Am Sonntag traten die Neoländler in der reformierten Kirche auf. Mit einer beeindruckenden Auswahl verschiedener Instrumente – von der Ukulele über die Singende Säge und die Drehleier bis hin zur Halszither– füllten die vier Musiker Innen den Raum mit ...
Am Sonntag traten die Neoländler in der reformierten Kirche auf. Mit einer beeindruckenden Auswahl verschiedener Instrumente – von der Ukulele über die Singende Säge und die Drehleier bis hin zur Halszither– füllten die vier Musiker Innen den Raum mit Klängen, die in der heutigen Volksmusik nur selten zu hören sind.
MARTIN WENGER
Die Formation, bestehend aus Mutter Susanne Jaberg, Vater Thomas Keller, Tochter Iris Keller und Schwiegersohn Lorenz Nejedly, präsentierte ein Programm, das von historischen Stücken bis hin zu Eigenkompositionen reichte. Eröffnet wurde das Konzert mit dem rassigen «Dr Solothurner», einem der ältesten Tänze der Schweiz.
Die Spezialität der Neoländler ist das Spiel auf seltenen und fast vergessenen Instrumenten. So präsentierten sie einen bunten Reigen aus alpenländischer Volksmusik sowie Eigenkompositionen, die beispielsweise der Emme oder der Süssegg im Emmental gewidmet sind. Beeindruckend war die Virtuosität der einzelnen Ensemblemitglieder, die alle mindestens zwei oder mehr Instrumente beherrschen und mühelos von einem zum anderen wechselten. Derweil bezauberte die Sängerin der Gruppe, Iris Keller, mit ihrer glockenhellen Stimme, die mit grosser Leichtigkeit die höchsten Höhen erreichte.
Für einen besonderen Moment sorgten Susanne Jaberg und Thomas Keller. Während Jaberg die Geige spielte, hängte Keller ihr und sich selbst das Schwyzerörgeli um. Auf diese Weise aneinandergebunden, tanzten und musizierten die beiden.
Geschichtslektionen und Hexenschottisch
Zu den verschiedenen Stücken und den aussergewöhnlichsten Instrumenten erhielten die Zuhörer ausführliche, informative und zugleich überaus amüsante Erklärungen. Es war eine wahre Geschichtslektion, meisterhaft verpackt in Musik und Erzählkunst. Ein weiterer Höhepunkt war der «Zwei-Häxeschit-Schottisch», ein Stück, das Vater und Tochter Keller auf zwei Hexenscheiten vortrugen. Dieses Instrument, einst als «Lumpeninstrument» der armen Leute bekannt, verlieh dem Schottisch einen einzigartigen Klang, der an eine fast vergessene Musikepoche erinnerte.
Zum Abschluss überraschte die Formation mit einer originellen Polonaise: Die Musikerinnen und Musiker wechselten die Plätze – und damit auch die Instrumente –, während sie weiterspielten. Das Publikum honorierte diese kreative Einlage und das gesamte Konzert mit einer Standing Ovation.
Als Zugabe schenkte die Formation dem Publikum ein «Stümpli», ein traditionelles Gratisstück früherer Tanzmusiker. Nach diesem charmanten Schlussstrich verabschiedeten sich die Neoländler und hinterliessen ein begeistertes und dankbares Publikum in Frutigen.