperation im besten Fall nach einem Monat wieder voll belastet werden kann, aber schon nach wenigen Tagen keine Stöcke mehr nötig sind. Nach einer VKB-OP folgen im Normalfall sechs Wochen Stöcke, dann sechs Wochen Aufbau und erst nach neun Monaten wieder sportliche Vollbelastung. Der Verlauf hängt stark vom Alter, dem Gewicht, der beruflichen Belastung und vorgängig bestehenden Knieschäden ab.
Wann ist der Ersatz durch ein künstliches Kniegelenk angezeigt?
Der Leidensdruck ist entscheidend. Wir Hausärzte schicken die Patienten zum Orthopäden, wenn alle konservativen Möglichkeiten ausgeschöpft sind (Schmerzmittel, Physiotherapie, Cortisonspritzen). Ob eine Voll- oder allenfalls eine Teilprothese eingesetzt wird, entscheidet der Patient zusammen mit dem Knieorthopäden. Weil Knieprothesen grundsätzlich nicht so ein gutes Resultat hervorbringen wie Hüftprothesen, wird die Indikation eher seltener gestellt.
Wann kann ein «neues» Knie wieder voll belastet werden?
Bei Knieprothesen sind wir glücklich, wenn die Patienten nach sechs Monaten beschwerdefrei gehen können und besser «zwäg» sind als vor der Operation. Wer nach einem Jahr wieder Ski fährt, hat ein wirklich gutes Resultat.
Haben Sie Tipps zur Verletzungsprophylaxe?
Starkes Übergewicht sollte man möglichst vermeiden oder reduzieren. Ein intensives Krafttraining dreimal pro Woche stärkt die Muskeln rund ums Knie. Dabei sind die Kniebeugemuskeln (auf der Rückseite des Oberschenkels) nicht zu vergessen. Je nach sportlicher Betätigung sollte man zusätzlich Schnellkraft und Gleichgewicht trainieren.
INTERVIEW: BEAT INNIGER