Optimismus auf hohem Niveau
23.05.2023 FrutigenSeit knapp drei Jahren ist Thomas Dubach Geschäftsführer von Bucher Hydraulics Schweiz. Zu gleich zwei Jubiläen kann er dieses Jahr in Frutigen einladen – und auch der Geschäftsgang des modernen Produktionsbetriebes ist ein Grund zur Freude.
...Seit knapp drei Jahren ist Thomas Dubach Geschäftsführer von Bucher Hydraulics Schweiz. Zu gleich zwei Jubiläen kann er dieses Jahr in Frutigen einladen – und auch der Geschäftsgang des modernen Produktionsbetriebes ist ein Grund zur Freude.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
«Etwa in jedem dritten Traktor in Europa sind Komponenten von Bucher Hydraulics aus der Schweiz verbaut.» Thomas Dubach, Geschäftsführer der Hydraulics Division Schweiz des Bucher-Industries-Konzerns, ist zuversichtlich, dass das Unternehmen die Produktion und den Absatz auf dem aktuell hohen Stand halten kann. «Wir sind derzeit vorsichtig optimistisch, was das Wachstum angeht», sagt Dubach. Die Kurve sei zwar flacher geworden, aber die Auftragslage sei rund zwanzig Prozent höher als vor dem Corona-«Taucher» und trotz Euroabwertung auf erfreulich hohem Niveau. Dubach hebt insbesondere die Produkte für die Landwirtschaftsmaschinen hervor, deren Absatz sehr gut sei. Das dürften auch die rund 400 Angestellten in Frutigen – dem grössten der drei Schweizer Standorte – gern hören.
Weitgehend eigenständig
Seit 26 Jahren gehört die ehemalige Hydrotechnik Frutigen AG zu Bucher Hydraulics, die ihrerseits ein Teil des Schweizer Konzerns Bucher Industries mit Sitz in Niederweningen ZH ist. Man profitiere natürlich von einer gesunden Muttergesellschaft und den gemeinsam betriebenen Infrastrukturen und Dienstleistungen im Bereich Finanzen oder der Rechtsabteilung, betont der Geschäftsführer. Wirtschaftlich stehe aber jeder Standort weitgehend selbst in der Verantwortung. Die Konzernführung sei dadurch genauso wie die Divisionsleitungen sehr schlank aufgestellt. «Selbst Verantwortung zu tragen heisst aber auch, dass wir dem Wettbewerb ausgesetzt sind – auch konzernintern», hält Dubach fest. «Wenn andere Divisionen Komponenten bei uns einkaufen, müssen wir qualitativ und finanziell marktgerecht offerieren, sonst kommt allenfalls eine Drittfirma zum Zuge. Und das ist auch richtig so.» So sei man motiviert, immer wieder neue Lösungen zu finden und sich auf Erreichtem nicht auszuruhen.
Ausbildung als zentraler Faktor
Zurücklehnen ist auch bei der Personalsuche keine Option. Die Rekrutierung sei schon einfacher gewesen, als Problem bezeichnet der Geschäftsführer diese aber nicht. Man habe nie Bestellungen wegen Personalmangels nicht ausliefern können. Rund zwei Drittel der Angestellten in Frutigen stammen aus der Region, und erstaunlich viele sind schon seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten an der Schwandistrasse beschäftigt. Aber man stelle fest, dass sich die Arbeitsverhältnisse ändern würden: Teilzeit sei beispielsweise immer öfter ein Thema, auch auf der Führungsebene.
Dubach ist sich bewusst, dass man dem vielerorts beklagten Fachkräftemangel mit entsprechenden Massnahmen begegnen muss. «Gerade in die Ausbildung eigener Leute wird investiert, damit wir potenzielle Kader nachziehen können. Auch die rund 25 Lehrstellen in allen Bereichen, vom Kaufmann bis zur Polymechanikerin, konnten aktuell alle besetzt werden.» Tendenziell sei es jedoch schwieriger geworden, Schulabgänger für technische Berufe zu begeistern.
Automatisierung ist notwendig
Wer durch die Produktionshallen von Bucher Hydraulics geht, sieht zahlreiche Bearbeitungszentren und Roboter bei der Arbeit. Bereits in wenigen Jahren werde es in der Schweiz mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmende geben, so Dubach. Diese Entwicklung sei absehbar. Um diese Lücke zu schliessen, müsse, wo immer möglich, automatisiert werden. Es brauche dadurch nicht zwangsläufig weniger Angestellte – aber die Anforderungen ans Personal würden sich verändern. Und «dann landen wir wieder beim Thema Aus- und Weiterbildung», schaut Thomas Dubach voraus. Noch extremer werde wohl die Digitalisierung die Arbeitswelt in den Büros verändern, da stehe man sicher erst am Anfang.
E-Mobility als Zukunft
Die Auftragslage im Jubiläumsjahr ist stabil, wovon auch die verschiedenen Zulieferfirmen profitieren. «Etwa ein Drittel der Produktion erfolgt extern bei Spezialfirmen, auch hier im Frutigland», erklärt der Geschäftsführer. 97 Prozent der Komponenten und Systeme werden ins Ausland geliefert, vornehmlich nach Europa, in die USA, nach Südamerika und Asien. Auch bei der weltweiten Vermarktung nutzt man das Netzwerk des Konzerns.
Die Firma ist zudem beim nächsten Technologieschritt – der Elektrifizierung mobiler Arbeitsmaschinen – an vorderster Front dabei. Gerade Fahrzeuge, die bei den Gemeinden im Einsatz seien, würden zunehmend mit Strom angetrieben. Das erfordere auch für die angehängten Arbeitsgeräte neue Lösungen. Auch bei den Baumaschinen sei elektrische Energie statt Diesel die Zukunft – mit enormem Energiesparpotenzial. Insbesondere am Standort Romanshorn werde die neue Technik für E-Mobility entwickelt, das Zusammenspiel Mechanik und Elektrik vorangetrieben. Von diesen Produkten würde aber auch Frutigen profitieren. «Diese Systeme werden für uns zum wichtigsten Wachstumsmarkt», ist Thomas Dubach überzeugt.
Frutigen gehört als einer von drei Standorten zu Bucher Hydraulics Schweiz. Der Bucher-Industries-Konzern umfasst international an 50 Standorten die fünf Geschäftszweige Hydraulics, Municipal, Specials, Emhart Glass und Kuhn Group und hat rund 14 000 Angestellte. Das Konzernergebnis belief sich 2022 bei einem Nettoumsatz von 3,6 Milliarden Franken auf 335 Millionen Franken. Weitere Infos: www.bucherhydraulics.com
Tag der offenen Tür am 3. Juni
Eigentlich sollte schon 2020 gefeiert werden: 50 Jahre vorher wurde die Hydrotechnik Frutigen AG gegründet, aus der durch eine Übernahme die Bucher Hydraulics AG als Teil der Hydraulik-Division des Bucher-Konzerns wurde. Der geplante Tag der offenen Türe wurde wegen Corona verschoben und wird nun am Samstag, 3. Juni, von 9 bis 16 Uhr, nachgeholt. Nach dem Anlass für geladene Gäste am Vorabend stehen die Bevölkerung und die Bucher-Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Auf Rundgängen werden die modernen Arbeitsplätze und hochautomatisierten Fabrikationsmaschinen gezeigt, die verschiedenen Berufe vorgestellt und natürlich wird im Festzelt für das Wohl der Besucherinnen und Besucher gesorgt – mit internationalem Angebot, ganz wie es sich für eine weltweit tätige Firma gehört.
HSF
Die Geschichte des Frutiger Unternehmens lesen Sie hier