Pflanzliche Lebensmittel sind im Trend – aber nicht auf Schweizer Äckern

  15.07.2025 Landwirtschaft

Obwohl die Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebenswaren steigt, scheitern viele Produzentinnen und Produzenten an tiefen Importpreisen, schwierigen Anbaubedingungen und fehlendem politischen Rückhalt.

Von der Landwirtschaft wird erwartet, mehr pflanzliche Lebensmittel anzubauen. Trotzdem haben jene, die es umsetzen, einen «Chrampf» damit. Das Wissen über den Anbau und auch die Verarbeitung von Linsen, Leinsamen und Co. ist in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, aber auch die Vermarktung ist ein Problem.

Beispiel Quinoa
Die Produzenten- und Labelorganisation IP-Suisse engagierte sich seit 2015 für den Anbau und die Vermarktung des Trendproduktes Quinoa. Die Organisation habe viele Ressourcen, wie auch Zeit und Geld in Produktion, Bewerbung und Absatz investiert. Der Anbau wurde bis auf 40 Hektaren ausgebaut, musste aber wegen mangelndem Absatz wieder aufgegeben werden.

Zu grosser Preisunterschied
«Wir stellen fest, dass die preisliche Konkurrenz gross ist. Die Abnehmer und am Schluss auch die Konsumentinnen und Konsumenten haben eine beschränkte Bereitschaft, die höheren Preise für inländische Ware zu bezahlen», sagte IP-Suisse-Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler an der gemeinsamen Medienkonferenz mit dem Schweizer Bauernverband, der Bio Suisse und der ersten Verarbeitungsstufe zur «besorgniserregenden Situation in der Pflanzenproduktion».

Schutz nötig
Punkto Vermarktung ist der fehlende Grenzschutz ein Problem. «Wenn wir diese Kulturen effektiv fördern wollen, dann braucht es eine Diskussion über eine Erweiterung der Zölle und der Einfuhrsysteme», sagte Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands SBV. Tatsache ist. Die wachsende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln wird über immer höhere Importe abgedeckt. So werden zum Beispiel immer mehr Teiglinge und Backwaren importiert.

Der bröckelnde Schutz der Kulturen ist ein weiterer Grund, warum die Erträge abnehmen und immer mehr Landwirte diese Kulturen aufgeben. «Wir haben bald die Hälfte aller Wirkstoffe verloren, und es kommen keine Alternativen nach», so David Brugger, Leiter Pflanzenbau des Bauernverbandes. Bei der Zulassungsbehörde gibt es einen Rückstau von 700 Dossiers.

Biolandwirte vor hohen Hürden
Ein weiteres Beispiel nennt Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse: Dank Haferdrinks, Backwaren und Müeslimischungen ist die Nachfrage nach Hafer in den letzten Jahren stark gestiegen. «Da Hafer keinen Zollschutz geniesst, ist ein kostendeckender Anbau für die Schweizer Bauern nur sehr schwer möglich», erklärt Urs Brändli.

Weitere Probleme für Biobauern sind die immer höher werdenden Hürden für den baulichen Pflanzenschutz wie die Einnetzung von Obstanlagen zum Schutz vor Hagel und Insekten.

Behörden, Politik und Konsumenten haben es in der Hand
«Die erste Verarbeitungsstufe – wie wir Mühlen – sind auf den einheimischen Anbau und die Nachfrage von Seiten der Abnehmer und Konsumentinnen und Konsumenten angewiesen, um innovative oder auch klassische Plfanzenbauprodukte zu vermarkten», führte Regula Beck, Geschäftsführerin der Mühle Landshut in Utzenstorf BE, aus. Sie appellierte dabei auch an die Verantwortung jedes einzelnen Konsumenten.

Kundschaft gefragt
Zusammenfassend meinte SBV-Direktor Martin Rufer, dass die politischen Erwartungen im Pflanzenbau und die reelle Entwicklung auseinanderklaffen würden. «Wir brauchen Lösungen beim Schutz der Kulturen und robuste Sorten, um den Pflanzenbau in der Schweiz zu erhalten. Wir brauchen Preise, die nicht nur die effektiven Produktionskosten decken, sondern es auch erlauben, ein schlechtes finanzielles Jahr aufzufangen. Beides ist heute nicht gegeben.»

Urs Tellenbach ist offen für Neues
Die Gastgeber der Medienkonferenz waren Urs und Monika Tellenbach. Sie produzieren viele Spezialkulturen auf ihren Feldern. Die Produkte daraus verarbeiten und vermarkten sie direkt in ihrem Hofladen.

Der Anbau der Spezialkulturen wie Linsen, Quinoa, Kichererbsen oder Popcornmais bietet für Urs Tellenbach ein besonderen Reiz. «Ich mag es, Neues auszuprobieren und zu pröbeln. Es ist klar, dass nicht immer alles auf Anhieb klappt.»

JASMINE BAUMANN, LID


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